Le Castellet. In Frankreich ist Mercedes wieder deutlich schneller als Ferrari-Pilot Vettel. Der Kampf um den aberkannten Sieg von Montréal ist gescheitert.
Auf die Ernüchterung im Training folgte für Sebastian Vettel die krachende Niederlage vor den Sportrichtern. Kurz nach den wenig ermutigenden Übungsrunden für das Formel-1-Gastspiel in Frankreich schmetterten die Rennkommissare am Freitag den Antrag von Ferrari auf eine Neubewertung der umstrittenen Zeitstrafe ab, die Vettel vor zwei Wochen in Kanada den Sieg gekostet hatte. Es gebe «keine wesentlichen und relevanten neuen Elemente» in der Beweisführung der Scuderia, hieß es nach einer 35-minütigen Anhörung in Le Castellet.
Damit bleibt der eigentlich zweitplatzierte Lewis Hamilton Sieger des Rennens vom 9. Juni, Vettel muss sich mit Rang zwei begnügen. Und auch auf der Strecke lief es in Südfrankreich nicht nach Wunsch für den Hessen. Selbst im aufgefrischten Ferrari konnte er das Tempo seiner Mercedes-Rivalen im Training nicht kontern.
Sieben Zehntelsekunden fehlen
Mehr als sieben Zehntelsekunden fehlten Vettel als Vierter zur Bestzeit des finnischen Silberpfeil-Fahrers Valtteri Bottas. Auch WM-Spitzenreiter Hamilton war im Mercedes trotz einiger Fahrfehler schneller als sein deutscher Dauerrivale und wurde Zweiter. Auf Rang drei kam Vettels Teamkollege Charles Leclerc zurück in die Garage.
Titelverteidiger Hamilton führt vor dem achten WM-Lauf am Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky) schon mit 62 Punkten Vorsprung vor dem drittplatzierten Vettel. Deshalb hatte Ferrari alles daran gesetzt, den verlorenen Sieg von Montréal am Grünen Tisch zurückzubekommen.
Strafe wegen gefährlichen Fahrens
Der 31 Jahre alte Hesse war in Kanada zwar als Erster ins Ziel gefahren. Wegen einer Fünf-Sekunden-Strafe rutschte er aber im Klassement hinter Hamilton. Auslöser war ein Fahrfehler von Vettel. In Führung liegend war der viermalige Weltmeister ins Gras neben der Strecke geraten, bei seiner Rückkehr auf den Asphalt hatte er Verfolger Hamilton nahe an eine Mauer gedrängt.
Die Stewards verhängten noch während des Rennens die Strafe gegen Vettel wegen gefährlichen Fahrens. Dieser beteuerte, es habe sich nicht um ein absichtliches Manöver gehandelt. Kurz vor der Anhörung in Frankreich hatte der viermalige Weltmeister versichert, er bleibe bei seiner Meinung. Der Eklat löste eine heftige Diskussion über das Regelwerk und die Eingriffe der Rennkommissare aus.
Kein Erfolg vor dem Sportgericht
Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies sprach vor seinem Auftritt bei den Sportrichtern am Freitag von "überwältigenden Beweisen" zugunsten von Vettel. Dieser habe keinen Regelbruch begangen. Als Belege dafür hatte das Team diverse Videoaufnahmen, Telemetriedaten aus dem Auto, Aussagen von Vettel und sogar eine Analyse des TV-Experten Karun Chandhuk vorgelegt. Ohne Erfolg.
So bleibt Ferrari in diesem Jahr weiter sieglos. Auch in Le Castellet startet Mercedes als Favorit. Die ersten sieben Saisonläufe hat das Weltmeister-Team allesamt gewonnen. Auch im Vorjahr gewann Hamilton auf dem quietschbunten Kurs nahe Marseille. Am Freitag indes zeigte sich der 34-Jährige noch leicht unkonzentriert.
Hamilton mit spektakulärem Unfall
Hamilton krachte am Nachmittag spektakulär gegen einen gelben Poller und rutschte über die Strecke. Der hinter ihm fahrende Max Verstappen im Red Bull wich aus, Hamilton hob entschuldigend die Hand. Dass der Lapsus Folge der verspäteten Anreise des Champions wegen seines Abstechers zur Pariser Modewoche war, blieb unbewiesen.
Sicher ist aber, dass der Vorsprung der Silberpfeile auf die Verfolger weiter beträchtlich ist. Der neue Frontflügel und weitere technische Verbesserungen brachten Ferrari noch nicht entscheidend vorwärts. "Wir arbeiten wirklich hart und können hoffentlich die Lücke weiter schließen", sagte Vettel. Viel Hoffnung machte ihm der bittere Freitag dabei nicht. (dpa)