Clubchef ist sicher: „Der TuS Stockum wird überleben“
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Stockum. Der Vorsitzende des TuS Stockum sieht hohe Belastungen auf seinen Verein zukommen. Bis zu 75.000 Euro könnten bis Ende des Jahres fehlen.
Die auch weiterhin nicht merklich abflauende Corona-Krise ist vor allem auch für größere Amateur-Sportvereine ein immenses Problem. Da macht auch der TuS Stockum keine Ausnahme. Der Mehrspartenclub leidet aktuell unter der verordneten Zwangspause, das Vereinsleben liegt brach - und besonders finanziell drohen auf den Verein enorme Belastungen zuzukommen.
„Das ist für uns alle eine sehr spannende Zeit“, sagt Stockums langjähriger Vorsitzender Peter Ludwig. Denn für ihn geht es momentan vorrangig nicht wirklich darum, in welcher Liga die diversen TuS-Mannschaften in der kommenden Saison antreten werden, ob Auf- oder Abstiege Thema sind. Den 68-Jährigen beschäftigt weit Wichtigeres: „Wenn die Corona-Pandemie noch längere Zeit vorhält, drohen uns bis zum Ende des Jahres Einnahmeverluste in Höhe von bis zu 75.000 Euro“, rechnet Ludwig vor.
Sponsoren halten dem Verein die Treue, Mitgliederzahl ist stabil
Eine beträchtliche Summe für einen Verein dieser Größenordnung. „Und da ist ein möglicher Mitgliederrückgang noch gar nicht mal mit eingerechnet“, sagt der TuS-Vorsitzende. Immerhin: Derzeit halte sich die Zahl der Kündigungen, die beim Vorstand eintreffen, noch in überschaubaren Grenzen. „Da sind die Zahlen wie sonst auch, das freut uns natürlich“, so der Stockumer. Der Verein zählt zurzeit etwas
mehr als 1900 Mitglieder
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, bei einer jährlichen Fluktuation von rund 300 Personen. „Doch neue Mitglieder kommen zumindest im Moment nicht hinzu“, sagt Ludwig.
Ein „Shutdown“ für noch weitere Monate hätte beim TuS Stockum finanziell vor allem Auswirkungen wegen der fehlenden Einnahmen durch Reha-Kurse. „Die wird man erst spät wieder freigeben können, weil es sich dort um Risikogruppen dreht“, so der erfahrene Vereinsfunktionär. Bei der einen Vollzeitangestellten denke man über Kurzarbeit nach, mit den so genannten „geringfügig Beschäftigten“ wie Reinigungskräften oder Platzwarten habe man im Club eine vertretbare Übereinkunft getroffen. Die Gelder für die etwa 110 Übungsleiter spare man derzeit ein, da die entsprechenden ca. 200 Sportangebote, die es beim TuS Stockum sonst wöchentlich gibt, ohnehin brach liegen.
Sportanlagen an der Pferdebachstraße konsequent dicht bis 19. April
Auch die Fußballabteilung, die innerhalb des Vereins eine Sonderstellung einnimmt, beteilige sich an den Einsparungen. „Dort bekommen die Trainer zurzeit auch keine Aufwandsentschädigungen, sie verzichten darauf“, so Ludwig. Überdies gebe es in Reihen des ambitionierten A-Kreisligisten keine Vertragsamateure.
Ferienangebot als Ersatz für anhaltende Kursausfälle
Dass weder Stadt Witten noch EN-Kreis zu Beginn der Corona-Krise eine Empfehlung zum Umgang mit selbiger geben wollten, ist Stockums Vereinschef Peter Ludwig sauer aufgestoßen. „Ein Service mit Fragen zu Steuern oder möglichen Zuschüssen wäre mal gut“, so der 68-Jährige. Inzwischen hat der Clubvorstand einen Antrag auf eine Einmalzahlung gestellt, „weil es in einigen Bereichen nun mal einen Komplettausfall von Zahlungen gibt“, lässt Ludwig wissen.
In den Sommerferien will der Verein seinen Kursbetrieb aufrechterhalten. Aktuell ausgefallene Stunden könnten so nachgeholt werden. Der TuS Stockum plant neben den üblichen Angeboten Sport-, Turn- und Abenteuercamps, um ein wenig von den aktuellen Problemen abzulenken. So sollen soziale Kontakte nicht komplett verloren gehen. Auch könne man somit Eltern entlasten sowie Kindern und Jugendlichen etwas bieten - auch ohne Vereinsmitgliedschaft.
„Zu Beginn dieses Shutdowns“, so Peter Ludwig, „gab es bei uns schon mal Ärger, weil der eine odere andere aus Sportarten, die im Freien betrieben werden, von der Entscheidung nicht begeistert war.“ Doch beim TuS Stockum habe man sich darauf geeinigt, bis zum 19. April sämtliche Sportanlagen zu sperren. Ludwig erhofft sich „einen Fingerzeig in den Osterferien“ - ob der fehlenden Informationen seitens der Stadt Witten bzw. des EN-Kreises ist der Clubchef dennoch enttäuscht. „Es herrscht eben eine große Unsicherheit wegen der gesamten Situation. Allerdings mache ich mir um unseren Club keine existenziellen Sorgen, der TuS Stockum wird überleben. Die Sportlandschaft aber wird in Zukunft eine andere sein.“ Dass die Sponsoren dem Verein die Stange halten, macht den 68-Jährigen zuversichtlich.
Was ihn eher traurig stimmt: Die geplante 75-Jahr-Feier hat der TuS Stockum absagen müssen, will sie eventuell in 2021 nachholen. Auch die für Mai geplanten Westfalenmeisterschaften im Turnen fallen flach, die für den Verein durchaus lukrative Veranstaltung „Stockum kulinarisch“ wird wohl ebenso abgeblasen. Alternativ will der TuS in den Sommerferien Sportkurse anbieten (siehe Infokasten), auch als Service für seine Mitglieder.
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