Barcelona. Der Vertrag von Michael Schumacher bei Mercedes läuft Ende der Saison aus. Der Rennstall würde gerne mit seinem Piloten verlängern, ihn jedoch dabei “nicht drängen“. Der Rekordweltmeister macht derweil seine Zukunft auch von Qualität des Autos abhängig.
Als die Frage nach seiner Zukunft kam, lächelte Michael Schumacher kurz und setzte sein Pokerface auf. "Es gibt keinen Grund, jetzt schon darüber zu reden. Ich werde meine Entscheidung treffen, wenn die Zeit gekommen ist", sagte der Mercedes-Pilot. Auch sonst wirkt Schumacher bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona entspannt. Der Vertrag des Rekordweltmeisters läuft nach dieser Saison aus. Nach bislang zwei für ihn enttäuschenden Jahren im Silberpfeil will der 43-Jährige nun angreifen. Und denkt deshalb erst einmal an die Gegenwart.
Die Vergangenheit – noch kein Podestplatz mit Mercedes seit seinem Rücktritt vom Rücktritt Ende 2009 – ist abgehakt. Trotzdem genießt der siebenmalige Champion weiter die Rückendeckung des Teams. Dass Mercedes mit Schumacher im Silberpfeil glänzen will, daraus haben Teamchef Ross Brawn und Sportchef Norbert Haug nie einen Hehl gemacht. Und dass sich Schumacher am liebsten mit seinem achten WM-Titel endgültig aus der Motorsport-Königsklasse verabschieden würde, ist kein Geheimnis.
Mercedes will Schritt für Schritt zurück an die Spitze
Die Entscheidung, wie es weitergeht, liegt bei Schumacher selbst. "Wir haben noch Zeit und werden Michael nicht drängen, das ist der falsche Ansatz", sagte Haug. Schumacher lässt durchblicken, dass er klare Erwartungen hat, ehe er seine Zukunft angeht. Er hofft, dass sich sein Arbeitgeber auch in punkto Entwicklungszeit verbessert: "Das ist das, was ich dieses Jahr erwarte."
Doch Mercedes ist bei der Formulierung des Saisonziels vorsichtig geworden. Der Anspruch ist zwar die Rückkehr an die Spitze der Formel 1. Dies allerdings nicht mit Gewalt, sondern Schritt für Schritt. "Es gibt keine andere Möglichkeit. Man will ja nicht Schritt für Schritt gehen, aber dabei dann hinfallen. Insofern ist es der einzig richtige Weg", sagte Schumacher. Haug verglich den langen Weg zurück zu einem siegfähigen Auto mit einem Bergsteiger, der mehrere Zwischenlager aufsuchen müsse, bis er den Gipfel erreiche.
Schumacher wartet auf den 92. Sieg
Offiziell heißt das: Mercedes will besser sein als der vierte Platz in der Konstrukteurswertung in der vergangenen Saison und die zuletzt enteilten Topteams Red Bull, McLaren und Ferrari öfter ärgern. "Wenn wir das hinkriegen, dann habe ich sicher viel Spaß dabei", sagte Schumacher, der seit mehr als fünf Jahren auf seinen 92. Grand-Prix-Sieg wartet.
Doch Schumacher ist optimistisch, dass es weiter nach vorne geht. "Wir haben mächtig zugelegt und uns verstärkt. Es ist davon auszugehen, dass wir qualitativ besser aufgestellt sein werden", sagte Schumacher. Die ersten Eindrücke vom neuen Silberpfeil bei den Testfahrten in Barcelona sind trotz eines Hydraulikproblems positiv. "Für uns ist das Auto sehr transparent, auch mit der Nase", sagte Schumacher über den gewöhnungsbedürftigen Höcker: "Doch das Wichtigste ist, was man am Ende auf der Uhr sieht." Davon wird Schumacher dann auch seine Zukunft abhängig machen
Rosberg zuversichtlich
Mercedes-Pilot Nico Rosberg versprüht jedenfalls an seinem ersten offiziellen Testtag mit dem neuen W03 Zuversicht über den neuen Silberpfeil. „Mein Gefühl ist sehr positiv“, sagte er am Mittwoch in der Mittagspause in Barcelona: „Wir haben schon sehr viel gelernt, wir müssen das neue Auto richtig kennenlernen und verstehen.“ Beim ersten Vergleich mit den Konkurrenten hat Rosberg auch schon einige für ihn offenbar angenehme Erkenntnisse gewonnen. „Ich kann schon ungefähr sehen, wo man im Vergleich zu den anderen ist“, sagte Rosberg, verraten wollte er seine Meinung aber noch nicht.
Zufrieden ist Rosberg, dass sein neues Auto im Vergleich zum Vorjahr offenbar von Beginn an recht zuverlässig ist, lediglich ein kleines Hydraulikproblem hatte seinen Teamkollegen Michael Schumacher am Dienstag etwas gebremst. „Wir arbeiten jetzt zu 100 Prozent an der Leistungsfähigkeit, im letzten Jahr waren es noch 70 Prozent an der Haltbarkeit“, meinte er.
Der neue Mercedes wurde erst am Dienstag offiziell vorgestellt, nachdem die Stuttgarter sich eine längere Entwicklungszeit gegönnt hatten. Vor der eigentlichen Enthüllung in Barcelona hatten Rosberg und Schumacher schon knapp 500 Kilometer bei Funktionstests, Filmaufnahmen und einem privaten Testtag abgespult.