Suzuka. . Eine Zündkerze verhinderte eine Aufholjagd von Sebastian Vettel in Japan. 59 Punkte Vorsprung kann Lewis Hamilton kaum einer mehr nehmen.
Um im Bild zu bleiben: Es gibt nur noch ein Fünkchen Hoffnung für Sebastian Vettel, in dieser Formel-1-Saison seinen ersten Weltmeistertitel mit Ferrari einzufahren. Jenes Fünkchen, das einer der Zündkerzen im Ferrari schon am Start zum Großen Preis von Japan fehlte, den Lewis Hamilton vor Max Verstappen und Daniel Ricciardo gewinnen konnte. Der Heppenheimer musste nach dem neuerlichen technischen Desaster sein Auto schon nach vier Runden abstellen. Der Silberpfeil lief dafür wie am Schnürchen, Hamilton hat vier Rennen vor Saisonende 59 Punkte Vorsprung und kann schon beim nächsten Rennen im texanischen Austin zum vierten Mal Weltmeister werden. Ein Titelrennen, das über die Zuverlässigkeit entschieden wird.
Oder im Umkehrschluss: über die Unzuverlässigkeit. Vor drei Wochen, zum Start der Asientournee, betrug der Rückstand von Sebastian Vettel nur drei Punkte. Der Ferrari galt zur rechten Zeit als das schnellste Auto im Feld. Dann räumten sich die beiden Roten in Singapur gegenseitig ab, in Malaysia reichte es nach Motorenwechseln nur zur Schadensbegrenzung, jetzt folgte die peinliche Panne von Suzuka. Die Verwarnung durch die Rennkommissare, weil er nicht in der ersten Reihe bei der japanischen Nationalhymne stand und lieber seinen fieberhaft am Motor arbeitenden Mechanikern zuschaute, konnte Vettel verkraften. Nicht aber den technischen K.o.
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Tapfer stellte er sich vor seine Mannschaft. Das Selbstwertgefühl zumindest hat nach den in Summe selbst verschenkten und verpatzten letzten Rennen nicht gelitten. Auch wenn er gerade mal 20 Kilometer weit kommt, hielt er sich für den eigentlichen Sieger: „Wir haben versucht, das Problem noch zu lösen. Ich hätte mit dem Start, den ich hatte, schon an Lewis vorbeiziehen können.“ Die Realität aber musste dann selbst der unerschütterliche Optimist in ihm hinnehmen: „Aber so weit sind wir nicht gekommen. Manchmal gehen Dinge halt auch kaputt, so ist das eben.“ Sein Ex-Teamchef Christian Horner, unter dem er viermal den Titel geholt hat, sprach von einem „vernichtenden Schlag“.
Hamilton kniet vor seinem Auto
Die Formel-1-Gemeinde wird bei 100 noch zu vergebenden Punkten vermutlich um das beste Kopf-an-Kopf-Rennen seit Jahren gebracht, falls sie nicht doch noch ein rotes Wunder erleben sollte. Lewis Hamilton kann sich schon im nächsten Rennen krönen, wenn er gewinnt und Vettel nicht unter die ersten Fünf kommen sollte.
Der Brite, der mit einem Silberpfeil in Normalform den Höhepunkt seines Rennfahrerlebens erreicht hat, sieht nach seinem achten Saisonsieg keinerlei Anlass, irgendetwas an seiner Herangehensweise zu ändern: „Ich sehe es nicht so, dass ich schon eine Hand am Pokal habe. Ich trete das Pedal weiter voll durch.“ Keine unnötigen Risiken mehr eingehen, einfach weitermachen wie bisher.
Die Vibrationen, die Hamilton am Silberpfeil spürte, waren am Ende doch gute. Und so kniete er nieder vor seinem Auto, streichelte den Kühler und ahmte auf dem Podium den Mobot nach, den Siegestanz des britischen Leichtathleten Mo Farah, der Gast in der Mercedes-Box war. „Ich kann es kaum glauben“, sagte er nach seinem 61. Grand-Prix-Sieg und sparte nicht am Mitgefühl für den Gegner: „Ich hatte mich wieder auf ein gutes Rennen gegen Sebastian gefreut. Er hat unglaubliches Pech.“
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Rosberg macht Vettel Mut
Vom Noch-Titelverteidiger Nico Rosberg, der im Rahmen seiner Praktika diesmal als Kommentator für „Sky“ im Einsatz war, gab es Zuspruch für Vettel und Ferrari, nicht unbedingt für seinen Ex-Arbeitgeber: „Lewis hat einen Lauf. Ich hoffe, dass Sebastian es noch irgendwie spannender machen kann, aber es wird sehr schwierig. So ein Ausfall ist sehr hart, das ist emotional schwierig zu verdauen.“
Ferrari-Boss Sergio Marchionne wird das Pech wohl für Unvermögen halten. Schon nach den Unzuverlässigkeiten in Malaysia hatte er Konsequenzen in der Scuderia angekündigt. Es sollte angeblich nur die Qualitätskontrolle betreffen. Nach dem erneuten Materialfehler könnte es auch andere erwischen.