Witten. Zweimal Rot, zweimal Gelb-Rot, dazu 13 gelbe Karten: Das B-Liga-Derby zwischen FSV Witten und Türkischem SV droht am Ende völlig zu entgleisen.
Was für ein hitziges Duell und welch eine Bilanz auf dem Notizzettel des Unparteiischen: gleich vier Platzverweise für den FSV Witten, zehn Minuten Nachspielzeit inklusive zwei Elfmetern für den Türkischen SV. Am Ende verlieren die Gastgeber zwei sicher geglaubte Punkte, mit einem 3:3 (1:0) trennen sich nach einem denkwürdigen Lokalderby in der B-Kreisliga die Stadtrivalen.
Die Meinungen der beiden Trainer könnten im Anschluss an dieses verrückte Duell unterschiedlicher nicht sein. FSV-Coach Kaniwar Shikho war kaum zu halten, sein Gegenüber Torsten Steppat sah derweil überhaupt keine Fehler in Sachen Schiedsrichterleistung.
FSV Witten liegt kurz nach der Pause mit 2:0 vorn
Aber der Reihe nach. Die Hinrunde neigt sich dem Ende zu, der FSV Witten führt knapp die Tabelle an, wohingegen der Türkische SV nur noch minimale Außenseiterchancen auf den Aufstieg hat. Das Spiel also war für beide Parteien enorm wichtig. Den besseren Start erwischten die Gastgeber. In der 24. Minute brachte Carlo Daum die Löwen in Führung. Das 1:0 war gleichzeitig auch der Pausenstand. Kurz nach Wiederanpfiff (52.) erhöhten die Blau-Weißen wegen eines Eigentores von TSV-Akteur Tolga Ismail.
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Mit Beginn der Schlussphase gelang den Gästen dann der Anschlusstreffer durch Sezer Tekin. Mit diesem 1:2 begann auf dem Kunstrasen am Wullenstadion das pure Chaos. In der 79. Minute zeigte Schiedsrichter Michael Meinshausen Carlo Daum (FSV) die Rote Karte, nachdem dieser den Ball mit Absicht in Richtung des Gegners schoss. Die Entscheidung war sehr umstritten, da Spieler des Türkischen SV Daum verbal und körperlich bedroht und attackiert haben sollen. Der FSV-Akteur ließ sich daraufhin ebenfalls zu Beleidigungen hinreißen, die letztlich zum Platzverweis führten. Die Spieler des TSV wurden jedoch nicht verwarnt.
Nach dem Anschluss des TSV läuft die Partie aus dem Ruder
Nur vier Minuten später wurde FSV-Innenverteidiger Öguzhan Bulbui nach einem zweiten Foul mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Trotz doppelter Unterzahl traf dann Marco Fojcik in der 90. Minute sogar noch zum 3:1 für die Shikho-Elf und sorgte damit vermeintlich für die Vorentscheidung.
Doch in der fünften von angezeigten sechs Minuten Nachspielzeit zeigte Meinshausen nach einem Getümmel im Strafraum auf den Punkt – Sezer Tekin verwandelte den Strafstoß für den TSV zum 2:3. Daraufhin verlängerte der Unparteiische die Nachspielzeit nochmals um gleich mehrere Minuten. Mit der Begründung, die Spieler des FSV Witten hätten zu ausgiebig gejubelt. Eine weitere Bemerkung von FSV-Keeper Matthias Kluczny bezüglich der exorbitanten Länge der Nachspielzeit in Richtung des Referees wurde mit dem vierten Platzverweis bestraft. „Wir spielen eh’ so lange, bis der TSV noch ausgleicht“, habe der Schlussmann dem Unparteiischen entgegengerufen.
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Beide Trainer mit ganz unterschiedlicher Sicht der Dinge
In der zehnten Minute der Nachspielzeit pfiff Meinshausen dann nochmals Elfmeter für den TSV Witten, den wiederum Yazan Alali verwandelte - 3:3. Die Gemüter waren nach dieser ausufernden Partie (13 gelbe Karten, zweimal Gelb-Rot, zweimal Rot) bis zum Maximum erhitzt, FSV-Coach Kaniwar Shikho kaum zu halten: „Der Schiedsrichter hat alles vernichtet. Es muss eine Kontrollinstanz geben, um diese Willkür zu stoppen. Es ist so offensichtlich. Du darfst dich nicht aufregen, du darfst nicht mal Fragen stellen“, wütete er nach der Punkteteilung.
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Laut Shikho seien alle Platzverweise, ebenso wie die beiden Elfmeter, völlig unberechtigt gewesen. Sein Gegenüber Torsten Steppat hatte da eine gänzlich andere Meinung: „Es war alles vollkommen berechtigt, der FSV ist sehr aggressiv geworden. Man hätte sogar noch länger nachspielen lassen können.“ Am Ende blieb es beim 3:3, der FSV Witten (33 Punkte) hat nur noch einen Zähler Vorsprung vor dem SV Herbede II und Märkisch Hattingen (je 32) sowie zwei vor den SF Schnee (31), die aber allesamt noch eine Partie mehr auszutragen haben. Viel spannender könnte es in der B-Kreisliga kaum zugehen.
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