Witten. Gegen den Favoriten des SV Nackenheim fällt die Entscheidung an einem spannenden Kampftag in der Ringer-Bundesliga erst in der letzten Begegnung.

Es hat nicht viel gefehlt, um aus diesem spannenden Ring-Abend in der Fritz-Husemann-Halle einen überraschenden und aus Sicht des KSV Witten einen herausragenden zu machen. Es waren genau zehn Sekunden, die das Team von Trainer Fatih Sirin von einem unerwarteten Sieg gegen den SV Alemania Nackenheim und der damit verbundenen vorzeitigen Qualifikation für die Endrunde in der Ringer-Bundesliga, fehlten. Am Ende gewannen die Gäste 16:15.

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Doch von vorne. Zwar waren die Vorzeichen für den KSV vor diesem Duell nicht die besten, schließlich musste Trainer Fatih Sirin auf den Polen Robert Baran verzichten und Simeon Stankovich deshalb im für ihn ungeliebten Freistil (bis 130 Kilo) antreten. Doch auch die Gästen konnten nicht aus dem Vollen schöpfen und so ging das erste Duell auch kampflos an den KSV, weil Nackenheim keinen Ringer in der Klasse bis 57 Kilo (GR) stellen konnte.

Bronzemedaillengewinner in Rio

Die Führung konnte der KSV bis zum vierten Kampf verteidigen (6:4). Dort schickten die Gäste aberDenis Kudla auf die Matte. Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Rio. Er bekam es mit einem einen alten Bekannten zu tun: Nico Brunner. Die beiden 25-Jährigen absolvierten in der Jugend viele Trainingslager zusammen und kämpften in der gemeinsam für die Deutsche Junioren-Nationalmannschaft. Der einen bereitet sich jetzt auf die nächsten Olympischen Spiele vor, der andere hat inzwischen einen Beruf abseits der Matte ergriffen.

Kein Wunder also, dass sich Kudla die vier Punkte danke technischer Überlegenheit vorzeitig sicherte, obwohl Brunner seine 96 Kilo in die Waagschale warf und sich mit allen Kräften wehrte. Mit Kudlas Punkten zum 8:6 gingen die Gäste erstmals in Führung und bauten diese zwischenzeitlich auf 15:6 aus.

Spektakuläre Aufholjagd

Was die Fritz-Husemann-Halle dann erlebte, war eine Aufholjagd vom Feinsten. Ibro Cakovic (Freistil bis 71 Kilo) verkürzte für den KSV auf 10:15. Seine Beinschrauben hatten Koray Cakici zur Verzweiflung und den Gastgebern vier Punkte gebracht. Auch Ilie Cijacari (GR bis 80 Kilo) legte eine Glanzleistung auf die Matte und sorgte für das 11:15 „Mit seinem Sieg hatten wir nicht gerechnet“, sagte Trainer Sirin nach der Begegnung.

Dann schlug die Stunde von Oldie Adam Jurezko, 48 Jahre alt, aber kein Bisschen müde. In seinem 199. Kampf für den KSV erteilte er dem 21 Jahre jüngeren Dario Schmidhuber eine Lektion. Spektakulär sicherte Jurezko sich eine Wertung nach der nächsten und schließlich auch vier Punkte durch technische Überlegenheit und damit den 15:15-Ausgleich. Plötzlich war an diesem Abend wieder alles möglich. Unentschieden vor dem letzten Kampf, der auch der beste des Tages werden sollte. Bei einem Sieg wären die Wittener sicher auf Platz drei der Tabelle und im Topf für die Play-Off-Auslosung. Bei einer Niederlage müssten sie in der letzten Begegnung am kommenden Wochenende den nötigen Zähler erringen.

8:6-Führung 30 Sekunden vor Schluss reicht nicht

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Und schon ging es los in diesem Duell (Freistil bis 75 Kilo). Maxim Vasilioglu, lautstark unterstützt von den rund 450 Zuschauern in den Halle, legte gegen Osman Kubily Cakici immer vor und ging zwischenzeitlich mit 4:2 und 6:4 in Führung. Weil Cakici aber jeweils der Ausgleich gelang, war die Anspannung in der Halle zum Zerreißen. 30 Sekunden vor Schluss gelang Vasilioglu tatsächlich die 8:6-Führung. Der Sieg für den KSV zum Greifen nah. Aber wie lang 30 Sekunden werden können, das erlebte der 24-Jährige schmerzlich.

Nur zehn Sekunden vor dem Ende startet der Nackenheimer Cakici einen Angriff auf die Beine seines Kontrahenten, erzielte einen Zwei-Punkte-Wertung, schaffte damit den Ausgleich zum 8:8 und weil er die letzten Punkte in diesem Duell holte, sammelte er auch einen Zähler für sein Team ein und bescherte den Gästen damit den Gesamtsieg. „Enttäuscht sind wir nicht. Es war ein spannender Kampftag und die Jungs haben sich super präsentiert. Ein bisschen Schade ist es aber schon“, fand Sirin.