Witten. Der Kinderfußball in Deutschland wird ab 2024 revolutioniert. Der DFB führt neue Spielformen bei den Kleinsten ein. Wie Wittens Clubs das finden.
Der Weg ist geebnet: Am 11. März soll auf dem DFB-Bundestag über eine grundlegende Veränderung im deutschen Fußball gesprochen werden. Anstatt des herkömmlichen Sieben-gegen-sieben mit Spielplan und Tabellenprinzip bei Minikickern sowie bei den F- und E-Jugendlichen soll in Zukunft auf mehreren kleineren Feldern mit Minitoren im Drei-gegen-drei- oder Vier-gegen-vier-Format gespielt werden, das Modell mit Tabellen soll dann komplett wegfallen.
Der DFB verspricht sich davon gerade im Hinblick auf den Mitgliederrückgang in Folge der Corona-Pandemie mehr Spaß und vor allem mehr Spielzeit bei den Kindern. Man wolle mehr Weltmeister schaffen und wieder die Bolzplatzmentalität stärken, um mehr Straßenfußballer ausbilden zu können. Es ist bei den Planern die Rede von mehr Ballkontakten und mehr individuellen Erfolgen - mit dem konkreten Ziel, ab dem D-Jugend-Alter keine Spieler mehr zu verlieren.
Wir sprachen dazu mit mehreren Jugendvorständen aus den Wittener Vereinen.
Daniela Kortengräber vom SV Herbede beispielsweise findet die Idee zwar gut, sieht aber noch große Probleme bei der Organisation: „Natürlich ist es gut, dass dadurch alle Kinder zum Einsatz kommen und jeder genug Spielzeit bekommt. Ich befürchte allerdings Probleme in puncto Betreuung.“ Aus ihrer Sicht sei es schwierig, mit nur ein oder zwei Trainern mehrere Felder zu managen und zu beobachten. Die zusätzliche Hilfe von Eltern betrachtet sie mit kritischem Auge: „Wir haben gerade versucht, die teilweise aggressiven und ehrgeizigen Eltern ein wenig vom Spielfeldrand wegzubewegen. Nun sollen sie wieder näher heran und sogar aktiv eingreifen.“
Eltern mit ins Boot nehmen
Ähnliche Rückmeldung habe sie auch von Trainern des Vereins bekommen, die Sorge vor den deutlich höheren Herausforderungen durch die Organisation hätten. „Ich konnte mich damit noch nicht so recht anfreunden“, stellt Kortengräber ehrlich fest. Des Weiteren müsse man ihrer Ansicht nach spätestens ab der E-Jugend das Verlieren lernen und verstehen, worum es im Fußball geht.
Auch Gerhard Reicherz vom TuS Stockum sieht zwar die Probleme in Sachen Organisation, für ihn überwiegen jedoch die Vorteile: „Wir haben in dem Bereich ein strukturelles Problem. Zu viele Trainer und Eltern haben zu früh nur den Fokus auf die Leistungen der Spieler.“ Zwar sehe man die organisatorischen Herausforderungen, die neuen Spielformen seien aber im Sinne der Kinder, dementsprechend stehe man den Reformen in Stockum positiv gegenüber. „Wir müssen vorher ein passendes Konzept entwickeln, um alles organisieren zu können.“
Auch für die schwächeren Spieler eine Chance
Noch deutlich positivere Worte kommen aus Bommern. Nahezu begeistert zeigte sich da Björn Böringschulte, Jugendvorstand des SV Bommern 05. Die Organisation sei nur ein kleines Problem: „So bekommen auch die Schwächeren mehr Chancen und bleiben dabei, ohne den Spaß zu verlieren.“ Weiter sagt er: „Wir haben deutlich mehr Flexibilität, um die Spiele durchzuführen. Beispielsweise kann man es als Turnierformen mit Pausen gestalten. Und wir müssen den Austausch mit den Eltern suchen. Gerade im Jugendbereich funktioniert es ohnehin nicht ohne Eltern.“
Böringschulte sieht die Mitarbeit der Eltern als Chance und hofft zusätzlich, ältere Jugendspieler für die Betreuung gewinnen: „Man muss die Eltern mitnehmen, um die Trainer zu entlasten. Wichtig ist es, aufzuklären und zu vermitteln, dass es mehr um Spaß als um Ehrgeiz geht.“ Ab der Saison 2024/25 soll das Konzept in allen 21 DFB-Landesverbänden umgesetzt werden. Davon betroffen wären dann knapp 500.000 registrierte Spieler.
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