Stuttgart. . Am Saisonende ist Schluss für den siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher - zumindest bei den Silberpfeilen. Ob “Schumi“ ein neues Team finden will und kann, ist offen. In 52 Rennen nach seinem Comeback erreichte er nur einen dritten Platz und eine Pole-Position.
Die Bestätigung, dass das deutsche Dream-Team in der Formel 1 gescheitert ist, kommt per Mail: Lewis Hamilton startet von 2013 an für den Mercedes-Rennstall. Damit ist nach drei Jahren das Aus für Michael Schumacher besiegelt, und der Rekord-Weltmeister fährt mit 43 Jahren vielleicht endgültig in Rente.
Das Misstrauensvotum des Konzerns betrifft auch die eigene Struktur: Künftig soll Ex-Weltmeister Niki Lauda, noch für RTL tätig, Vorsitzender des Aufsichtsgremiums im Team werden. Mercedes spricht nach dem fliegenden Wechsel des fahrenden und entscheidenden Personals vom Beginn eines „neuen Kapitels“. Mal wieder.
Zu lange gezögert
Michael Schumacher hat um das Risiko gewusst, als er 2010 nach drei Jahren Pause zurückkehrte. In 52 Rennen erreichte er nur einen dritten Platz und eine Pole-Position. Der Silberpfeil war nicht konkurrenzfähig und zu anfällig, allein in diesem Jahr gab es fünf technische Ausfälle zu beklagen. Schumacher konzentrierte sich mehr auf die Aufbauarbeit hinter den Kulissen. Das war unbequem, und wie sich jetzt zeigt, auch undankbar.
Dass seine Rekord-Statistiken nun einen kleinen Schatten bekommen haben, stört den 43-Jährigen ebenso wenig wie die Diskussion um sein Alter. Schumacher wollte unbedingt am eigenen Maßstab gemessen werden, dabei konnte er nur verlieren. Er ist Teil des Scheiterns von Mercedes. Letztendlich hatte er zu lange gezögert, im späten Frühjahr noch wollte ihn das Team weiterverpflichten, das ihm jetzt die Tür zugeschlagen hat. Aber der Perfektionist war sich nicht sicher, ob der Fortschritt weit genug gehen würde. Als er sich wieder mehr mit damit angefreundet hatte, doch noch ein oder zwei Jährchen weiterzumachen, war plötzlich Hamilton auf dem Markt. Und Mercedes musste diese Zukunftsperspektive wahrnehmen.
Schumis neues Auto
„Ich hatte drei schöne Jahre, die leider sportlich nicht so gelaufen sind, wie wir uns das alle gewünscht hatten. Ich wünsche der Mannschaft den Erfolg, für dessen Aufbau wir so hart gearbeitet hatten“, sagte Schumacher gestern. Da ist viel Wehmut dabei. Schumacher ist erleichtert, dass die Hinhalte-Taktiken vorbei sind, die Stimmung war auch ohne das Crash-Debakel von Singapur nicht besonders gut.
Konflikt mit Nikki Lauda
Und: Niki Lauda, der als Unterhändler mit Bernie Ecclestone die kommerziellen Voraussetzungen für einen Mercedes-Verbleib in der Königsklasse bis 2020 klar machte, soll nun sein Expertenwissen einbringen, damit – so der 63-Jährige – „wir möglichst bald ein schnelles Auto kriegen.“ Lauda und Schumacher, das wäre ohnehin nicht gut gegangen. So kam es schon vor der Zerrüttung.
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Ob der Abschied von Mercedes tatsächlich sein Karriereende bedeutet, ist noch offen. Sicher scheint nur, dass er nur Angebote mit Perspektiven annehmen würde – davon gibt es in der Formel 1 allerdings nicht viele derzeit. Offiziell sagte Managerin Sabine Kehm am Tag der Entscheidung nur: „Das ist heute einfach kein Thema.“
Lewis Hamilton wiederum hat für drei Jahre unterschrieben. Angeblich soll er 20 Millionen Euro pro Jahr als Fixum bekommen. Der Weltmeister von 2008 hatte sich mit dem McLaren-Rennstall überworfen und hoch gepokert. Der 27-Jährige gilt als einer der fähigsten, aber auch unberechenbarsten Grand-Prix-Piloten. Mercedes holt sich so nicht weniger Schlagzeilen als mit Schumacher ins Haus.