London. Formel-1-Weltmeister Jenson Button unterschreibt bei McLaren und bildet ein englisches Duo mit Lewis Hamilton. Für Kimi Räikkönen ist kein Platz mehr.

In englischen Zeitungen ist bereits vom „Länderkampf” in der Formel 1 die Rede. Nachdem McLaren gestern die Verpflichtung von Weltmeister Jenson Button bestätigt hat, steht zumindest so viel fest: Mit Button und seinem Vorgänger Lewis Hamilton verfügt McLaren über die Champions der letzten beiden Jahre - und beide kommen aus England. Ob demgegenüber das neue Mercedes-Werks-team als rein deutsche Mannschaft an den Start gehen wird, steht indessen noch immer nicht endgültig fest. Zwar wird die aus dem Weltmeister-Rennstall Brawn GP hervorgegangene Truppe unter deutscher Flagge fahren, doch ob tatsächlich der in Wiesbaden geborene Nico Rosberg und der Mönchengladbacher Nick Heidfeld das Fahrer-Duo bilden werden, wurde auch gestern nicht offiziell bestätigt.

Fest steht allerdings nach dem Button-Wechsel: Kimi Räikkönen, im Ferrari Weltmeister 2007 geworden, wird eine Formel-1-Pause einlegen – falls der Finne überhaupt noch einmal zurückkehrt. Er ist sozusagen das „Opfer” der neuesten Rochade.

Alonso verdrängt den "Iceman"

Bei den „Roten” aus Italien war für den „Iceman” kein Platz mehr, nachdem dort Spaniens Doppel-Champion Fernando Alonso (2005, 2006) angeheuert hatte. Zwar verfügte Räikkönen auch für das kommende Jahr noch über einen gültigen Ferrari-Vertrag, doch als dritter Mann neben Felipe Massa (Brasilien) und Alonso war der Finne schließlich zu viel an Bord und hätte 2010 kein Auto mehr bekommen. Wie viel Geld sich Ferrari Räikkönens Verzicht auf den Kontrakt kosten ließ, wurde nicht bekannt. Es dürften etliche Millionen gewesen sein.

Der Versuch des Finnen, ein anderes Spitzenteam für die bevorstehende Saison zu finden, ist seit der gestrigen „Hochzeit” Button/McLaren geplatzt. Stets hatte Räikkönen erklärt: „Ich bleibe nur in der Formel 1, wenn ich die Chance habe, um den Titel mitzufahren.” McLaren wäre seine letzte Option gewesen. „Die Alternativen in der Formel hießen McLaren oder nichts”, ließ sein Manager Steve Robertson gestern durchblicken, „nachdem keine Einigung mit McLaren erzielt werden konnte, wird Kimi zumindest 2010 nicht in der Formel 1 fahren”.

McLaren-Chef: „Es ging nicht nur um Geld.”

Vermutlich wird Räikkönen zunächst einen Abstecher in die Rallye-Weltmeisterschaft unternehmen, wo er bereits im vergangenen Sommer sein Debüt gegeben hat. Allerdings war er bei der Finnland-Rallye mit einem Fiat Grande Punto nach einem Unfall ausgeschieden. Interesse hat Räikkönen zudem an einem Start beim Langstrecken-Klassiker in Le Mans bekundet. Gescheitert sein dürfte sein Wechsel zu McLaren vor allem an zu hohen Gehaltsforderungen. Selbst als amtierender Weltmeister gilt Jenson Button dort als die „billigere” Lösung. Dessen bisheriger Teamchef Ross Brawn hatte dem Engländer, der vor der Saison auf einen Großteil der ihm vertraglich zustehenden Bezüge verzichtet hatte, lediglich eine Erhöhung auf 4,5 Millionen Euro geboten. Dies war Button zu wenig.

„Wir haben ihm ein faires Angebot gemacht und machen ohnehin einen Neuanfang”, sagte dazu Mercedes-Sportchef Norbert Haug, „wir akzeptieren seine Entscheidung und wünschen Jenson alles Gute”. In England heißt es, bei McLaren würde Button pro Jahr sieben Millionen Euro verdienen.

Wie Clark/Hill 1968 bei Lotus

Erstmals seit Jim Clark und Graham Hill 1968 bei Lotus fahren damit nun zwei britische Weltmeister gemeinsam in einem Team - was unter den traditionsbewussten Landsleuten von Hamilton und Button bereits ein enormes Echo ausgelöst hat. „Ich hoffe, wir können McLaren und ganz Großbritannien stolz machen”, sagte gestern dazu Jenson Button.

Sein künftiger Teamkollege hat die neue Konstellation ebenfalls schon begrüßt. „Ich kenne Jenson, wir kommen gut miteinander aus”, sagte Hamilton, „und ich denke, wir werden schnell zu einer guten Zusammenarbeit finden. Die heutige Nachricht ist fantastisch für alle britischen Sportfans und ich glaube, wir können McLaren zum besten Team in der Startaufstellung machen.”

Ähnlich optimistisch äußert sich auch McLaren-Chef Martin Whitmarsh: „Es war immer unsere Politik, die zwei bestmöglichen Fahrer zu verpflichten.” Buttons Entscheidung, so Whitmarsh weiter, habe „nichts mit Geld zu tun.” Diese Version stößt in der Fachwelt aber auf Zweifel. Niki Lauda: „Da ging's tatsächlich nur ums Gehalt.”