Witten. Für die waghalsigen Abfahrtsrennen auf zwei Rädern braucht es Mut, Geschick und Kondition. Auch die Radpflege gehört für den Wittener dazu.

Die Topographie rund um Witten lädt förmlich dazu ein, diese mit einem Mountainbike zu erkunden. Diese Ansicht teilt auch Max Knappmann, der seit einigen Jahren die Hügel und Berge der Ruhrstadt als Trainingsgelände für den Start einer Karriere als Downhill-Rennfahrer nutzt.

Der 16-jährige Gymnasiast ist schon seit zehn Jahren als Handballer in Rüdinghausen aktiv, doch in der Corona-Zeit kann der Kreisläufer der HSG Annen-Rüdinghausen nicht auf Torejagd gehen. Glücklicherweise ist aber zumindest das Radfahren nicht verboten. Das Trainingsgelände der „Happy Trail Friends“, dem Wittener Club für Mountainbike-Fahrer, ist zwar gesperrt, doch das bremst Knappmann keinesfalls: „Es gibt so viele Trails in der Umgebung, auf denen man fahren kann. Mit meinen Freunden bin ich zum Trainieren sehr oft rund um Witten unterwegs.“

Kondition und Kraft sind essenziell

Max Knappmanns Lieblingsdisziplin sind die Downhill-Rennen: „Wie der Name schon sagt, geht es darum, einen Strecke bergab zu fahren. Das kann man am besten mit einem Free-Rider-Rad. Das hat eine spezielle Federung und sieht auch etwas anders aus als ein klassisches Mountainbike.“

Wenn das Wetter mitspielt, dann gibt es für Max Knappmann kein Halten mehr - dann geht’s raus in die Umgebung, um Körper und Mountainbike auf die Probe zu stellen.​
Wenn das Wetter mitspielt, dann gibt es für Max Knappmann kein Halten mehr - dann geht’s raus in die Umgebung, um Körper und Mountainbike auf die Probe zu stellen.​ © Knappmann

Eine spezielle Federung ist beim Downhill auch dringend notwendig. Die Rennen führen nicht über asphaltierte Wege, sondern meist über kleine Pfade. Diese sind übersät von Wurzeln und Steinen. Hohe, weite Sprünge sind hier an der Tagesordnung. Max Knappmann berichtet: „Da wird man ganz schön durchgeschüttelt, selbst wenn man eine sehr gute Federung hat.“

Regelmäßiges Training in den Wäldern der Stadt

Der Rüdinghauser gibt zu, dass man für so ein Abfahrtsrennen selbstbewusst sein muss: „Man braucht einen starken Willen und muss sein Ängste überwinden. Es ist wichtig, dass man an sich glaubt.“

Zudem braucht ein Downhill-Fahrer ein gesundes Maß an Kondition und Kraft. Für die Konditionseinheiten steigt Max Knappmann auf ein anderes Rad um: „Mit einem Free-Rider kann man nicht bergauf fahren. Ich habe noch ein Enduro-Fahrrad für die langen Strecken.“ So stellt er sicher, dass er genug Kraft und Ausdauer für die Downhill-Rennen hat: „Die Erschütterungen gehen ganz schön in die Oberschenkel und in die Arme. Mit dem Kraft- und Konditionstraining verbessere ich die Kontrolle über das Rad und verhindere, dass ich etwa den Lenker loslasse, wenn ich durch ein Wurzelfeld fahre.“

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Zusammen mit drei Freunden trainiert Max Knappmann regelmäßig in den Wäldern rund um Rüdinghausen: „Wir bringen uns gegenseitig Tricks bei, wie Hindernisse zu bewältigen sind. Zudem tauschen wir uns auch noch mit vielen anderen Fahrern aus. Das hilft ungemein, um besser zu werden.“ Das Quartett verbringt auch sehr viel Zeit damit, an den Rädern zu schrauben. Neben den Pflegearbeiten wie Fetten und Ölen gehört auch dazu, das Rad optimal für sich einzustellen. Knappmann erzählt: „Jeder Fahrer bevorzugt eine bestimmte Federung oder Bremseneinstellung, für die man lange tüfteln muss.“

Mit dem Lift hinauf zum Start

Sobald der Lockdown gelockert wird, möchte er mit seinen Freunden einen der Bike-Parks im Sauerland besuchen: „Die Strecken in Winterberg oder Willingen sind für Downhill-Rennen präpariert.“ Dort genießt man auch den Luxus, dass man nach einer Abfahrt mit einem Lift zurück zum Start fahren kann. Zudem schwebt Knappmann vor, ein Team zu bilden: „Wir wollen uns dann auch im Wittener Club anmelden und endlich Rennen fahren.“

Max Knappmann gehört zu einer stets wachsenden Zahl von Jugendlichen, die sich für die verschiedenen Mountainbike-Disziplinen interessieren. Thorsten Rudolph, der Vorsitzende der Happy Trail Friends, beobachtet schon lange den Boom: „Cross-Country-Rennen sind seit 1996 eine olympische Disziplin. Das ZDF überträgt Downhill-Rennen auf seinen Streaming-Kanälen, und zu den großen nationalen und internationalen Wettbewerben kommen häufig mehrere 10.000 Zuschauer.“

Beliebte Übungsstrecken im Sauerland

Auf dem Vereinsgelände in Witten bietet der Club einige Übungsstrecken, sogenannte „Lines“, an. Rudolph sagt: „Das ist für ein abwechslungsreiches Training oftmals aber nicht ausreichend. Daher weichen unsere Mitglieder oft, so wie es auch Max tut, auf die wenigen geeigneten Strecken im Ruhrgebiet aus.“ An Wochenende besuchen sie auch öfter die Bike Parks im Sauerland. Rudolph weiß aber: „Das ist immer mit einem gehörigen Zeitaufwand verbunden und setzt die Unterstützung der Eltern oder eine Mitfahrgelegenheit voraus.“

Während man in anderen Gegenden schon den nicht zu verachtenden Wert von Bike-Parks und Mountainbike-Wegenetzen erkannt hat, tut man sich im Ruhrgebiet noch schwer. So müssen die Fahrer auf Strecken fahren, die auch von anderen Waldbesuchern genutzt werden. Das endet nicht selten in unerfreulichen Disputen. Der Wittener Club müsse zusammen mit anderen Vereinen viel Überzeugungsarbeit leisten, so der Vorsitzende. „Das südliche Ruhrgebiet ist wie geschaffen für Trailnetze und Bike-Parks. Wir hoffen, dass die Kommunen und der Regionalverband Ruhr bald gemeinsam mit uns an geeigneten Lösungen arbeiten. Bedarf gibt es genug.“