Witten. Der KSV Witten hat dem Deutschen Meister aus Mainz ein Remis abgeknöpft. Warum danach der Mattenleiter heftig in der Kritik der Gastgeber stand.

Die Emotionen kochten am Samstagabend in der Husemann-Sporthalle gewaltig hoch. Zu jeder Zeit war beim Bundesliga-Duell des KSV Witten 07 mit Titelverteidiger ASV Mainz 88 zu spüren, dass die Mannschaft von Samet Dülger den Abstiegskampf angenommen hat. Den zweiten Saisonsieg hatten die Wittener bereits dicht vor Augen, am Ende war dann selbst ein 14:14 allemal ein Achtungserfolg gegen den Tabellenführer. Doch ganz glücklich wurden die Gastgeber damit nicht.

Vor allem ein Mann hatte sich an diesem Abend den Zorn der KSV-Ringer und der Clubverantwortlichen zugezogen. Mattenleiter Ronald Hartenstein lag mit seinen Entscheidungen oft zumindest nicht ganz glücklich, einige Male aber völlig daneben. „Das war heute eine ganz schlechte Schiedsrichter-Leistung. Ohne Fehler war er nur einmal - beim Sieg von Mika Labes“, ätzte der angefressene Wittener Trainer Samet Dülger. Zu einem 57-kg-Duell kam es nämlich zu Beginn gar nicht erst, weil Labes seine vier Zähler ohne Gegner im Mainzer Trikot quasi geschenkt bekam.

Schulterniederlage von Aloutsche bringt Wittener Team und Fans auf die Palme

Wie angekündigt, bot der KSV-Coach seine derzeit wohl stärkste Formation auf. Die aktuell nur eine ganz große Schwäche aufweist, und zwar im Schwergewicht des freien Stils. Hier war Ümitcan Tasdemir ohne Chance gegen Abdallh Karem, der mit 15:0 sicher gewann. Auch das folgenden Duell ging an den ASV Mainz - hier gab’s aber die ersten lautstarken Proteste gegen die Entscheidung des Mattenleiters. Wittens Milad Fuladi Aloutsche (61 F) bot sich gut zwei Minuten lang eine intensive Auseinandersetzung mit dem quirligen Georgier Beka Bujiashvili.

Nach einer Kopfklammer des Witteners wirbelten beide Athleten auf der Matte wild herum - was dann der Unparteiische zur Verwunderung Aloutsches zum Anlass nahm, dem Gästeringer einen Schultersieg zuzusprechen. „Unfassbar, dann kannst du demnächst bei jedem Durchdreher auf Schultersieg entscheiden“, ereiferte sich auch Wittens Olympia-Zweiter von Peking 2008, Mirko Englich.

Ringen/Bundesliga- KSV Witten 07 gegen ASV Mainz 88

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Kaum hatten sich die Gemüter einigermaßen beruhigt, wurde es erneut turbulent, als Nico Brunner (98 G) mit einem furiosen Auftritt Bachuki Gavashelishvili mit 10:0 besiegte. „Das geht noch deutlicher aus, wenn der Mattenleiter früher eingreift“, so Samet Dülger, der monierte, dass einige Fouls des Mainzer Georgiers bis in die Schlussphase ungeahndet blieben. Immerhin war der KSV jetzt dran auf 7:8, schnupperte bereits am Punkte-Coup gegen den Deutschen Meister aus Rheinhessen. Dass Kutkagan Öztürk (66 G) im letzten Kampf vor der Pause mit 2:3 gegen den dauer-passiven Jason Markgraf verlor, war dem Wittener Coach dann zumindest ein kleiner Dorn im Auge. „Da muss er einfach mehr riskieren. Ich habe nicht verstanden, was er da in der Endphase gemacht hat“, so Dülger knurrig über den ängstlich ringenden 19-Jährigen.

Kildau und Perpelita sammeln deutliche Siege für den KSV

Weil die Ruhrstädter dann aber fulminant aus der Pause kamen, war diese Niederlage schnell unter der Rubrik „Lehrstunde“ abgehakt. Herausragend, wie Kiril Kildau (86 F) vier Teamzähler per Schultersieg gegen Alen Tamrazov sammelte, auch Andrei Perpelita (71 F) ließ seinem Widersacher Ashot Shahbazyan wenig Chancen, gewann glatt mit 11:1. Drei weitere Zähler für den Tabellenletzten - jetzt hieß es 14:9 für den KSV. War da sogar ein Sieg gegen die in dieser Saison nur ein einziges Mal bezwungenen Mainzer drin?

Warf alles in die Waagschale: Ilie Cojocari (oben) vom KSV Witten 07 kämpfte grandios gegen Kristupas Sleyiva aus Mainz, unterlag am Ende aber dem litauischen Internationalen mit 3:5 und haderte mit einigen Pfiffen des Unparteiischen.
Warf alles in die Waagschale: Ilie Cojocari (oben) vom KSV Witten 07 kämpfte grandios gegen Kristupas Sleyiva aus Mainz, unterlag am Ende aber dem litauischen Internationalen mit 3:5 und haderte mit einigen Pfiffen des Unparteiischen. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Was die Stimmung unter den 300 Zuschauern in der Husemannhalle anbelangte, so erreichte sie bei Noah Englichs Duell mit dem Ex-Wittener Mateusz Wolny (80 G) ihren Höhepunkt. Englich startete mutig, führte früh mit 2:0, doch dann schritt der oft unsicher wirkende Mattenleiter zur Tat, verscherzte es sich bei seinem Wittener Bundesliga-Debüt endgültig mit den Gastgebern und deren Anhängern. Obwohl Englich weiter im Vorwärtsgang agierte, wurde er mehrfach mit Passivitäts-Verwarnungen bedacht. So kam Wolny zurück, glich zum 2:2 aus. Eine fragwürdige Oberlage nutzte er zur 4:2-Führung, die er glücklich ins Ziel rettete. Pfiffe und „Pfui“-Rufe aus dem Publikum prasselten auf den Leipziger Referee nieder, er wurde jetzt eindeutig zum Buhmann des Abends.

Gegen Litauer WM-Starter Sleiva wird Cojocaris Aufholjagd nicht belohnt

Das änderte sich auch nicht bei Ilie Cojocaris Duell mit Weltklasse-Ringer Kristupas Sleyiva aus Litauen (75 G). Kein einziges Mal wurde die offensive Kampfführung des Witteners im ersten Abschnitt belohnt - der Mainzer legte eine 5:0-Führung vor. Als der ASV-Athlet sichtlich abbaute, verkürzte Cojocari immerhin auf 3:5, doch eine faire Siegchance bekam er keineswegs. Vor dem finalen Kampf führte der KSV nur noch mit 14:11. Folglich durfte der Georgier Levan Kelekhsashvili keine Vierer-Wertung abgeben. Und der Freistil-Spezialist (75 kg) hatte große Mühe mit dem flinken, in dieser Saison ungeschlagenen Murad Kuramagomedov. Zur Pause hieß es 0:6, dann 0:9 - die Wittener Ecke feuerte ihren Ringer vehement an. Dann punktete der standhafte Georgier, und bei diesem 1:9 blieb es schließlich auch. „Immerhin den einen Punkt haben wir gerettet, und den haben wir uns allemal verdient“, so Trainer Samet Dülger.

Für die Moral des KSV Witten war dieses Remis gegen den Titelverteidiger immens wichtig. Doch durch das überraschende 12:12 des TuS Adelhausen gegen die Red Devils Heilbronn bleiben die Wittener (3:15-Punkte) Letzter der West-Staffel. In zwei Wochen geht’s daheim gegen Adelhausen, dann muss dringend ein Sieg her. „Wenn wir dort auch so auftreten wie heute, dann kommen wir da unten noch raus“, gab sich der Wittener Trainer kämpferisch.

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Die Statistik zum Bundesliga-Kampf:

(57 G) Mika Labes ohne Gegner 4:0; (130 F) Ümitcan Tasdemir - Abdallh Karem 0:4-TÜPN; (61 F) Milad Fuladi Aloutsche - Beka Bujiashvili 0:4-SN; (98 G) Nico Brunner - Bachuki Gavashelishvili 3:0-PS; (66 G) Kutkagan Öztürk - Jason Markgraf 0:1-PN; (86 F) Kiril Kildau - Alen Tamrazov 4:0-SS; (71 F) Andrei Perpelita - Ashot Shahbazyan 3:0-PS; (80 G) Noah Englich - Mateusz Wolny 0:1-PN; (75 G) Ilie Cojocari - Kristupas Sleiva 0:1-PN; (75 F) Levan Kelekhsashvili - Murad Kuramagomedov 0:3-PN.

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Starke Vorstellung: Routinier Andrei Perpelita (re.) vom KSV Witten 07 bezwang Ashot Shahbazyan vom ASV Mainz 88 mit 11:1.
Starke Vorstellung: Routinier Andrei Perpelita (re.) vom KSV Witten 07 bezwang Ashot Shahbazyan vom ASV Mainz 88 mit 11:1. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann