Witten. . Die EU könnte das Granulat auf Kunstrasenplätzen ab 2022 verbieten. Die Stadt Witten hat ihre Pläne in Rüdinghausen daraufhin geändert.

Einen ganz besonderen Kunstrasen hatten sie sich bei TuRa Rüdinghausen ausgesucht. Neueste Generation, 3,5 Zentimeter lange Halme, verfüllt mit Kunststoff-Granulat. „Aus der Entfernung sieht das wie ein ganz normaler Rasenplatz aus“, sagte TuRa-Abteilungsleiter Uli Engelmann Ende Mai voller Vorfreude – doch schon da gab es Zweifel, ob das alles so klappen würde. Ein Vorhaben der Europäischen Union hat den Plan inzwischen durcheinandergeworfen. Zum Glück für TuRa und die Stadt aber noch früh genug.

Granulat oder Sand – das ist die Kunstrasenfrage, die sich zahlreiche Fußballvereine und Stadtverwaltungen aktuell stellen müssen. Viele Kunstrasenplätze sind und werden mit sogenanntem SBR-Granulat verfüllt, also zerkleinerten Autoreifen – das dämpft und federt und soll vor Verletzungen schützen.Letztendlich ist das Granulat aber Mikroplastik, das ins Trinkwasser und in die Nahrung kommt, gesundheitsschädlich sein könnte und vor allem nicht mehr vollständig aus der Umwelt zu entfernen ist.

Ob das Verbot kommt, ist noch nicht sicher

Die Europäische Chemikalienagentur empfiehlt der EU-Kommission deshalb ein Verbot der winzigen Plastikteilchen ab 2022 – ob das kommt ist unklar. DFB-Vertreter raten inzwischen zu einem Verzicht auf Granulat. Der Deutsche Olympische Sportbund fordert beispielsweise eine Übergangsfrist von sechs Jahren. TuRa und die Stadt Witten gehen aber auf Nummer sicher.

„Wir haben uns in Gesprächen mit dem Verein schnell darauf geeinigt, nicht mehr auf Granulat zu setzen“, erklärt Stadtsprecherin Lena Kücük zum Bauvorhaben in Rüdinghausen. „Es ist zwar noch nicht 2022, aber das ist schon in Sichtweite.“ Deshalb gehe man lieber kein Risiko ein: „Wir wissen nicht, ob es einen Bestandsschutz geben wird oder ob dann alles direkt erneuert werden muss. Aber wenn wir jetzt schon wissen, dass so ein Verbot kommen kann – dann sind wir doch lieber heute schon so schlau und nehmen das gar nicht mehr.“

Risiko einer erneuten Renovierung wäre zu hoch

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Ende Mai erreichte die Stadt ein Rundschreiben des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, in dem vor dem Verbot gewarnt wird. Kurzfristig entschied man sich für Quarzsand.

„Wir können es eh nicht ändern“, kommentiert der TuRa-Vorsitzende Rainer Scherff, „letztendlich ist es Geschmacksache, ob man lieber Sand oder Granulat auf dem Platz hat. Da gehen die Meinungen auseinander. Aber wir können ja kein Material verwenden, dass bald verboten werden könnte.“ Das wäre kurzsichtig, zumal dann im schlimmsten Fall bald eine erneute Renovierung drohen würde. Rund 280.000 Euro kostet die Baumaßnahme, ein Drittel davon übernimmt der Verein.

In den Sommerferien: Zeitplan bleibt unverändert

Immerhin gibt es auch zwei gute Nachrichten: Erstens: Der Zeitplan bleibt bestehen, die Spielfläche soll in den Sommerferien erneuert werden. Und zweitens: Voraussichtlich wird die Spielfläche mit Sand sogar ein klein wenig günstiger als ursprünglich geplant. Auch wenn die Frage in Rüdinghausen nun beantwortet ist, bleibt das Thema für die Stadt aber spannend.

Stadtsprecherin Kücük stellt klar: Sollte das Verbot ohne Bestandsschutz oder Übergangsfrist kommen, bekommt die Stadt ein Problem – dann wird die Rasenfrage schnell zur Millionenfrage.