Auch Eddie Jordan, Michael Schumachers erster Teamchef in der Formel 1, rechnet mit einem "Schumi"-Comeback für das neue Mercedes-Team: "Es wird so kommen."
Michael Schumacher zu Mercedes - die Gerüchte um ein deutsches Dreamteam in der WM 2010 bekamen am Wochenende neue Nahrung. "Dieser Gedanke wird seit ein paar Wochen sehr aktiv vorangetrieben, und es wird auch so kommen", sagte Schumachers erster Teamchef Eddie Jordan im Gespräch mit der BBC. Englische Zeitungen hatten zuletzt berichtet, der siebenmalige Weltmeister solle 2010 beim neuen Mercedes-Team den Platzhalter für Jungstar Sebastian Vettel spielen, der noch bis 2011 bei Red Bull unter Vertrag steht.
Von Mercedes-Sportchef Norbert Haug kam kein eindeutiges Dementi. "Es gibt immer Spekulationen in diesem Sport, besonders natürlich dann, wenn Cockpits noch nicht besetzt sind", sagte Haug der Bild am Sonntag: "Und es gibt Träume, und das ist auch gut so. In Erfüllung gehen diese Träume deshalb noch lange nicht." Schumachers Pressesprecherin Sabine Kehm wiegelte ab. "Michael genießt sein Leben. Eine Rückkehr in die Formel 1 ist momentan kein Thema", sagte sie dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Schumacher selbst, derzeit zum Kartfahren in Las Vegas unterwegs, hat sich zu den Spekulationen bislang noch nicht geäußert. "Wir sind jetzt hier in Las Vegas, und ich freue mich sehr auf diese Veranstaltung", ließ er auf seiner Homepage (www. michael-schumacher.de) wissen: "Für mich ist Kartsport immer noch die beste aller Schulen für Motorsportler, nur hier kannst du den Zweikampf und die technischen Details so gut lernen."
Jordan: "Beiden läuft das Wasser im Mund zusammen"
Derweil erzählte Eddie Jordan der BBC von einem Treffen zwischen Schumacher, Mercedes-Teamchef Ross Brawn und Mercedes-Vorstand Dieter Zetsche beim Saisonfinale Anfang November in Abu Dhabi: "Michael und Ross haben die Diskussion darüber seitdem vertieft, ich bin sicher, beiden läuft das Wasser im Mund zusammen." Ross Brawn, das geniale "Super-Hirn" der Formel 1, war Schumachers Wegbegleiter bei allen sieben WM-Titeln, zuerst bei Benetton, später bei Ferrari.
Im neuen Mercedes-Werksteam hat der Mann, dessen Rennstall unter dem Namen Brawn GP 2009 die Konstrukteurs-WM und mit dem Briten Jenson Button die Fahrer-WM gewann, als Teamchef das Sagen. Button fährt nächstes Jahr für McLaren, und Jordan ist auch klar, warum: "Er musste den Platz als Nummer eins im Team für Schumacher räumen." Der Sensations-Deal sei nur deshalb noch nicht vermeldet worden, weil Schumacher nach wie vor als Berater bei Ferrari unter Vertrag steht. "Aber soweit ich weiß, wird er in diesen Tagen Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo treffen, um die Freigabe für Mercedes zu erhalten", sagte Jordan der BBC.
Im August war Schumachers geplantes Formel-1-Comeback für Ferrari fast drei Jahre nach seinem Rücktritt daran gescheitert, dass er wegen der Nachwirkungen eines schweren Motorradunfalls im Februar körperlich nicht in der Lage war, den Belastungen in einem Formel-1-Auto standzuhalten. Damals berichtete ein tief enttäuschter Schumacher allerdings, die Ärzte hätten ihm versichert, "dass bis Weihnachten wieder alles in Ordnung ist".
Auch andere Deutsche in der Verlosung
Tatsache ist auch, dass Mercedes noch keinen Fahrer für 2010 verpflichtet hat. "Alle, die fähig sind, stehen auf dem Zettel", sagte Norbert Haug der Bild am Sonntag: "Mit allen Fahrern, mit denen wir sprechen, haben wir Vertraulichkeit vereinbart." Angeblich sollen Nico Rosberg und Nick Heidfeld die besten Chancen haben, auch der Name Adrian Sutil wird genannt. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sprach sich in der Londoner Daily Mail ganz klar für Schumacher aus: "Es wäre absolut fantastisch für die Formel 1."
Sollte der erfolgreichste Rennfahrer der Geschichte, der im Januar 41 Jahre alt wird, tatsächlich als Mercedes-Pilot in die Formel 1 zurückkehren, würde sich für beide Seiten ein Kreis schließen. 1990 wurde der damals 21-jährige Rheinländer Werksfahrer im Mercedes-Junior-Team, das mit knapp 1000 PS starken Prototypen in der Sportwagen-Weltmeisterschaft startete.
Unter der Regie des damaligen Rennleiters Jochen Neerpasch ging Schumacher ebenso wie seine späteren Formel-1-Kollegen Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger durch die harte Mercedes-Schule, die er als voll ausgebildeter Profi Ende des Jahres verließ. 1991 fuhr er dann in Spa im Team von Eddie Jordan sein erstes Formel-1-Rennen - der Rest ist Geschichte.