Singapur. Der Brite Lewis Hamilton hat das Formel-1-Nachtrennen in Singapur gewonnen. Der Mercedes-Pilot setzte sich am Sonntag vor dem viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel und dessen Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo aus Australien durch.
Ein Elektronik-Problem am Lenkrad hat Nico Rosberg in der Formel-1-Nacht von Singapur zur Tatenlosigkeit beim souveränen Sieg des neuen WM-Spitzenreiters Lewis Hamilton verdammt. Der 29 Jahre alte Wiesbadener konnte nach seinem Aus in der 14. Runde nur noch zusehen, wie sein ungeliebter Mercedes-Teamkollege den 14. Saisonlauf gewann und ihm zum zweiten Mal in diesem Jahr die WM-Führung entriss. Hamilton raste am Sonntag zwei Stunden vor Mitternacht unter dem Feuerwerk in der Marina Bay vor Sebastian Vettel im Red Bull und dessen Stallrivalen Daniel Ricciardo durchs Ziel. Für Hamilton war es der zweite Sieg nacheinander und der siebte in diesem Jahr. "Fantastischer Job Jungs, ich danke euch", gab er nach dem Grand Prix, der wegen der Zwei-Stunden-Regel nur 60 Umläufe umfasste, über den Boxenfunk Lob an seine Crew durch.
Force-India-Pilot Nico Hülkenberg stürmte nach einer starken Aufholjagd noch auf Position neun. Für Sauber-Mann Adrian Sutil reichte es erneut nicht zu Zählern, er musste seinen Wagen nach einem weiteren verpatzten Rennen in Runde 42 abstellen.
Nach seinem zweiten Ausfall in dieser Saison büßte Rosberg die WM-Spitzenposition ein. Vor dem 15. Saisonlauf in zwei Wochen in Japan liegt Hamilton (241 Punkte) mit drei Zählern vor seinem Stallrivalen. Vettel bleibt nach dem dritten Podest dieses Jahres und seiner besten Platzierung 2014 überhaupt auf Platz sechs.
Probleme bei Rosberg
Riesige Probleme hatte Rosberg vor dem Erlöschen der Roten Ampeln. "Das Lenkrad funktioniert nicht, wie es soll", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff im TV-Sender Sky. "Wir haben es getauscht, es hat aber nix gebracht." Vor der Installationsrunde konnte der 29-Jährige keine Gänge bei seinem Silberpfeil schalten und nicht losfahren. Sein Platz als Qualifikations-Zweiter hinter Polesetter Hamilton in der Startaufstellung blieb daher leer, Rosberg musste die am Ende vergebliche Aufholjagd aus der Boxengasse starten.
Die erneute Technikpanne seines Teamkollegen bot indes dem Briten optimale Voraussetzungen, um auf dem 5,065 Kilometer langen Kurs im Titelkampf einen wichtigen Schritt zu machen. An die Fersen des stark gestarteten Hamilton heftete sich dann Vettel vor Ferrari-Star Fernando Alonso und dem zweiten Red-Bull-Mann Daniel Ricciardo.
Rosberg konnte sich auf seinem Lenkrad im Grunde nur auf die Gänge verlassen, weitere Anzeigen fehlten - nicht nur auf dem extrem kurvenreichen Kurs in Singapur ein ungeheurer Nachteil. Satte fünf Sekunden fehlten ihm danach durchschnittlich pro Runde auf den an der Spitze davonrasenden Hamilton. Und der Rückstand wuchs und wuchs.
"DISASTER!", schrieb Mercedes über Rosbergs "Blindflug" bei Twitter. Dann kehrte immerhin der Funk zurück. "Wir können dich hören Nico, wir können dich hören", teilte der Kommandostand erleichtert mit. In Runde 14 war es allerdings vorbei. Nach einem Stopp in der Garage kam Rosberg mit seinem Silberpfeil nicht mehr vom Fleck und bedeutete mit seinen Armen die Aufgabe. Wie versteinert blickte er in der Box später vor sich hin, Wolff drückte ihn aufmunternd.
"Ernüchterndes Ergebnis"
"Das sind immer außergewöhnliche Situationen. Da war irgendwo ein Mini-Defekt, nur hinten bei den Gängen hat das Lenkrad funktioniert", erklärte Rosberg. "Ich habe mich während des Fahrens schon aufgeregt. Das war nicht so schön, hinter einem Caterham herzufahren. Das ist ein sehr ernüchterndes Ergebnis." Den Grund identifizierte die Crew später an einer defekten Verbindung zwischen Lenkrad und Auto.
Unterdessen rieben sich Hülkenberg und Sutil im letzten Drittel des Feldes auf. Vorne verfolgte Vettel den souverän führenden Hamilton, der ungefährdet seinem 29. Grand-Prix-Erfolg entgegenfuhr. Dann kam quasi traditionell bei dem Nachtrennen das Safety Car auf die Strecke. Nachdem sich die Wagen von Sutil und Sergio Perez berührt hatten, lagen Teile der Force-India-Schnauze des Mexikaners auf dem Asphalt. Das Feld rückte in Runde 32 wieder näher zusammen, erst sechs Umläufe später konnten Hamilton & Co. wieder Vollgas geben.
Für den WM-Champion von 2008 natürlich ein Nachteil. Seine Gummis bauten (dpa)