Melbourne. . Der Brite Jenson Button gewann überlegen den ersten Lauf der Formel-1-WM 2012 im australischen Melbourne. Weltmeister Sebastian Vettel fuhr vom sechsten Startplatz aus auf Rang zwei nach vorne und war damit am Ende ebenfalls glücklich.

Am Lächeln des Siegers beim Großen Preis von Australien hat sich nichts geändert, Breitwandformat wie gehabt. Erster Gewinner des neuen Formel-1-Jahres sein, das ist etwas Besonderes. Nur strahlte diesmal ein anderer, aber wie. Jenson Button lieh sich auch gleich Sebastian Vettels ureigene Geste auf dem Podium. Ein Fingerzeig, dass der britische McLaren-Pilot überlegen den Saisonauftakt gewann. Auch Titelverteidiger Vettel zeigte die Zähne und blendende Laune – obwohl er mit 2,1 Sekunden Rückstand Zweiter geworden war. Das hätte schlimmer kommen können, viel schlimmer. Der Heppenheimer hat vom enttäuschenden sechsten Startplatz aus standes- und landesgemäß die Känguru-Taktik angewandt: Durchboxen und nach vorn hüpfen.

„Dieser Sieg zeigt, wie wichtig der Test-Winter war“

Zum ersten Mal seit 23 Rennen hat kein Red-Bull-Rennwagen eine Runde angeführt. Das ist gewiss nicht das Ende der Ära, es zeigt nur, dass die Konkurrenz aufgeholt hat. Denn der Chrompfeil von McLaren ist nicht nur das schönste Auto im Feld, sondern auch das schnellste. Sieger Button frohlockte daher nicht nur darüber, das interne Prestigeduell gegen den von der Pole-Position gestarteten Lewis Hamilton (am Ende verbitterter Dritter) so souverän gewonnen zu haben. „Dieser Sieg zeigt, wie wichtig der Test-Winter war. Es wird ein großes Jahr für die Formel 1, eine enorme Wettbewerbsdichte, das ist schön zu sehen,“ lautete sein Fazit.

Die 58 Runden von Melbourne waren nur am Anfang und am Ende richtig packend, aber immer spannend. Und das Feld rückt zusammen, nicht nur durch den Safety-Car-Einsatz anfangs der zweiten Rennhälfte. Eine Menge Außenseiter mischten die Top Ten durch, Fernando Alonso peitschte den indiskutablen Ferrari von zwölf auf fünf, Kimi Räikkönen seinen Lotus beim Comeback aus der 17. Startposition noch auf sieben.

Sebastian Vettel machte vier Plätze gut, er hatte sich nach der ungewöhnlichen Qualifying-Misere standhaft geweigert, das böse Wort „Desaster“ anzunehmen: „Kein Grund zur Panik.“ Der 24-Jährige ist auch der amtierende Weltmeister im Positivdenken, und er zelebrierte den zweiten Platz in Gesten und Worten wie einen seiner bisher 21 Siege. „War das nicht ein großartiges Rennen, das hat richtig Spaß gemacht“, sagte er in die Runde, „es war nicht ganz einfach von Rang sechs aus. Aber ich bin dann ziemlich gut in den Rhythmus gekommen, das Auto liegt im Rennen gut. Platz zwei war unser Maximum, das hat uns gut getan heute, wir verstehen das Auto etwas besser.“

„Einfach die Lücke gesehen und auf der letzten Rille durch“

Jenson Button sorgte schnell für klare Verhältnisse, mit dem Start war der Sieg an ihn praktisch vergeben. Sebastian Vettel schnappte sich erst den am Start auf Rang vier geschossenen Nico Rosberg und ging außen vorbei („Ich habe nicht viel nachgedacht, einfach die Lücke gesehen und auf der letzten Rille durch“), nach elf Runden jagte er kampflos Michael Schumacher den dritten Rang ab, der Mercedes rollte ganglos auf dem Grünstreifen aus. Kollege Rosberg wurde beim allerletzten Umlauf noch der Reifen aufgeschlitzt, er schlitterte nur als Zwölfter in die Wertung.

Das Glück blieb dem tüchtigen Titelverteidiger treu. Der Sprung auf zwei gelang dem von der Box befeuerten Vettel („Push! Push! Push!) in Runde 37, als der Russe Petrow seinen Caterham gegen die Mauer knallte. Lewis Hamilton kam da gerade aus der Box, ihm wurde schon vorsichtiges Fahren angezeigt, Vettel konnte noch voll fahren, ging mit dem Safety-Car-Signal zum Reifenwechsel – und war beim Re-Start in Runde 42 Zweiter. Er glaubt allerdings, dass er den zweiten Briten im McLaren auch so geschnappt hätte. Reihenweise jagte er am Ende die eigene Rundenbestzeit, aber Button war zu weit weg.

Für den schon am nächsten Sonntag anstehenden Großen Preis von Malaysia kündigte er noch in Melbourne an: „Das gefällt uns natürlich nicht, wenn uns McLaren auf der Nase herumtanzt...“