Witten. Ringer-Oberligist SU Annen gewinnt auch das zweite Derby gegen die KSV-Reserve. Warum der SUA-Trainer das Mitwirken von Frauen kritisch sieht.
Zumindest für die laufende Saison ist nun geklärt, welcher der beiden Wittener Ringervereine das bessere Oberliga-Team stellt. Die Sport-Union Annen entschied am Samstagabend beim KSV Witten II auch den Rückkampf für sich, ist nach dem 23:19 nicht mehr von Rang drei zu verdrängen.
„Ich denke, ein Unentschieden wäre durchaus gerecht gewesen“, sagte im Anschluss SUA-Trainer Thorsten Busch, der den erneuten Erfolg über den großen Nachbarn aber auch gerne mitnahm. In der Hinrunde war es ein ähnlich enges Duell, damals setzte sich Annen in der Turnhalle der Erlenschule mit 22:21 hauchdünn durch. „Beide Mannschaften haben heute vornehmlich ihre jungen Ringer ‘rangelassen - genau so sollte es doch sein“, befand Thorsten Busch.
Trainer des KSV Witten überrascht mit einer Personalie
Wegen einiger personeller Probleme hatte sich KSV-Trainer Klaus Eigenbrodt zu einer überraschenden Variante entschieden. Der ehemalige Bundesliga-Trainer der Wittener Fatih Sirin, sprang in der 86-kg-Klasse (freier Stil) für Stammringer Mert Tasdemir ein, bekam es dort mit dem 20 Jahre jüngeren Nevros Bingöl zu tun. Konditionell konnte der inzwischen 43-Jährige mit dem Annener nicht mithalten, so dass er klar den Kürzeren zog. Allerdings musste Bingöl mächtig ackern für die zwei Mannschaftspunkte.
„Heute war nicht viel mehr drin für uns, das war mir vorher klar“, so Eigenbrodt, der die Niederlage aber sportlich nahm. Neben Fatih Sirin ließ er mit Bahaddin Tasdemir (130 F) einen weiteren Ü-40-Sportler auf die Matte, hatte in Vatan Ülger (71 F; Schultersieg) und Perica Dimitrijevic (75 G; technisch überlegener Sieger) zwei seiner erfolgreichsten Punktesammler.
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KSV-Ringer Enes Kayar gewinnt in „falscher“ Stilart
Für eine Überraschung sorgte Wittens Enes Kayar (80 G), der im ungeliebten Greco-Stil einen Schultersieg gegen Ljupce Mitev landete. „Das darf Mitev natürlich nicht passieren. Wenn er das Ding gewinnt, können wir ja schon viel früher den Sack zumachen“, so SUA-Trainer Busch, der nun noch bis zum kommenden Samstag warten muss, ob sein Team im Viertelfinale gegen den KSV Simson Landgraaf (Niederlande) oder den AC Köln-Mülheim antreten muss. Gruppensieger im Rheinland ist der TV Aachen-Walheim - und damit Viertelfinal-Gegner des KSV Witten II.
Für die Deutsche Meisterin Sandra Paruszewski (SUA) war es ein sportlich wenig befriedigender Abend. Einmal mehr stand für sie in der 65-kg-Klasse keine Gegnerin bereit. „Das ist natürlich traurig und schade. Wie man sieht, ist es schon hart für die Vereine, jeweils zwei Frauen aufbieten zu müssen“, so die 28-Jährige, die in dieser Saison nur zwei reguläre Kämpfe für Annen bestritt. Am Samstag war sie die einzige Frau aufseiten der Unioner, der KSV hatte mit Emily Kramarczyk auch nur eine Ringerin. „So macht es für den Ringsport überhaupt keinen Sinn. Man will das Frauenringen unbedingt nach vorne bringen, aber es finden sich ja noch nicht mal annähernd genug Sportlerinnen, um alle Teams zu bestücken“, ärgert sich SUA-Coach Thorsten Busch über die Vorgabe des Verbandes, die an den Realitäten weit vorbeigehe.
Ziel für Annens Sandra Paruszewski bleibt Olympia in Paris
Ob Sandra Paruszewski, die direkt von einem DRB-Lehrgang in Heidelberg in die Ruhrstadt gereist war, auch 2023 noch den SUA-Dress überstreift? „Das weiß ich noch nicht. Ich muss erstmal meine Jahresplanung machen“, so die Olympia-Kandidatin für Paris 2024. „Grundsätzlich ist das schon eine ganz gute Sache, hier in Annen dabei zu sein. Am Anfang kannte ich ja niemanden, da war ich ziemlich aufgeregt. Aber inzwischen haben wir guten Kontakt, das ist schon eine nette Mannschaft“, so die mehrfache DM-Gewinnerin.
Am Samstagabend konnte sie im Übrigen quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ihr Lebensgefährte Stefan Moosmann gastierte als Trainer der RKG Freiburg mit seinem Team ebenfalls in der Husemannhalle, traf dort auf den KSV Witten - und verlor mit 10:22. So konnte das Paar gemeinsam die siebenstündige Rückreise antreten.
Die Statistik zum Oberliga-Kampf:
(57 G) Mika Labes - Maxim Skrypka 3:0-PS; (130 F) Bahaddin Tasdemir - Denis Nuss 0:1-PN; (61 F) Romeo Bernhardt - Vladimir Tumparov 0:4-TÜPN; (98 G) Stefan Mitev 0:5/kampflos; (66 G) Niclas Kramarczyk - Milan Trendov 0:5-SN; (86 F) Fatih Sirin - Nevros Bingöl 0:2-PN; (71 F) Vatan Ülger - Lyuboslav Vaklyov 5:0-SS; (80 G) Enes Kayar - Ljupce Mitev 5:0-SS; (75 G) Perica Dimitrijevic - Joel Juretzko 4:0-TÜPS; (75 F) Fahim Nasari - Eduard Kexel 0:1-PN; (W 59) Emily Kramarczyk 2:0/kampflos; (W 65) Sandra Paruszewski 0:5/kampflos.
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