Witten. 100 Gramm zu viel bringt ein Ringer des ASV Mainz auf die Waage. Das beschert dem KSV Witten unverhoffte Punkte, die für den Heimerfolg reichen.

Wegen des Gewichts einer Tafel Schokolade endete der Bundesliga-Kampf zwischen dem KSV Witten 07 und seinem langjährigen Kontrahenten ASV Mainz 88 mit einem knappen Heimsieg der Ruhrstädter. Einer der Akteure aus der rheinland-pfälzischen Hauptstadt wog minimal zu viel - die vier Zähler, die der KSV dadurch auf sein Konto gebucht bekam, verhalfen dem Team von Trainer Ayhan Aytemiz zum wichtigen 15:13-Erfolg.

Schon wieder rücken die Wittener einen Schritt näher heran an ihr Saisonziel. Drei Kämpfe, drei Siege (die gegen Düren-Merken am „grünen Tisch“ zu erwartenden Punkte schon mal eingerechnet) - der Saisonstart verlief optimal. Alles andere als optimal war indes der Kampfabend aus Sicht der Mainzer. Denn als deren Ringer Ali Elcin am späten Nachmittag in der Husemannhalle auf die Waage stieg, zeigte diese für ihn 100 Gramm zu viel an (61,1 kg). Somit passte er nicht mehr ganz ins 61-kg-Limit (gr.-röm. Stil), wodurch sein Kampf gegen Wittens Calvin Stiller regelkonform mit 0:4-Teampunkten bewertet wurde. „Die Mainzer waren sauer, haben deshalb sogar den Kampfrichter angegangen und behaupteten, die Waage sei defekt gewesen. Ich kann dazu nur so viel sagen: 100 Gramm zu viel waren schon immer 100 Gramm zu viel. Da müssen sich die Mainzer gar nicht groß beschweren“, so Aytemiz’ trockener Kommentar.

Eigenbrodt verliert nicht deutlich gegen Ex-Wittener Cakovic

Durch diesen unverhofften vierfachen Punktgewinn ging letztlich die Rechnung des KSV-Trainers auf, der lange über der perfekten Aufstellung gegen den ASV Mainz gegrübelt hatte. „Das war natürlich ideal für uns. Danach ist fast alles so gekommen, wie ich es vermutet hatte.“ Vor gut 250 Zuschauern wurde der 75-kg-Kampf von Freistilringer Gregor Eigenbrodt gegen den Ex-Wittener Ibro Cakovic vorgezogen. Eigenbrodt unterlag mit 5:11 nach Punkten, bot dem erfahrenen Neu-Mainzer aber einen guten Kampf. „Eine Wertung ist sogar noch sehr unglücklich gegen ihn ausgefallen, sonst hätte er sogar eine Siegchance gehabt“, erklärte der Trainer. Der dann im 57-kg-Limit seinem Neffen Eren Arslan zum Bundesliga-Debüt verhalf - dass er gegen den Georgier Beka Bujiashvili ohne Chance sein würde, war vorher klar.

Wittens Noah Englich (li.) mühte sich in der Klasse bis 75 Kilogramm vergeblich - der Mainzer Türke Ahmet Yilmaz war zu stark, gewann technisch überlegen noch in der ersten der beiden Runden.
Wittens Noah Englich (li.) mühte sich in der Klasse bis 75 Kilogramm vergeblich - der Mainzer Türke Ahmet Yilmaz war zu stark, gewann technisch überlegen noch in der ersten der beiden Runden. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

„Womit ich nicht unbedingt gerechnet hatte, war der Sieg von Kasim Aras im Schwergewicht gegen Etka Sever“, gab Wittens Coach zu, nahm die zwei Teampunkte aber gerne mit. Zur Pause lagen die Gastgeber dann mit 6:9 im Hintertreffen, weil sich Youngster Kiril Kildau (98 F) dem starken ASV-Ringer Achmed Dudarov mit 2:10 beugen musste.

Starker Einstand beim KSV Witten für Ramm und Islamov

Der zweite Durchgang allerdings lief dann fast durchweg ganz nach dem Geschmack des siebenmaligen Deutschen Meisters. Eindrucksvoll war das Debüt des Briten George Ramm (66 F), der das Publikum nicht nur wegen seiner zahlreichen Tätowierungen beeindruckte. Gegen Ashot Shahbazyan siegte er mit 8:0, glich die Erstligabegegnung somit zum 9:9 aus.

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Auch die weiteren ausländischen Asse, die der KSV-Coach aufgeboten hatte, leisteten vortreffliche Arbeit. Daniel Cataraga (86 G) holte einen Zähler gegen den Ex-Wittener Mateusz Wolny, Debütant Donior Islamov (71 G) sammelte deren drei gegen den Polen Dawid Ersetic, und Maxim Vasiliogo (80 F) hatte am Ende mit einem 6:3 gegen ASV-Ringer Kamil Rybicki die Nase vorn - damit hieß es bereits 15:9 aus Sicht des KSV Witten, das Bundesliga-Duell war bereits gewonnen. In der Wittener Ecke brach so schon vor dem letzten Duell des Abends großer Jubel aus. Noah Englichs hohe, vorzeitige Niederlage gegen den starken Türken Ahmet Yilmaz (75 G) hatte schließlich nur noch statistischen Wert. „Die Jungs haben das heute richtig gut gemacht“, freute sich Ayhan Aytemiz über den nächsten KSV-Triumph.