Witten. Im Wittener Sportausschuss müssen die Handballer des HSV Herbede eine weitere schlechte Nachricht schlucken. Und das befürchtet der Vorsitzende.

Ob es so wirklich eine gute Nachricht ist? Die Zweifach-Halle in Vormholz soll gebaut werden. Aber: Vor Mitte 2026 ist wohl nicht damit zu rechnen, dass die Nachfolgerin der Horst-Schwartz-Halle auch steht. „Ungefähr ein Dreivierteljahr später als geplant“, berichtet Klaus Böde, der Leiter des Wittener Amtes für Gebäudemanagement, am Donnerstagabend während der Sportausschuss-Sitzung im Annener Scheunentor-Saal. Er nennt mehrere Gründe, die dafür gesorgt hätten, dass der eigentliche Zeitplan nicht mehr zu halten sei.

Andreas Hake kann eine solche neue und unangenehme Nachricht anscheinend nicht mehr schocken. „Für uns als Handball-Verein ist das unbefriedigend, ganz klar“, sagt der Chef des HSV Herbede, dessen erste Mannschaft am Samstag beim VfS 59 Warstein in ihre Landesliga-Saison startet. Zumal er fest davon ausgeht, dass die für seine Handballer einst für 2024 als neue Spielstätte geplante Dreifach-Sporthalle auf dem Gelände der Hardenstein-Gesamtschule An der Wabeck „bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag verschwinden wird“, wie er meint. Oder genauer: Er befürchtet das.

Für die Traglufthalle in Vormholz werden jeden Monat 17.000 Euro Miete fällig

Immerhin erhält er von Klaus Böde die Gewissheit, dass „die Traglufthalle bleiben wird, bis die neue Halle steht“, sagt er. „Damit ist Sport weiter gewährleistet.“ Also wird die Stadt nicht nur bis zum Sommer 2025 – so sollte es ja eigentlich sein –, sondern dann für jeden weiteren Monat jeweils 17.000 Euro Miete zahlen müssen. „Das tut weh“, sagt der Chef des Amtes für Gebäudemanagement.

Andreas Hake, der 1. Vorsitzende des HSV Herbede.
Andreas Hake, der 1. Vorsitzende des HSV Herbede. © Biene Hagel

Apropos Kosten: Diese Zweifach-Halle, die nach Einwänden der Vereine nun unter anderem einen Meter breiter und mit zwei Reihen Sitzbänken ausgestattet werden soll, wird immer teurer. Das liege an der Baupreissteigerung der vergangenen drei Jahre, erklärt Klaus Böde den Mitgliedern des Sportausschusses. Als Summe nennt er „ungefähr 6,4 Millionen Euro“. Was nicht unwichtig werden könnte: Ende 2023 wird entschieden, ob dieses Vorhaben gefördert wird oder nicht. Und die Politik könnte das Ganze im Januar des kommenden Jahres per Ratsbeschluss sogar noch kippen. „Bauen oder nicht“, formuliert Klaus Böde kurz und knapp und erklärt, dass die Umsetzung und Ausführung dieses Projekts in einer Hand liegen sollen.

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Matthias Kiehm macht in seiner letzten Sportausschuss-Sitzung als Vorsitzender des Stadtsportverbandes – er wird bei dessen Versammlung am 28. September nicht mehr antreten – kein Geheimnis aus seiner Skepsis, und zwar wegen der hohen Schulden der Stadt. „Im nächsten Jahr kommen auf den Berg, den wir jetzt schon haben, noch 50 Millionen Euro drauf“, sagt er.

Machte dann rund 420 Millionen Euro und hätte wohl einen unangenehmen Dialog mit der Kommunalaufsicht und ein schärferes Überwachen der Wittener Ausgaben zur Folge. „Ich bin optimistischer“, entgegnet Klaus Böde. „Wir haben die Pflicht, den Schulsport abzubilden.“ Und Wilhelm Humberg, der an diesem Abend Versammlungsleiter ist, meint: „Der Rat wird sich nicht erlauben, das zu stoppen.“

HSV-Chef: „Wir werden wie der Wittener TV auf eine Senioren-Mannschaft zusammenschrumpfen“

Wie immer dies nun auch ausgehen wird: Den Glauben an eine bessere Zukunft für seinen HSV Herbede hat Andreas Hake verloren. Längst schon. „Durch den Abriss der Horst-Schwartz-Halle ist uns der Boden unter den Füßen weggerissen worden“, sagt der 1. Vorsitzende. Die Festung, in der die Handballer des SV Herbede einst Oberliga-Feste gefeiert haben und beinahe den Aufstieg in die damals drittklassige Regionalliga geschafft hätten, ist bekanntlich im Januar 2020 wegen der Einsturzgefahr geschlossen und im Juli 2022 abgerissen worden.

„Wir werden“, vermutet Andreas Hake, „wie der Wittener TV auf eine Senioren-Mannschaft zusammenschrumpfen.“ Aktuell hat der HSV noch fünf Teams, die ihrer Leidenschaft unter miserablen Bedingungen nachgehen müssen: zwei bei den Jugendlichen, zwei bei den Männern und eines bei den Frauen.