Witten. In der Kreisliga B steht den SF Schnee und den Hammerthalern das Wasser bis zum Hals. Was die Clubs verbindet und wie man die Kurve kriegen will.
Abstiegskampf in der B-Kreisliga – und zwei Vereine aus der Ruhrstadt stecken mit ihren jeweils ersten Mannschaften mittendrin. Sowohl die Sportfreunde Schnee als auch der Hammerthaler SV zittern derzeit noch um den Klassenverbleib.
In der Regel spielen die sportlichen Aushängeschilder der zwölf Wittener Fußballvereine zumindest in der A-Kreisliga oder in der Bezirksliga. Die SF Schnee und der Hammerthaler SV bilden neben dem FSV Witten, der aktuell noch in der C-Kreisliga kickt, dort aber den Aufstieg – bislang ohne Punktverlust – bereits in der Tasche hat, die Ausnahme. Die Sportfreunde und der HSV sind mit zahlreichen Reserveteams in der B-Liga am Ball, belegen dort allerdings ebenso wie der FC Sandzak Hattingen die letzten drei Tabellenplätze.
Lediglich die Erstvertretung von RW Langendreer mischt ganz oben mit. Insgesamt belegen die Zweitvertretungen zusammen mit Langendreer die ersten neun der zwölf Plätze, die drei übrigen A-Teams stehen ganz unten. Woran liegt das? Um dies zu ergründen, haben wir mit Schnee-Trainer Sebastian Hennnig sowie Jessica Pudysz, der Vorsitzenden des HSV, gesprochen.
Die Vereine verbindet die fehlende Jugendarbeit
Zunächst fallen zwei Aspekte auf, die die Vereine von allen anderen unterscheiden. Da ist zum einen die fehlende Jugendabteilung. Weder auf dem Schnee noch bei den Hammerthalern – ebenso wie bei Sandzak Hattingen – verfügt man über ein einziges Juniorenteam. Das bedeutet, logischerweise, dass aus der Jugend nichts nachkommen kann. Und ein eigenes Juniorenteam lässt sich nicht mal eben so aus dem Hut zaubern. Es ist also davon auszugehen, dass sich an diesem Umstand kurz- bis mittelfristig wohl auch kaum etwas verändern wird.
Zum Vergleich: TuRa Rüdinghausen und der TuS Stockum verfügen über eine volle Jugendakademie von der A-Jugend bis zu den Minikickern, teilweise sogar mit mehreren Mannschaften je Altersklasse. Des Weiteren verfügen die Vereine über keine eigene Platzanlage bzw. müssen wie die SF Schnee nur mit einem kaum mehr zeitgemäßen Ascheplatz auskommen. „Natürlich ist es nicht leicht, Spieler zu verpflichten, wenn man nur einen Ascheplatz zur Verfügung hat. Einige sagen, dass sie grundsätzlich Interesse hätten, sehen dann aber den Ascheplatz und sagen ab“, bestätigt Schnee-Coach Sebastian Hennig. In puncto Untergrund ist zumindest keine Besserung in Sicht: „Die Stadt möchte aktuell nur einen Kunstrasenplatz pro Stadtteil. Der liegt in unserem Falle bei TuRa Rüdinghausen.“
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Neuer Trainer soll bei SF Schnee für frischen Wind sorgen
Der Hammerthaler SV spielte bis vor einigen Jahren auch noch auf Asche, mittlerweile teilt man sich allerdings die Platzanlage am Herbeder Sportplatz mit dem SVH, der für Spieler im Jugend- und auch Herrenbereich deutlich attraktiver wirkt. Als seien die Voraussetzungen nicht schon schwierig genug, droht nach wie vor der Abstieg, was es beiden Vereinen nicht leichter machen dürfte, neue Spieler an sich zu binden.
Bei den Sportfreunden rechnet man allerdings fest mit dem Klassenerhalt: „Wir sind überzeugt davon, dass wir die Klasse halten. Wir hatten einen Punktabzug von drei Zählern aus dem Spiel gegen TuRa Rüdinghausen II, hatten massive Personalprobleme und zwei Trainerwechsel. Bei besseren Umständen stünden wir gar nicht erst so weit unten.“ Ziel für die nächste Saison sei ein solider Mittelfeldplatz. Auch da sind Parallelen in den Vereinen erkennbar. Der noch bis zum Saisonende gesperrte Trainer und Sportliche Leiter Kris Katzmarek sowie Interimscoach Sebastian Hennig werden zur kommenden Spielzeit Aufgaben im sportlichen Bereich übernehmen. Dafür wird mit Trainer-Routinier Peter Wongrowitz (70) ein neuer Übungsleiter verpflichtet, der das Geschehen auf dem Platz neu ordnen soll.
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„Für einen kleinen Verein wie unseren ist solch eine Personalie schon eine ziemliche Sensation“, spart der Sportliche Leiter Kris Katzmarek nicht mit Superlativen angesichts der Übereinkunft mit dem Fußballlehrer aus Herdecke. Wongrowitz hat in Sachen sportliche Vita schon einiges vorzuweisen. Der 70-Jährige war als Trainer der U-17-Junioren von Borussia Dortmund dreimal Deutscher Meister, holte zweimal den Vizetitel. Sieben Jahre lang war er hauptamtlicher BVB-Scout.
Langjähriger Scout bei Borussia Dortmund
Unter anderem trainierte er den KFC Uerdingen (damals noch in der NRW-Liga), den aufstrebenden Club 1. FC Kaan-Marienborn und dann auch seinen Heimatverein TSG Herdecke. „Bei einem Testspiel haben wir uns kennengelernt. Ich habe Peter kürzlich einfach mal gefragt, ob er sich den Job bei uns vorstellen könne. Er hat dann auch gar nicht lange gezögert“, freut sich Katzmarek über den Trainercoup. „Natürlich hoffen wir, dass durch ihn auch einige ambitionierte Spieler den Weg zu uns finden. Ein herausragender Trainer mit diesen Erfahrungen kann uns nur gut tun.“
Auch der HSV wechselt bekanntermaßen zur kommenden Saison den Trainer. Alfonso Bosco geht zum Stadtrivalen DJK TuS Ruhrtal, übernimmt dort die Zweitvertretung. Für ihn kommt der frühere Herbeder Sascha Wenzel – zuletzt beim VfB Langendreerholz – ligaunabhängig an die Kemnade: „Unser oberstes Ziel ist aktuell der Klassenerhalt. Im Hintergrund laufen viele Gespräche. Zur kommenden Saison wird sich einiges verändern“, sagt Jessica Pudysz noch nebulös, will sich nicht zu tief in die Karten schauen lassen.
Direktes Duell auf dem Schnee am 15. Mai
Es sind viele Gemeinsamkeiten erkennbar, gerade im Hinblick auf die Infrastrukturen der Vereine, die das Überleben erschweren. Auch die personellen Entscheidungen für die kommende Saison offenbaren Parallelen. Aktuell liegen die SF Schnee in der Tabelle drei Punkte vor dem FC Sandzak und Hammerthal, der HSV findet sich aktuell noch wegen des besseren Torverhältnisses gegenüber den Hattingern auf dem Relegationsplatz wieder. Besonders brisant: Am 15. Mai treffen die Schneer im direkten Duell daheim auf Rivale Hammerthal.
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