Ostia (I). Bei der U-17-WM in Italien schafft es Ringerin Lotta Englich (KSV Witten) wieder aufs Podest. Wie die 15-Jährige den Medaillentraum wahr machte.
Die Jubelschreie von der Tribüne des „Pala Pellicone“ in Ostia, unweit der italienischen Hauptstadt Rom, waren unüberhörbar. „Lotta, Lotta“ feuerte dort eine große Fanschar die junge Ringerin des KSV Witten 07 zuvor immer wieder an - bis der große Triumph feststand. Lotta Englich, die 15-jährige Himmelsstürmerin aus der Ruhrstadt, gewann am Donnerstagabend Bronze bei der U-17-Weltmeisterschaft.
„Es ist schwer für mich, dazu jetzt die richtigen Worte zu finden“, war Mirko Englich ganz ergriffen von der Leistung seiner Tochter. Die schon vor ein paar Wochen einen Paukenschlag gelandet hatte, als es ihr gelang, bei ihrer ersten Europameisterschafts-Teilnahme in Bukarest ebenfalls Bronze zu ergattern. „Und dabei ist sie ja erst 15 Jahre alt und damit die Jüngste im Teilnehmerfeld“, so ihr als Ringkämpfer selbst so enorm erfolgreicher Vater, der bei Olympia 2008 in Peking Silber gewonnen hatte. „Aber in dem Alter wie Lotta war ich längst nicht so erfolgreich“, zog der 43-Jährige den imaginären Hut vor seinem Sprössling.
Lotta Englich vom KSV Witten vor dem Turnier enorm nervös
In der Klasse bis 73 Kilogramm war die junge Wittenerin gewiss nicht als eine der Favoritinnen ins Turnier gegangen. Klar, durch Rang drei bei der EM in Rumänien mussten sie auch die übrigen Ringerinnen allemal auf dem Zettel haben. Vor dem Turnier in Italien aber gestand die Schülerin frank und frei: „Ich bin schon mega-nervös.“ Allerdings war sie bestens vorbereitet, hatte mit Bundestrainer Christoph Ewald viele wichtige Einheiten absolviert und an den Dingen gearbeitet, die der Schifferstädter noch als kleine Defizite ausgemacht hatte.
Schwierig war für Lotta Englich der Einstieg ins WM-Turnier. „Das war zäh und wirklich nicht so einfach, aber sie hat sich da toll durchgekämpft“, beschrieb Mirko Englich als aufmerksamer Tribünen-Beobachter die Szenerie beim Sieg über die Ägypterin Heba Sapry Ibrahim - beim 4:4 reichte dem KSV-Talent die letzte Zweier-Wertung. Obwohl dann nahezu auf Augenhöhe mit der Ukrainerin Mariia Zenkina, musste sich Lotta Englich im Viertelfinale mit 2:5 geschlagen geben. Bekam aber die Chance aufs Weiterkommen über die Trostrunde, weil ihre Bezwingerin später den Sprung ins 73-kg-Finale schaffte (dort aber mit 0:10 gegen die Titelverteidigerin Priya aus Indien verlor).
Bronze-Kampf gegen Japanerin Komada
Im folgenden Duell am Donnerstag gegen die Kroatin Milla Andelic, die sie schon bei der EM bezwungen hatte, war die Wittenerin die letztlich klar überlegene Ringerin. 2:0-Führung nach Runde eins, dann am Ende ein starkes 8:2 - damit war der Sprung ins „kleine Finale“ der Weltmeisterschaft geschafft. Was folgte, war durchaus strapaziös vor allem fürs Nervenkostüm der jungen Sportlerin. Stundenlanges Warten, erst am Abend gegen 19.30 Uhr stand der Bronze-Kampf gegen die Japanerin Makoto Komada an.
„Ganz großes Kompliment an Bundestrainer Christoph Ewald“, würdigte Mirko Englich seinen einstigen Nationalmannschafts-Kollegen, „er hat Lotta wirklich optimal vorbereitet auf das Duell. Vor allem auch mental.“ Die Emotionen, die sich ob der Aufregung bei dem Teenager irgendwann ihren Weg nach außen bahnten, „hat Christoph einfach weggeredet.“ Und die Ringerin zugleich noch perfekt eingestimmt auf den Vergleich mit der Asiatin. Ganz dominant ging Lotta Englich zu Werke, führte schnell mit 2:0, dann mit 3:0 zur Pause - das war ein prima Start.
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Triumph durch technische Überlegenheit
„Nach der Pause hat sie gleich weiter viel Druck gemacht, immer wieder angerissen“, berichtete ihr Vater. Ein blitzschneller Beinangriff brachte dann die Vorentscheidung. Lotta Englich legte nach, erhöhte mit einigen Beinschrauben auf 11:0 - das bedeutete technische Überlegenheit deutlich vor Ablauf der regulären Kampfzeit. „Und dann sind alle Dämme gebrochen“, so Mirko Englich begeistert. Nicht nur bei ihm selbst kannte die Freude keine Grenzen, auch bei der mitgereisten Familie, bei den Freunden. Alle feierten die 15-Jährige, die bei der Siegerehrung mit der Bronzemedaille um den Hals kaum weniger strahlte als die neue Weltmeisterin.
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