Witten. Alina Schubert wünscht sich 2020 nichts sehnlicher als den ersten Start in einem Profi-Galopprennen. In Witten kenntman sie als Judo-Kämpferin.

Weihnachten. Die Zeit der Wünsche und guten Vorsätze. Auch Alina Schubert hat einen besonderen Traum für das nahende Jahr 2020. Die 24-Jährige hofft auf ihren ersten Start in einem professionellen Galopprennen. Dabei kennen sie die Wittener eigentlich aus einer komplett anderen Sportart.

„Meine Eltern hatten immer schon Pferde“, erzählt die Reiterin, die schon als Baby vorne drauf gesessen hat. „Ich saß auf Pferden, bevor ich laufen konnte“, sagt sie heute mit einem Schmunzeln. Beinahe zwangsläufig lernte sie früh reiten und wuchs mit den Tieren auf. Zu einem Sport wurde das Reiten aber erst wesentlich später.

Judo in der zweiten Bundesliga

Alina Schubert (li.) im Zweitligakampf der SU Annen gegen Leipzig.
Alina Schubert (li.) im Zweitligakampf der SU Annen gegen Leipzig. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Denn bis heute ist Alina Schubert als Judoka aktiv. Für die Sport-Union Annen kämpft sie in der zweiten Bundesliga. Als Einzelkämpferin war sie für ihren Heimatverein TV Hüinghausen noch in diesem Jahr bei der Deutschen Meisterschaft am Start. „Durch eine Freundin habe 2001 angefangen“, erinnert sich die Sportlerin an ihre Judo-Anfänge.

Die Kampfsportart war zunächst nicht mehr als ein Hobby. Mit den ersten Gürtelprüfungen wurde es aber mehr. Alina Schubert begann, im Leistungszentrum in Witten zu trainieren.

„Damit wurde das Ganze dann etwas größer“, sagt sie. Es folgten Einsätze auf nationalen und internationalen Turnieren und schließlich die Kämpfe in der Regional- und Bundesliga für die SUA.

Ein Schlüsselbeinbruch kommt selten allein

2015 dann der erste Rückschlag: Schlüsselbeinbruch in einem Regionalligakampf. Bei den ersten sportlichen Aktivitäten nach der Verletzung stürzte sie mit dem Rad. Wenig später brach sie sich bei einer der ersten Judorollen das Schlüsselbein erneut.

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„Nach dem zweiten Mal habe ich es dann natürlich langsamer angehen lassen“, erzählt die Herscheiderin. Vorerst konzentrierte sie sich auf die Mannschaftskämpfe. Zwischenzeitlich hatte ihr der Arzt sogar komplett vom Judo abgeraten. Denn das Schlüsselbein war offenbar nur instabil zusammengewachsen. Die kaum zu verhindernden Stürze beim Kampfsport hätten leicht zu einer erneuten Verletzung und schließlich auch zu langfristigen Folgen führen können.

„Ohne Sport kann ich nicht leben“

„Aber ohne Sport kann ich nicht leben“, sagt die 24-Jährige. Und wer war in dieser Zeit zur Stelle? Natürlich die Pferde. „Mein Traum war es immer, Galopprennen zu reiten“, verrät sie. An diesem Ziel begann sie, bei einer Trainerin in Neuss zu arbeiten. Im Training ritt sie sechs verschiedene Pferde und unterstützte die Trainerin auch bei Renntagen. Schubert selbst startete in ersten Pony- und Reitpferderennen.

Seit 2016 besitzt Alina Schubert ihren eigenen englischen Vollblüter. Mit der Stute „Aqua“ ist sie nun schon in deutlich professionelleren Junior-Cup-Rennen unterwegs. „Mittlerweile kenne ich sie natürlich in- und auswendig, wir haben noch mal eine andere Bindung als bei fremden Pferden.

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Sieg als Außenseiterin in Baden-Baden

An das erste Rennen erinnert sich die 24-Jährige noch ganz genau: „Mein Ziel war es, oben zu bleiben und nicht Letzte zu werden.“ Beides hat geklappt. Die Ambitionen sind seitdem freilich gestiegen.

In 14 Rennen standen in diesem Jahr vier Siege und zwei zweite Plätze zu Buche. Ein sehr gutes Jahr. Der größte Erfolg war der Sieg beim Junior-Cup-Rennen in Baden-Baden, wo sie als 1:22-Außenseiterin angetreten war.

Schubert will sich jetzt einen Namen machen

Seit Oktober darf sich Alina Schubert offiziell Amateur-Rennreiterin nennen. Sie bestand die Prüfung als Lehrgangsbeste. Nun geht es darum, Ritte zu bekommen. „Das ist am Anfang natürlich schwierig, denn keiner kennt einen“, weiß Schubert.

Viele Trainer und Besitzer setzten eher auf erfahrene Jockeys. „Ich bleibe aber ehrgeizig“, lacht die 24-Jährige. Dass sie eine Frau ist, hält sie nicht für einen Nachteil. „Es sind mittlerweile viele gute Frauen dabei, da möchte ich natürlich mit rein“, betont sie.

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Kündigung in Neuss zum Jahresende

In den Nachwuchsrennen will sie mit guten Ergebnissen weiter auf sich aufmerksam machen. Worauf kommt es dabei an? „Man muss sich schnell auf das fremde Pferd einstellen – wie tickt es und wie verhält es sich? Außerdem gilt es natürlich, die Anweisungen des Trainers umzusetzen.

Dass der Vertrag mit der Rennbahn in Neuss zum 31. Dezember nicht verlängert wird und alle Trainer die Kündigung zum Jahresende erhielten, kommt für Alina Schubert freilich zum komplett falschen Zeitpunkt. „Wir müssen jetzt schauen, wie es weitergeht.“

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Parallel wird sie auch weiter für die SU Annen auf die Matte gehen und eine gemischte Nachwuchstruppe betreuen. „Ich mache beides ja nicht professionell, daher bekomme ich beides unter einen Hut“, sagt die 24-Jährige, die auch noch zwei- bis dreimal in der Woche laufen geht.

Ohne Sport, das merkt man schnell, geht bei der reitenden Judoka überhaupt nichts.