Witten. Der SV Herbede verliert gegen Weitmar 45 mit 3:4. Zwei Platzverweise, miese Passquote - aus dem irren Spiel müssen die Wittener schnell lernen.

An den so wichtigen Derbysieg gegen den SV Bommern 05 wollten sie anknüpfen, diesmal vor allem defensiv nicht mehr auf so wackligen Füßen stehen. Doch nach dem Schlusspfiff der Partie gegen den SC Weitmar 45 ließen die Bezirksliga-Fußballer des SV Herbede die Köpfe hängen, warfen sich frustriert auf den Kunstrasen. Zwischenzeitlich hatten die Wittener sogar geführt, agierten in Überzahl - das 3:4 (2:2) offenbarte am Ende jedoch wieder einen Haufen Probleme.

„Irgendwann müssen wir auch mal aus unseren Fehlern lernen. Unglaublich, was wir heute für eine Fehlpassquote hatten“, wetterte Herbedes Trainer Jan Kastel nach dem Schlusspfiff. Gegen ein Weitmarer Team, dessen Qualitäten im Spiel nach vorne man nur zu gut kannte, brachen die Gastgeber in der letzten halben Stunde regelrecht ein, schenkten einen möglichen Sieg leichtfertig her.

Gleich erste Konfusion des SV Herbede wird ausgenutzt

„Wenn ich schon sehe, wie einige sich vorm Spiel warm machen“, so Kastel genervt. „Da kann ich dann verstehen, dass wir in der Anfangsphase solch eine Leistung abliefern.“ Vielleicht doch ein wenig zu lange Leine für den SVH, dem man mit Jan Kastel und Maik Kortzak gleich zwei Cheftrainer zur Seite gestellt hat, obendrein noch Leon Ferber als Co-Trainer? Mit Bezirksliga-Fußball jedenfalls hatten die ersten zehn Herbeder Minuten nur am Rande etwas zu tun.

Gleich die erste Konfusion im SVH-Strafraum nutzte Weitmars Felix Eickholt, traf zum schnellen 1:0 (6.). Nur drei Minuten später schaute die Hintermannschaft der Wittener genüsslich zu, wie Rico Dittert aus 22 Metern Maß nahm - das 2:0 für die Bochumer (9.). Immerhin zeigte Herbede jetzt eine Reaktion: Nach einem Eckball von der linken Seite stocherte Brian Sieweke die Kugel irgendwie über die Linie - 1:2 (12.). Die Platzherren schienen nun angekommen in diesem Spiel, das hin und her wogte.

Doppelpack durch SVH-Angreifer Vincent Holthaus

Ein 20-Meter-Freistoß von Weitmars Björn Sprathoff klatschte dann ans Lattenkreuz (17.), kurz darauf rettete SVH-Keeper Gian Luca Rexhäuser bei einem Distanzschuss (20.). Und der SVH? Der hatte immer wieder Aktionen vor allem durch den agilen Marvin Restel, der in der 34. Minute von links flach hereinpasste - dort stand Vincent Holthaus, staubte zum 2:2-Pausenstand ab.

Erst Mitte der zweiten Halbzeit kam Lennard Johannsen (re.) beim SV Herbede ins Spiel. Seine abgeklärte Art wurde zuvor in der Defensive der Platzherren gegen den SC Weitmar 45 vermisst.
Erst Mitte der zweiten Halbzeit kam Lennard Johannsen (re.) beim SV Herbede ins Spiel. Seine abgeklärte Art wurde zuvor in der Defensive der Platzherren gegen den SC Weitmar 45 vermisst. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Und siehe da: Der SV Herbede kam wesentlich konzentrierter aus der Kabine, Michael Kraus nutzte einen fatalen Ballverlust eines SCW-Akteurs, lief gemeinsam mit Holthaus in Richtung Gästetor und legte uneigennützig quer, sodass Holthaus zum 3:2 vollenden konnte (51.). Wer aber dachte, das würde den Wittenern nun Rückenwind verleihen und die teils haarsträubenden Fehler endlich minimieren, der sah sich getäuscht. Florian Schwarz, in der Vorwoche bärenstark, erwischte diesmal einen gebrauchten Tag. In der 60. Minute führte einer seiner zahlreichen Ballverluste zum Weitmarer Konter, der das 3:3 brachte.

Rote Karte gegen Weitmar 45, aber auch Herbedes Leonard Putz fliegt

Die letzte halbe Stunde hatte es dann ebenso in sich. Zunächst sah Leonard Putz Gelb wegen eines taktischen Fouls an der Mittellinie. Weil sich sein Gegenspieler Enes Cömez dabei zu einer Tätlichkeit per Ellenbogenschlag hinreißen ließ, sah der SCW-Kapitän Rot (70.). Die Vorteile also nun in Überzahl ganz aufseiten des SV Herbede? Von wegen. Kaum eine Kombination bei den Wittenern dauerte länger als drei, vier Sekunden - dann spielte man den Gegnern den Ball wieder in die Füße. Zum Haareraufen für das Trainerteam an der Seitenlinie. Schon in der 72. Minute rächte sich eine solche Schlafmützigkeit: Weitmar setzte am Strafraumeck nach, Ravyar Ali zog in Richtung langes Eck ab – und traf zum 4:3.

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Herbedes Keeper Rexhäuser sah da, wie in manchen Szenen zuvor, gar nicht glücklich aus. Schon in der Vorwoche gegen Bommern hatte er maßgeblich dazu beigetragen, dass aus einem 3:0-Vorsprung zwischendurch noch ein 3:3 wurde, ehe Herbede noch gewann. Die Schlussoffensive gegen Weitmar 45 wurde dadurch erschwert, dass sich Leonard Putz nach einem weiteren Foul die Ampelkarte abholte (78.). Die letzte Chance von Brian Sieweke in der Nachspielzeit brachte auch nicht mehr den erhofften Zähler. „Zwischenzeitlich war das in unserer Defensive unnötig vogelwild. Ich kann mir nicht erklären, warum wir da überhaupt keine Sicherheit ‘reinkriegen. Aus diesen Situationen müssen wir dringend lernen“, so Trainer Jan Kastel, der bereits personelle Veränderungen in Aussicht stellte.

So haben sie gespielt

SV Herbede – SC Weitmar 45 3:4 (2:2)

SVH: Rexhäuser; Sisman, Putz, Babral (89. Deniz), Engelbrecht (73. Johannsen), Schwarz, Sieweke, Karakurt (63. Schubert), Kraus (84. Özer), Restel (79. Gruß), Holthaus.

Tore: 0:1 (6.), 0:2 (9.), 1:2 Sieweke (12.), 2:2, 3:2 Holthaus (34., 51.), 3:3 (60.), 3:4 (72.).

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