Witten. Drei Judoka der Sport-Union Annen sind bei den Olympischen Spielen in Tokio mit dabei. So schätzt SUA-Trainer Stefan Oldenburg die Chancen ein.
Die Anwohner einiger Straßenzüge in Witten und Umgebung müssen sich keine Sorgen machen, wenn in den nächsten Wochen zu unchristliche Uhrzeiten Licht und lauter Jubel aus einigen Fenster dringen sollte. Es sind nur die Olympischen Spiele und deren Auswirkungen auf die Daheimgebliebenen, die Unterstützer aus der Ferne.
Mit drei Judoka ist die Sport-Union Annen wieder gut auf den Matten vertreten. Zwar kein deutscher Teilnehmer, doch SUA-Sportvorstand und Trainer Stefan Oldenburg drückt seinen Bundesliga-Schützlingen dennoch die Daumen wie so viele Vereinskollegen auch.
Wittens Trainer stellt sich früh den Wecker
„Das werde ich mir natürlich nicht entgehen lassen“, sagt Oldenburg. „Dafür stelle ich mir gerne einen Wecker. Ich bin dann einfach Fan und werde mitfiebern.“ Es dürfte sich lohnen, denn seinen Kämpfern traut er einiges zu.
Weitere Berichte rund um die Olympischen Spiele
- Warum die Olympischen Spieler zu einer Wundertüte werden
- Reportage: So fühlt sich Olympia 2021 in Tokio an
- Maike Schaunig musste im Stadion eine Träne zurückhalten
Der junge Belgier Jorre Verstraeten (-60 kg) bekommt es in der ersten Runde gleich mit einem ganz interessanten Los zu tun. Es handelt sich um den Hennefer Moritz Plafky, der bis vor einigen Jahren noch selbst für die SUA antrat.
Weltmeister greift nach den Medaillen
„Da schlagen natürlich zwei Herzen in meiner Brust, wenn er gerade gegen einen Deutschen ‘ran muss“, meint Oldenburg. „Das wird ein besonders spannendes Duell. Zwar ist Verstraeten noch nicht so hoch dekoriert, die Top sieben traue ich ihm aber zu.“ Etwas klarer fällt seine Expertise beim zweiten Wittener Belgier aus. Matthias Cassé (-81 kg) wurde vor sechs Wochen in Budapest Weltmeister.
„Ich denke, dass er es in die Medaillenränge schaffen wird. Ob es zu Gold reicht, wird sich zeigen“, legt Oldenburg dar. „Die Gewichtsklasse ist ziemlich ausgeglichen. Die Chance ist da.“
Doch nicht nur auf der Matte sind die Wittener in Tokio vertreten. Die beiden Ex-SUA-Judoka Daniel Gürschner, der zum Trainerstab des deutschen Kaders gehört, und Michael Bazynski sind vor Ort. Bazynski ist für die niederländischen Frauen zuständig.
Wittener Fotograf an der Matte
„Ein wenig Sympathien hat man dadurch schon für die Niederländerinnen, wenn sie nicht gerade die Deutschen rauswerfen,“ sagt Oldenburg und grinst. Wirklich Kontakt zu den beiden SUA-Granden hat er allerdings nicht. In einem weiteren Fall sieht das anders aus.
Auch interessant
Denn nicht nur als mehr oder weniger Aktive hat die Sport-Union jetzt schon ihren Abdruck bei den Olympischen Spielern hinterlassen, auch neben den Kulissen sind sie vertreten: in Person von Marcel Haupt. Der Trainerkollege Oldenburgs ist als Fotograf vor Ort und begleitet die Spiele durch die Linse. Und darf ganz nah ran.
Starke Konkurrenz für Mikail Özerler
„Es hilft unseren Kämpfern sicherlich, wenn sie ein weiteres bekanntes Gesicht neben der Matte sehen. Ansonsten sind die Ränge ja leer.“ Ein wenig Coaching werde es von Haupts Seite aber wohl nicht geben. Aber wer weiß, manchmal sind es die Kleinigkeiten wie die reine Anwesenheit einer freundlich gesinnten Kamera, die den Ausschlag in die richtige Richtung geben.
Das Wittener Sextett komplettiert in Tokio der Slowene Mihael Zgank (-90 kg), der mittlerweile als Mikail Özerler für die Türkei startet. „Seine Gewichtsklasse ist sehr stark besetzt. Er wird ein, zwei andere Kämpfer knacken müssen, um weit zu kommen“, vermutet Stefan Oldenburg. „Die Top sieben ist bei einer guten Tagesform aber in jedem Fall drin.“
Der letzte Deutsche aus Witten war 2008 dabei
Einen deutschen Judo-Olympioniken aus den Reihen der SUA hat es seit 2008 mit Benjamin Behrla nicht mehr gegeben. Das könnte sich in Zukunft ändern. „Wir haben derzeit eine starke Jugend“, erklärt Oldenburg. „Es gibt da ein paar, die man im Auge behalten sollte.“ Schwergewichtler Jonas Schreiber (21) wäre so einer für Paris.
Doch das ist noch drei Jahre und viele Kämpfe hin. In naher Zukunft heißt es erstmal: Wecker stellen, Daumen drücken und jubeln.