Witten. Völlig unverhofft feiert die Wittenerin Carina Fege mit dem Jazz- und Modern-Dance-Team aus Ludwigsburg den DM-Titel. Wie sie den Erfolg erlebte.
Kaum auszuhalten, diese Spannung kurz vor dem ganz großen Moment. Carina Fege, Tanzsportlerin aus Witten, die inzwischen seit vier Jahren in der baden-württembergischen Hauptstadt Stuttgart lebt und studiert, hat mit ihrer Jazz- und Modern Dance/Contemporary-Formation des 1. TC Ludwigsburg das Finale der Deutschen Meisterschaft in Wuppertal erreicht. Dass dann plötzlich die Mehrheit des Wertungsgerichts die Bestnote „1“ für ihr Team in die Höhe hielt, ließ bei den jungen Frauen als neuer Deutscher Meister alle Dämme brechen.
„Damit hatte bei uns ja überhaupt niemand gerechnet. Wir sind alle unfassbar überrascht worden“, sagt Carina Fege. Natürlich war sie mit ihrer Formation „Dance works“ nicht völlig chancenlos nach Nordrhein-Westfalen gereist. In der erst eine Woche vor dem DM-Turnier beendeten Bundesliga-Saison belegten die Ludwigsburgerinnen den zweiten Platz. Doch jetzt gelang der Mannschaft um Trainerin Anna Hanke der große Wurf. Nie zuvor hatte der 1. TC Ludwigsburg, sonst eher bekannt für herausragende Teams im Latein- bzw. vor allem im Standard-Formationstanz, bei einer nationalen JMD/C-Meisterschaft ganz oben auf dem Treppchen gestanden.
Nach Rang zwei in der Bundesliga folgt der ganz große Wurf
„Wir haben schon gehofft, dass wir so ein, zwei Einser abgreifen können“, sagt die 24-jährige Studentin der Germanistik und Philosophie, die als Tänzerin groß geworden ist bei TuRa Rüdinghausen, dort ihr bemerkenswertes Allround-Talent auch in der Rhythmischen Sportgymnastik unter Beweis gestellt hatte. „Beim Jazztanz bin ich dann aber geblieben, dafür brennt meine Leidenschaft“, sagt Carina Fege. Die es offenbar mit dem Wechsel nach Ludwigsburg so richtig gut getroffen hat. „Ich habe mich dort damals sofort nach einem geeigneten Verein umgeschaut“, so Fege. Die in ihrem „Dance works“-Ensemble im Übrigen bei weitem nicht die einzige „Zugereiste“ ist. „Wir sind da gewissermaßen ein Auffangbecken für Tänzerinnen aus ganz Deutschland“, sagt die Wittenerin, die im Team der 17-bis 33-Jährigen gewissermaßen in der goldenen Mitte liegt.
Dass es für Carina Fege zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft reichte, war lange gar nicht mal so sicher. „Ich habe mich zwei Wochen vor dem Bundesliga-Start schwer am Ellenbogen verletzt, habe dadurch die ersten drei Turniere verpasst“, sagt die Tänzerin. Die sich aber dennoch weiter fit hielt und schließlich beim vierten Wettbewerb in Hamburg endlich mit auf die Fläche konnte, als ihr zwölfköpfiges Team das Thema „Beyond the system“ vertanzte. Immerhin zu Rang zwei reichte es da für die Ludwigsburgerinnen, die hinter „Arabesque“ vom ASV Wuppertal Vizemeister in der Liga wurden.
Drei Runden plus Siegertanz für Carina Fege und „Dance works“
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Zwei Jahre lang hatte es wegen der Corona-Pandemie keine Deutsche Meisterschaft gegeben, daher war die Aufregung vor dem Turnier in der Schwebebahnstadt nun umso größer. 15 Mannschaften stellten sich dem Wettbewerb, bei brütender Hitze am heißesten Tag des Jahres wurde den Aktiven auch körperlich alles abverlangt. „Wir mussten drei Runden tanzen - plus am Ende noch einen Siegertanz“, berichtet Carina Fege. Wobei die Ludwigsburger Formation diese „Zugabe“ nur zu gerne zum Besten gab, sich noch mal den Applaus des Publikums abholte.
Die mystische, geheimnisvoll daherkommende Musik mit extravaganten Klavierklängen verlieh den Auftritten der Gruppe „Dance works“ einen besonderen Charakter - vier der sieben Jury-Mitglieder waren überzeugt, zückten die Tafel mit der Note „1“ und erkoren die Ludwigsburgerinnen damit zum neuen, erstmaligen Deutschen Meister. „Unsere Mannschaft ist toll, wir harmonieren alle großartig“, schwärmt Carina Fege. Die angesichts dieses famosen Erfolges, den im Übrigen auch ihre Familie - u. a. ihrer jüngere Schwester Carlotta, die kurz zuvor mit dem Handball-Bundesligisten BSV Sachsen Zwickau den Klassenerhalt geschafft hatte - von der Tribüne der Sportzentrums Küllenhahn aus mit verfolgte, nun schon wieder ein paar weitere wichtige Termine in ihrem Kalender vormerken kann.
Weltmeisterschaft wird in Ägypten ausgetragen
Vom 8. bis zum 11. September werden im mazedonischen Skopje die Europameisterschaften ausgetragen, später steht dann auch noch die Weltmeisterschaft für den 1. TC Ludwigsburg auf dem Programm - „die findet dann in Ägypten statt“, weiß Carina Fege und kann ihre Begeisterung kaum verbergen. „Die nächste Saison“, sagt die Wittenerin, „werde ich auf jeden Fall noch für Ludwigsburg weiter tanzen.“ Nach Abschluss des Studiums könnte sie sich gut vorstellen, in Berlin oder Hamburg zu leben und zu arbeiten. Vorerst aber genießt die junge Frau noch den unverhofften Titelgewinn - und bereitet sich jetzt schon auf ihre anstehenden internationalen Aufgaben vor.
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