Köln. Als Sebastian Vettel bei der Enthüllung seines neuen Weltmeister-Autos sein erstes Interview nach Wochen gab, konnte man dem 24-Jährigen den Tatendrang förmlich ansehen. Frisch und ausgeruht wirkte er, und Vettel ist offenbar zufrieden mit dem, was ihm sein Red-Bull-Team da hingestellt hat.

Das lange Warten hat für Sebastian Vettel endlich ein Ende: Mit den Testfahrten im spanischen Jerez beginnt ab Dienstag allerdings auch die Jagd auf den Formel-1-Weltmeister. "Darauf hat man den ganzen Winter gewartet. Es ist schön rauszufahren, und zu spüren, dass man wieder ordentlich Dampf unter der Haube hat und sich etwas tut, wenn man aufs Gas tritt", sagte Vettel, dessen neuer RB8 am Montag enthüllt wurde.

Allerdings muss sich Vettel in Geduld üben. Die Ehre der Jungfernfahrt wird seinem Teamkollegen Mark Webber zuteil. Da die Teams während der Tests nur mit jeweils einem Auto auf die Strecke dürfen, darf der Australier an den ersten beiden Tagen in Jerez im RB8 ran. Erst am Donnerstag und Freitag kehrt Vettel erstmals seit dem WM-Finale in Brasilien Ende November auf den Asphalt zurück. Dort tummeln sich reichlich WM-Titelträger. Neben Vettel sind in Fernando Alonso, Jenson Button, Lewis Hamilton, Michael Schumacher und Kimi Räikkönen fünf weitere Weltmeister dabei.

Mercedes testet neuen W03 erst in Barcelona

Noch mehr Geduld als Vettel müssen Michael Schumacher und Nico Rosberg bei Mercedes aufbringen. Auch wenn Mercedes die ersten Testfahrten mit dem neuen W03 in Jerez bewusst sausen lässt, ist man nach der enttäuschenden Saison 2011 voller Zuversicht. Dass man das neue Auto erst später auf der Strecke teste, sei eine wohlüberlegte Entscheidung gewesen, sagte Motorsportchef Norbert Haug. Man wolle lieber von der dadurch gewonnenen Entwicklungszeit profitieren.

"Wenn man für die Entwicklung eines Autos ein Zeitfenster von einem halben Jahr hat, dann können zehn Tage durchaus entscheidend sein", wird Haug von "Autosport" zitiert. Mercedes verliert von den insgesamt zwölf Testtagen also vier, testet in Jerez mit einem alten Modell. Kein Problem für Haug. "Wir folgen einfach strikt unserem eigenen Prozess und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt." Auch Rekordweltmeister Schumacher bleibt trotz des reduzierten Testprogramms gelassen. "Wir haben im vergangenen Jahr gesehen, dass sich die Wahrheit erst auf dem Platz zeigte, wie man im Fußball so schön sagt", erklärte der 42-Jährige. Selbst nach den Wintertests könne man die Situation noch nicht richtig beurteilen.

Hülkenberg auf der Suche nach dem Formel-1-Feeling

Nico Hülkenberg will die Testfahrten nach einem Jahr Pause als Ersatzfahrer bei Force India vor allem nutzen, um das Formel-1-Feeling zurückzubekommen. "Das Wichtige wird sein, das Qualifying und das Rennen zu simulieren, spätestens bei den Tests in Barcelona. Das ist zwar der normale Ablauf, aber dieses Mal wird es für mich noch ein Stück wichtiger sein", sagte der 24-Jährige, der in der vergangenen Saison lediglich in den Trainingssessions am Freitag zum Einsatz kam, im Dezember aber trotzdem das Cockpit von Adrian Sutil erhielt.

Der italienische Traditionsrennstall Ferrari hofft auf die Rückkehr zu erfolgreicheren Zeiten. "Fernando, Felipe und das gesamte Team werden alles dafür geben", sagte Teamchef Stefano Domenicali. Allerdings habe man nur zwölf Tage, um das neue Auto und die neuen Pirelli-Reifen zu testen. Und auch McLaren wirft alles in die Waagschale, um Red Bull und Vettel zu stoppen. "Es ist ein fantastisches Auto", sagte Lewis Hamilton zum neuen Renner. "Wir müssen aus der Box kommen und stark sein", kündigte Teamkollege Jenson Button an. Ende des Monats proben die Teams noch zwei Mal in Barcelona, ehe am 18. März mit dem Großen Preis von Australien die neue Saison beginnt. (dapd)