Herne. Beim BCC Witten würde man die Bundesliga-Saison gerne zu Ende spielen. Doch DBU-Präsident Helmut Biermann ist ob der Fortsetzung eher skeptisch.
An den ersten beiden Juni-Wochenenden hätte unter normalen Umständen die Saison im Billard-Verband Westfalen mit den letzten Ligaspielen und den letzten Einzelmeisterschaften beendet werden sollen. Am 9. Juni hat der BVW die Saison nun abgebrochen. In der Deutschen Billard-Union ruht dagegen weiter der Spielbetrieb seit dem 13. März aufgrund der Corona-Krise - die Dreiband-Asse des BCC Witten waren zu diesem Zeitpunkt Zweiter der Bundesliga. Die WAZ sprach mit Helmut Biermann (65) aus Herne, dem Präsidenten beider Verbände, über ausgefallene Meisterschaften und den weiterhin ruhenden Spielbetrieb.
Die DBU war Ende Februar einer der ersten Sportverbände, der mit der Dreiband-Team-Weltmeisterschaft, die Anfang März in Viersen hätte stattfinden sollen, seine größte Meisterschaft abgesagt hatte. Auch die für November geplante Deutsche Meisterschaft in Bad Wildungen wurde frühzeitig abgesetzt. Waren diese Entscheidungen unumgänglich?
Biermann: Ja. In beiden Fällen aus ähnlichen Gründen: Kosten- und Risikominimierung. Bei der WM entfiel ja auch der zunächst geplante Nachholtermin für August, weil bis zum 31. August in NRW sowieso Großveranstaltungen untersagt sind. Der Weltverband sah auch keine andere Chance, weil er nicht weiß, ob die Sportler bereit sind zu kommen, oder ob europäische oder außereuropäische Spieler überhaupt einreisen dürfen. Und natürlich kommt das erweiterte finanzielle Risiko hinzu. Wir mussten jetzt schon 90 Prozent der Hotelkosten für die Stornierung der Zimmer bezahlen. Bei der DM hätten wir voraussichtlich auch im November die Abstands- und Hygieneregeln nicht einhalten können. Wir müssten auch die Zahl der Billardtische reduzieren und daher das Spielsystem radikal ändern. Und auch hier wollten wir nicht ins finanzielle Risiko gehen. Keiner weiß, was im November sein wird.
Seit Mitte März ruht der Spielbetrieb in der DBU und in seinem zweitgrößten Landesverband Westfalen. Während viele Sportverbände ihre Saisons für beendet erklärt haben, steht die Entscheidung im Billard noch aus. Wie ist da der Stand der Dinge?
In Westfalen ist die Entscheidung gefallen, die Saison ist beendet. Auf DBU-Ebene ist die Saison noch weiter ausgesetzt, zunächst bis zum 30. Juni. Sie war erst bis zum 31. Mai ausgesetzt, das Präsidium hat dann aber noch eine Verlängerung beschlossen.
Wann wird denn aus Ihrer Sicht wieder um Punkte, Medaillen und Titel gespielt?
Ich suche gerade meine Glaskugel (lacht). Keine Ahnung. Ich kann es nicht sagen. Bundesspielbetrieb kann es erst wieder geben, wenn in allen Bundesländern die gleichen Voraussetzungen herrschen, wenn überall wieder Wettkampfsport Indoor erlaubt ist. Wir können uns ja nicht aussuchen, wo wir unsere Bundesligaspiele austragen dürfen. Es träumen noch viele davon, die Saison zu Ende spielen zu können, was ja auch eine Intention für die Umstellung auf das Kalenderjahr ist. Ich bezweifle, dass das geht. Ich sehe die Chancen als äußerst gering. Das sind Hoffnungen, die sehr vage sind.
Bei der Umstellung der Saison auf das Kalenderjahr gibt es in den Landesverbänden und den Vereinen unterschiedliche Meinungen. In welche Richtung wird bei dieser wichtigen Entscheidung denn tendiert?
So wie ich das im Moment einschätze, 50:50. In Westfalen haben 75 % Prozent der Vereine gegen eine Umstellung plädiert. In Baden-Württemberg etwa hat das Präsidium dafür gestimmt. 84 % der Vereine sind aber dagegen und haben den Landesverband zurückgepfiffen, der jetzt wohl dagegen stimmen wird. Ich halte mich da raus, weil ich als Präsident der DBU und als Präsident des BVW in einem Interessenkonflikt bin. Fakt ist, dass das Präsidium der DBU den Antrag nicht befürwortet hat. Aber wir haben darüber nicht zu entscheiden. Deshalb findet die außerordentliche Mitgliederversammlung auch als Präsenzveranstaltung statt, da man bei einem so emotional aufgeladenen Thema von Angesicht zu Angesicht diskutieren muss.
Was passiert, wenn die Saison so beibehalten wird, man aber wegen der Corona-Krise in diesem Jahr nicht mehr um Punkte spielen kann?
Ich kann mir gut vorstellen, wenn die Umstellung nicht kommt und wir absehbar in diesem Jahr nicht mehr spielen können und auch die neue Saison in diesem Jahr nicht mehr beginnen können, dann spielt man nur eine Hinrunde im neuen Jahr. Das ist immer noch besser, als ein halbes Jahr gar nicht zu spielen. Dann spielt man nur eine einfache Runde, nur um die Leute wieder ans Billard zu bekommen, um ein Sportangebot zu haben.
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Ab 15. Juni ist Training für Billard grundsätzlich wieder überall erlaubt. Inwieweit der nun auch wieder erlaubte Wettkampfbetrieb mit bis zu zehn Teilnehmern indoor unseren Sportbetrieb mit Leben erfüllen kann, kann erst nach einer näheren Prüfung beurteilt werden.