Freiburg/Witten. Bei der Ringer-WM der Frauen steht in den nächsten Tagen in Belgrad auch ein Neuzugang der SU Annen auf der Matte. Wie es zum Transfercoup kam.

Mit der Bekanntgabe ihrer Verpflichtung gelang der Sport-Union Annen ein regelrechter Paukenschlag. Eine der besten deutschen Ringerinnen in der Oberliga auf die Matte? Thorsten Busch, Trainer des Wittener Traditionsvereins, hatte einfach mal angefragt bei Sandra Paruszewski - und die amtierende Deutsche Meisterin überlegte gar nicht allzu lange, sagte zu.

Dass die Wahl-Freiburgerin in den bisherigen drei Kämpfen der Sport-Union noch nicht auf der Matte stehen konnte, hatte derweil einen einleuchtenden Grund. Sandra Paruszewski steckte mitten in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften, die ab Samstag in Belgrad (Serbien) stattfinden. „Das stand für mich natürlich im Vordergrund, das ist mein Saisonhöhepunkt“, sagt die 28-jährige Schwäbin mit polnischen Wurzeln.

Nach den Titelkämpfen folgen Oberliga-Einsätze für SU Annen

Bei der WM wird Paruszewski in der Klasse bis 57 Kilogramm ihr Glück versuchen. Dass die sympathische junge Frau international durchaus längst kein Leichtgewicht mehr ist, das bewies sie unlängst bei den Europameisterschaften in Budapest, wo sie als Bronzemedaillen-Gewinnerin auf dem Podest landete. Auch bei den internationalen Wettbewerben zuvor hatte sie in diesem Jahr schon angedeutet, wie gut sie in Form ist, wurde u. a. Fünfte bei einem großen Turnier in Tunesien und davor Zweite in Rumäniens Hauptstadt Bukarest - dort allerdings in der 63-Kilo-Kategorie.

Von der SU Annen hatte Sandra Paruszewski vor der ersten Kontaktaufnahme des Clubs noch gar nichts gehört. „Christian Baumjohann von der SUA mich damals einfach mal angeschrieben und gefragt, ob ich mir das vorstellen könne“, so die Sportsoldatin. In den Ligen auf NRW-Ebene gehören seit dem letzten Jahr Frauen auch mit zu den Teams, seit Beginn dieser Saison werden pro Kampftag sogar zwei Frauen-Duelle (in den Klassen 59 und 65 kg) ausgetragen. „Leider gibt es in NRW immer noch nicht so viele Frauen, die ringen“, so Thorsten Busch, der sich über die Verstärkung aus Baden-Württemberg riesig freut.

EM-Dritte und dreimalige Deutsche Meisterin

„Für mich ist das auch eine Art der Wertschätzung dem Frauenringen gegenüber. Hier in meinem Bundesland wird auf regionaler Ebene erst ab 2023 in den Ligen mit Frauen gerungen“, so Paruszewski. „Obwohl Aline Rotter-Focken bei den Olympischen Spielen 2021 Gold gewonnen hat, hat das Frauenringen hierzulande noch immer nicht mehr an Beachtung gewonnen“, sagt die Berufssportlerin kritisch.

Eine von sieben deutschen Ringerinnen bei der WM in Belgrad: Sandra Paruszewski, deren Heimatverein der AV Germania Sulgen ist.
Eine von sieben deutschen Ringerinnen bei der WM in Belgrad: Sandra Paruszewski, deren Heimatverein der AV Germania Sulgen ist. © Paruszewski | Paruszewski

Wenn die WM erstmal vorüber ist, dass bleibt ihr auch reichlich Zeit u. a. für solche Mannschaftswettbewerbe. „Allzu viele Frauen-Turniere gibt es ja nicht“, lässt sie wissen. Auf fünf Kämpfe hat sich die dreimalige Deutsche Meisterin mit dem Vorstand der SUA verständigt, wird jeweils an den Kampftagen anreisen.

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Als Teenager per Zufall zum Ringen gekommen

„Durch Zufall“ sei die heute 28-Jährige seinerzeit zum Ringen gekommen. „Ich hab’ früher geschwommen und geturnt. Eine Freundin hat mich dann mitgenommen zum Ringen - da war ich 14. Ich fand es richtig gut und bin dabei geblieben.“ Offenbar genau die richtige Entscheidung der jungen Frau vom AV Germania Sulgen. Nach ihrem großen Ziel muss man Sandra Paruszewski gar nicht großartig fragen. „Olympia 2024 in Paris - da wäre ich sehr gerne dabei.“ Vielleicht geht’s ja mit dem Frauenringen dann noch weiter bergauf wie nach Aline Rotter-Fockens Gold-Triumph in Tokio vor einem Jahr.

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