Montreal. Bahrain überholt die Formel-1-Verantwortlichen und verzichtet auf das diesjährige Rennen. Die Verantwortlichen konnten sich zuvor in einem Kreisverkehr an Peinlichkeiten nicht zu einer erneuten Absage durchringen.

Zayed Rashid al Zayani hat der Formel 1 über Nacht aus ihrer großen Patsche geholfen. Während am Rande des Großen Preises von Kanada alle beteiligten Parteien in einem Kreisverkehr der Peinlichkeiten sich nicht zu einer erneuten Absage eines Grand Prix in Bahrain durchringen konnten, kam der Chef der Rennstrecke im arabischen Königreich dem Automobilweltverband FIA, dem Promoter Bernie Ecclestone und den Teams zuvor. Der Nachholtermin am 30. Oktober ist nach dieser Ansage Makulatur: „Während Bahrain froh gewesen wäre, am 30. Oktober einen Grand Prix zu sehen, ist es uns klar geworden, dass dieser Termin nicht gehalten werden kann – und wir respektieren diese Entscheidung völlig“, begründete Al Zayani.

Es klingt beinahe lyrisch, was aus dem Inselreich noch dazu verlautete: „Bahrain hat kein Verlangen danach, ein Rennen zu sehen, das die Saison verlängern und die Freude der Fahrer, Teams und Fans beeinträchtigen würde.“ Positiv und konstruktiv wolle Bahrain seine Rolle im Motorsport spielen. Also genau so, wie man es von den anderen Beteiligten hätte erwarten können.

Auch Sebastian Vettel, der nun nur noch 19 statt 20 Chancen auf seine Titelverteidigung hat, hatte sich sichtlich unwohl gefühlt. Der Weltmeister machte es sich im Poker um den Nachholtermin für Bahrain einfach. Zu einfach? Am Ende hat der Heppenheimer Recht behalten: „Wir haben Anfang Juni, und es kann sein, dass das Rennen erst im Advent stattfindet, deshalb lohnt es nicht, allzu sehr darüber nachzudenken, ehe etwas definitiv entschieden ist.“

Webber bezog kritisch Stellung

Red-Bull-Teamkollege Mark Webber war der einzige, der massiv Stellung gegen das Rennen im arabischen Königreich bezogen hatte, das zum Saisonstart nach den blutigen Unruhen und dem Einsatz saudischer Militärs gegen die Demokratiebewegung abgesagt worden war: „Wo es um Menschen und Menschenrechte geht, gibt es Wichtigeres als die Formel 1.“

Der rasende Wanderzirkus war in der Gemengelage aus politischen, sportlichen, finanziellen und moralischen Interessen erneut in großer Gefahr, zum Propaganda-Vehikel missbraucht zu werden. Am 30. Oktober, so hatte der Automobilweltverband FIA noch vergangene Woche entschieden, solle der Grand Prix von Bahrain nachgeholt werden.

Sexy Monaco

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Dieser Entscheidung der Funktionäre, die damit den Rennkalender zum Saisonende umkrempeln wollten, war der Bericht des spanischen FIA-Vizepräsidenten Carlos Garcia zu Grunde gelegt worden, der in einem satirisch anmutenden Dossier über Treffen mit dem Kultusminister, den Besuch beim (staatlichen) Menschenrechts-Institut und den Einkaufsbummel in der größten Shopping Mall des arabischen Landes schreibt. FIA-Präsident Jean Todt kokettierte nach der Abstimmung bei der jüngsten Weltrat-Versammlung in Paris, dass er gar nicht alle Handzeichen habe zählen müssen, um die Einstimmigkeit zu erkennen.

Öffentlicher Protest

Die meisten Formel-1-Rennställe hatten gegen eine weitere Verschiebung in den eigentlichen Ferien- und Vorbereitungsmonat Dezember schon öffentlich ihren Protest bekundet. In einem Land, das gerade den Ausnahmezustand wieder aufgehoben hatte zu fahren, mutet ohnehin merkwürdig an – doch da viele Teams, allen voran McLaren, Mercedes und Ferrari ihre Finanzierung aus dem Mittleren Osten bekommen, wollte keiner einen Affront wagen. Die Rennstallorganisation FOTA hat dann schließlich doch offiziell bei FIA-Präsident Todt protestiert und darauf verwiesen, dass im Formel-1-Grundgesetz namens Concorde Agreement klar geregelt sei, dass der Weltrat ohne Zustimmung der Teams keine Rennen ansetzen könne. Ein blamabler Formfehler.

Und womit Jean Todt nicht gerechnet hatte: Grand-Prix-Promoter Bernie Ecclestone, lange aus finanziellen Gründen (in Manama geht es um – bereits überwiesene – 25 Millionen Euro Antrittsgeld) ein Befürworter des Rennens, machte am Anfang der Woche eine abrupte Kehrtwende und schenkte dem FIA-Bericht, in dem von „Normalität, Versöhnung, absoluter Ruhe und Stabilität“ die Rede war, offenbar so wenig Glauben wie die Menschenrechtsorganisationen „Human Rights Watch“ und „Amnesty International“, die die Rolle der Formel 1 angeprangert hatten.

Vettelmania in der Formel 1

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