Tokio (JAP). Ihr Olympia-Debüt beendet Wittens Triathletin Anabel Knoll auf Platz 31. Nach dem Schwimmen ist der Rückstand schon zu groß. Staffel am Samstag.
Unverhofft war Anabel Knoll vom Bundesligisten SG Triathlon Witten zu ihrer wohl größten sportlichen Bewährungsprobe gekommen. Durch den Triumph beim verbandsinternen Qualifikations-Wettbewerb in Kienbaum hatte sich die 25-Jährige das Startrecht für die Olympischen Spiele gesichert. In der Nacht zum Dienstag war es nun so weit, Knoll gehörte in Tokio zu den 54 Besten der Besten weltweit. Dass es am Ende der 31. Platz (in 2:04,45 Stunden) wurde, war für die Ingolstädterin letztlich angesichts der Bedingungen „ganz okay“.
Tagelang war es in der japanischen Hauptstadt drückend heiß, bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke kamen die Sportler in einigen anderen Disziplinen schon mächtig ins Schwitzen. Doch ausgerechnet vor dem Start des Triathlons bei den Frauen schüttete es wie aus Kübeln, es kühlte mächtig ab. „Es kam alles anders als erwartet. Für mich ist diese Kälte im Wettkampf ja gar nix“, gestand Anabel Knoll, die wegen der Vorbereitung auf Tokio auch auf einen Start bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin verzichtet hatte.
DTU-Kollegin Laura Lindemann lange vorne dabei, am Ende Achte
Überhaupt erst zum dritten Mal nahm sie eine olympische Distanz in Angriff - „da hatten die vielen erfahrenen Athletinnen im Feld schon Vorteile. Aber Anabel hat das gut gemacht - obwohl ihr vor dem Start das Herz ganz schön in die Hose gerutscht sein dürfte bei solch einem bedeutenden Wettbewerb“, mutmaßt ihr Vater und Trainer Roland Knoll (53), der das olympische Rennen bei Eurosport als Experte mit kommentierte. „Eine Mischung aus Vorfreude, Angst und Respekt“ hätte seine Tochter mit an die Startlinie gebracht - „es ist nun mal schon was Besonderes, wenn man seine ersten Olympischen Spiele bestreitet“, so der erfahrene Coach und frühere Weltklasse-Triathlet.
Dass Anabel Knoll beim Start auf dem Ponton im Odaiba Marine Park ganz in der Mitte stand, war gewiss kein Vorteil, so seine Einschätzung. „Da hat man schon einen Rückstand, ehe es mit dem Schwimmen so richtig losgeht.“ Und mit eben dieser ersten Disziplin war die 25-Jährige auch gar nicht zufrieden. „Das Schwimmen habe ich ziemlich versemmelt. Da fehlte mir wohl einfach die Erfahrung, ich war in einer Gruppe regelrecht eingeschlossen“, so die Wittener Bundesliga-Athletin. So betrug der Rückstand auf die Führenden um die Potsdamerin Laura Lindemann, die am Ende Achte wurde, eine Minute.
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Einsatz in der Mixed-Staffel am Samstag
Erst in der vierten Radgruppe fand sie sich wieder - denkbar schlechte Voraussetzungen, um ein gutes Resultat zu erzielen. „Dann noch die nassen Straßen, die schwierigen Kehren - kann sein, dass sie da etwas gehemmt gefahren ist“, so Roland Knoll. Bemerkenswert: Von 54 Starterinnen kamen gerade mal 34 ins Ziel. Während vorne mit der späteren souveränen Siegerin Flora Duffy (38; Bermudas) sowie Georgia Taylor-Brown (Großbritannien) und der US-Amerikanerin Katie Zaferes mächtig die Post abging, wuchs der Abstand immer weiter.
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Positiv: Knoll ließ sich auch vom Dauerregen nicht aus der Fassung bringen, wechselt auf Position 31 auf die abschließenden zehn Laufkilometer. Diese Platzierung behielt die Ingolstädterin bis zum Ende, kam nach 2:04,45 Stunden ins Ziel und riss die Arme in die Höhe, als hätte sie sich viel weiter vorne platziert. „Insgesamt bin ich schon zufrieden“, gab sie zu Protokoll, „ich nehme dieses Rennen einfach als Erfahrung.“ Auf der letzten der vier Laufrunden habe sie das Tempo schon ein wenig ‘rausgenommen und ein paar Kräfte geschont für den Mixed-Staffel-Wettbewerb mit
, Justus Nieschlag und Jonas Schomburg am Samstag. Was dort für das DTU-Quartett drin ist? „Schwer einzuschätzen“, so Roland Knoll, „vorhersagen kann man da nichts.“ Eine Medaille allerdings ist keineswegs utopisch.