Duisburg/Marl. .

Das sind Dinge, die man nie vergisst: Wo und mit wem man, zum Beispiel, das WM-Finale 1990 erlebt und gefeiert hat, als Deutschland Weltmeister wurde. Ebenso vielleicht die WM-Spiele der Deutschen gegen England und Argentinien 2010. Und Sportler überhaupt, die selbst mal Meister oder sonstwie wichtige Sieger waren, die werden sich noch gut an Jahr, Tag und Spielstätte erinnern, als der große Triumph gelang.

Wenn sich Martin Schmidt später an den Moment erinnert, in dem sich für ihn entschieden hat, dass er mit seiner Mannschaft, dem VfB Hüls, tatsächlich aus der NRW-Liga in die Regionalliga aufgestiegen ist, dann wird er sich sagen: Der Wolle hat angerufen.

Schmidt war am Montag gerade auf dem Weg zum Auto, erzählt er, da rief ihn sein Trainerkollege Wolfgang „Wolle“ Heisterkamp auf dem Handy an. Er hatte im Internet einen Liveticker verfolgt, und da wurde vermeldet: Der VfB Hüls bekommt als Relegationsgegner „Teilnehmer Mittelrhein“ zugelost. Fußballerin Mandy Islacker vom FCR 2001 Duisburg war die gute Fee, die zusammenbrachte, was so nicht unbedingt zusammenwollte.

Der „Teilnehmer Mittelrhein“ sowieso nicht, von dort hatte sich kein Verein zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen bereiterklärt. Dieses Los war das Freilos – und damit ist der VfB Hüls ohne weiteres sportliches Zutun in die Regionalliga aufgestiegen.

Wohlgemerkt ohne weiteres, denn geleistet hatten die Hülser ja einiges, beim 5:2-Erfolg am letzten NRW-Liga-Spieltag bei Arminia Bielefeld II. Gefeiert auch.

Gespielt hätte der VfB gerne. Statt eines Freiloses, hieß es am Badeweiher schon vor Längerem, sollte Velbert als erster Nachrücker den direkten Aufstieg ermöglicht bekommen. Die SSVg. allerdings muss nun gegen den SV Lippstadt 08 in die Relegation. KFC Uerdingen spielt gegen den FC Kray, SV Bergisch-Gladbach 09 gegen SG Wattenscheid 09.

Aber: „Wir haben es andererseits auch verdient. Wir sind Siebter in der NRW-Liga geworden, haben einen direkten Relegationsplatz erreicht“, sagt Martin Schmidt, der für die nächste Zeit schon mal ankündigt: „Wir werden noch zwei, drei, vier Partys feiern“.

Als Spieler ist Schmidt 1989/1990 in die Oberliga, damals dritte Liga, aufgestiegen. Als Co-Trainer unter Manni Wölpper mit dem VfB 2000 Oberliga-Meister geworden, mit dem SV Hardt zweimal bis in die Westfalenliga aufgestiegen. Und nun Regionalliga. Was die Planungen für den Kader angeht: Alles bleibe so wie bisher gedacht, sagt der Trainer. In der Regionalliga werde schneller, robuster, qualitativ hochwertiger Fußball gespielt: „Aber auch wir haben Jungs, die Fußball spielen können“, so Schmidt.

VfB Fußballboss Horst Darmstädter sah zusammen mit Stellvertreter Wolfgang Muth und dem Technischen Leiter Dieter Most vor Ort in Duisburg, wie Mandy Islacker die Los-Fußbällchen aus den Töpfen fischte.

Und auf diese Weise mitentschied, dass der VfB demnächst gegen RW Essen, RW Oberhausen, Sportfreunde Siegen und weitere Hochkaräter kickt. Die Anträge sind ja schon längst gestellt, alles in Ordnung, keine Auflagen, so Darmstädter.

Nur für Flutlichtspiele muss sich der VfB etwas einfallen lassen, möglicherweise bei einem Abend-Heimspiel in ein anderes Stadion ausweichen.

Bei den Hülsern standen gestern die Telefone nicht still. Erster Gratulant nachmittags am Handy von Horst Darmstädter war übrigens RW Essens Trainer Waldemar Wrobel. Nicht der Wolle.