Beim Formel-1-Rennstall Ferrari häufen sich die technischen Probleme. Intern wird Sebastian Vettel den Druck auf sein Team erhöhen.
Für das, was da am Sonntag passiert war zu Beginn des Großen Preises von Japan, legte Maurizio Arrivabene eine beachtliche Contenance an den Tag. Zweiter Ausfall von Sebastian Vettel in drei Formel-1-Rennen, zweite technische Panne in Folge bei Ferrari. Die Titelhoffnungen bei einem Rückstand von 59 Punkten vor den letzten vier Rennen sind nur noch theoretischer Natur.
Doch der Teamchef konkurrierte in Sachen Widerstandsfähigkeit mit dem Gel Marke Ultrastrong in seinem grauen Haar. Nur in dem Moment, als er noch einmal den langen Gang von der Garage zurück ins Fahrerlager schritt, befiel ihn die Panik. Fieberhaft klopfte er seine Taschen ab, die klassische Reaktion, wenn jemand sein Handy vermisst. Es könnte ja sein, dass Sergio Marchionne, der oberste Boss von Ferrari, Gesprächsbedarf hätte. Die Fahndung nach dem Mobiltelefon war so dringend wie die Suche nach dem Fehler beim italienischen Rennstall. Nicht dem an Vettels stotternder „Gina“, sondern dem im System.
In der Rolle des Zwangs-Optimisten
In zwei Wochen in Austin/Texas hat Mercedes-Pilot Lewis Hamilton die erste Chance auf seinen vierten Titel, wenn er in den USA 16 Punkte mehr holt als Vettel. Von der Einstellung, vom Können und von den Autos her stehen sich Vettel und Hamilton in nichts nach. Der Unterschied, so sieht es Hamilton, liegt vielleicht im Wörtchen „akribisch“. Das benutzt er, um die Einstellung des Mercedes-Teams zu beschreiben. Tatsächlich hatte es am Sonntag auch am Silberpfeil ein Zündkerzenproblem gegeben. Aber das fragliche Teil wurde in aller Ruhe gewechselt. Bei Ferrari brach die Panik erst auf dem Weg in die Startaufstellung aus, da war es zu spät, die defekte Kerze zu wechseln.
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Den Handlungsbedarf in der Qualitätskontrolle bestätigt auch Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen: „Unsere Probleme kommen aus dem Nichts. Wir müssen diesen Dingen auf die Spur kommen.“ Sonst wird es eng, vor allem für Teamchef Arrivabene. Als möglicher Nachfolger gilt Mattia Binotto, der Technikchef – und der eigentlich Verantwortliche für die Fehler.
Für die Italiener beginnt jetzt eine entscheidende Phase, sie müssen Stärke zeigen. Sebastian Vettel sieht sich in der Rolle des Zwangs-Optimisten, des Mannschaftskapitäns, des Motivators. Intern muss er den Druck erhöhen auf sein Team. Vettel hat den direkten Draht zu Ferrari-Bos Marchionne, er muss ihn nutzen. Würde sich ihm die Vertrauensfrage allerdings dauerhaft stellen, hätte er gerade wohl kaum seinen Vertrag um drei Jahre verlängert.