Köln/Witten. Mit 18 Judoka ist der DJB bei der Europameisterschaft in Portugal vertreten. Auch Martin Matijass und Jonas Schreiber (SU Annen) sind dabei.
Obwohl die Corona-Pandemie einen weitgehend normalen Alltag auch weiterhin nicht zulässt, finden durchaus Großveranstaltungen - unter Einschränkungen - ihren Platz. Dazu zählt auch die Judo-Europameisterschaft, die vom heutigen Freitag an bis zum Sonntag in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon über die Bühne geht und bei der auch zwei Kämpfer des Bundesligisten Sport-Union Annen ihr Glück versuchen.
Schon am Dienstag ging es für Martin Matijass und Jonas Schreiber mit dem Flieger nach Portugal. Insgesamt 18 Aktiven (je neun bei den Männern und den Frauen) schickt der Deutsche Judobund bei der EM auf die Matte - in der Hoffnung, dass dabei die eine oder andere Medaille herauskommt. Die Tatsache, dass das Top-Team des DJB ohnehin nicht vorgesehen war für einen Start bei den kontinentalen Titelkämpfen, sondern sich vielmehr mit Blickrichtung auf die Olympischen Spiele akribisch vorbereiten soll, bescherte auch den beiden SUA-Judoka die Chance, sich bei einem so großen Wettbewerb zu beweisen.
Beim Grand Slam in Taschkent war für Matijass früh Schluss
Bei den Mittelgewichtlern (bis 90 kg) war Martin Matijass zuletzt vorgesehen für Starts bei den Grand Slams in Georgien und in der Türkei, doch aufgrund mehrerer Coronafälle im DJB-Lager wurde daraus nichts. Unter anderem erwischte es den Potsdamer Tim Schmidt, so dass nun der Annener neben Falk Petersilka die EM-Fahrkarte in dieser Gewichtsklasse erhielt. „Bundestrainer Richard Trautmann kam dann auf mich zu und sagte mir, dass ich dort kämpfen dürfte“, war Matijass glücklich über diese Gelegenheit. Sein letzter internationaler Wettkampf, beim Grand Slam in Taschkent, verlief mit nur einem Kampf nicht wirklich gut.
„Ich hatte seit Anfang 2020 kein größeres Turnier mehr bestritten, war ein wenig eingerostet“, so der 25-Jährige. Jetzt aber sei er körperlich wieder topfit und wolle zeigen, was er drauf hat. „Es war ja auch mein Ziel, die EM zu kämpfen, spätestens als man mich auch für die Grand Slams in Georgien und in der Türkei nominierte“, sagt Matijass, der am Kölner Olympiastützpunkt trainiert.
EM-Turnier ist herausragend besetzt
Er habe seine Lehren aus der Pleite von Taschkent gezogen, sei nun voll fokussiert auf die EM in der 90-kg-Kategorie. „Das Turnier ist erstklassig besetzt, die ersten Zwölf der Weltrangliste sollen dabei sein“, weiß Matijass. „Man darf sich auf diesem Niveau einfach keine Fehler erlauben, vor allem nicht zu abwartend kämpfen.“ Jetzt reise er mit einem guten Gefühl an, da die Fitness stimmt. Nun muss nur noch die Auslosung mitspielen.
„Ein bisschen unverhofft“ kam für Jonas Schreiber (20) die EM-Nominierung. Er hatte in Köln zwar immer fleißig trainiert, ging aber zuletzt immer leer aus, wenn es um die Besetzung für wichtige Turniere ging. „Mein letzter internationaler Wettbewerb war in Visé in Belgien vor einem Jahr“, so Schreiber. Das Bundesliga-Finale mit der SU Annen im Herbst war sein letzter wichtiger Auftritt - in Sachen Matchpraxis hat der Dritte der U-18-WM von 2017 also noch einiges aufzuholen.
Schwergewichtler Jonas Schreiber rückt nach für Daniel Zorn
Letztlich spielten die Corona-Probleme im DJB-Kader auch dem Schwergewichtler in die Karten. Daniel Zorn (Berlin) musste passen, so dass Schreiber nachrutschte. „Allerdings ist es auch mein erstes Jahr in der Seniorenklasse - da war klar, dass ich noch Geduld brauche“, sagt Schreiber. Er habe zuletzt enorm viel an seiner Physis gearbeitet, zahllose Stunden im Kraftraum verbracht. Nicht ganz so einfach war für ihn, dass ihm beim Matten-Training fast nur etwas leichtere Kontrahenten gegenüberstanden. „Das ist undankbar für einen Schwergewichtler. Die 100-er sind schneller, beweglicher - das erfordert ganz anderes Judo.“
Gleichwohl brennt der Youngster auf seinen Einsatz in Lissabon. „Da ist alles dabei, was Rang und Namen hat“, schaut Jonas Schreiber respektvoll auf die erlesene Riege der Konkurrenten. „Das ist die ganz große Bühne im Judo - ich habe da überhaupt nichts zu verlieren“, weiß der Freudenberger, dass ihm mit seinen 20 Jahren die Zukunft gehört und er zu den Jüngsten im Teilnehmerfeld zählt. „Bei den Junioren, da hat man ganz anders auf mich geschaut, jetzt lastet auf mir kein so großer Druck. Ich möchte mich in Portugal aber dennoch so gut wie möglich verkaufen und eventuell ein paar Große ärgern.“