Andre Weßels ficht erstmals seit 2006 wieder bei einem Championat für Deutschland.

Recklinghausen. Er war einmal das, was der dreimalige Weltmeister Peter Joppich und Olympiasieger Benjamin Kleibrink im Moment fürs deutsche Fechten sind: erst ein Hoffnungsträger und dann eine Gallionsfigur. Lange hielt sich Andre´ Weßels zwar nicht auf dem imaginären Florett-Olymp. Aber als der Recklinghäuser vor sieben Jahren in Lissabon WM-Gold mit der Mannschaft gewann und im Einzel Vize-Weltmeister wurde, da war er in aller Munde, zumal er die Saison als Zweiter der Weltranligste beendete.

Der Fall danach war tief. Der Instinktfechter mit den schnellen Beinen drohte nach der Systemumstellung im Fechten von der Bildfläche zu verschwinden, rückte national ins zweite und internation ins dritte Glied. Umso erstaunlicher ist seine Rückkehr in die erweiterte Weltspitze. Wenn in dieser Woche im bulgarischen Plovdiv bei den Europameisterschaften der WM-Test ausgetragen wird, dann gehört der Mann vom OFC Bonn zum erstenmal seit 2006 wieder zum Kader des Deutschen Fechter Bundes (DFeB). Und zumindest mit der Mannschaft darf er sich am Samstag berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille machen. Schließlich kämpft er an der Seite von Peter Joppich und Benjamin Kleinbrink, zwei der derzeit weltbesten Florettfechter.

Aber auch der Name Andre´ Weßels hat wieder Klang im internationalen Fechtsport. Zweiter der deutschen Rangliste und auf Platz 34. im Welt-Ranking war der Student schon lange nicht mehr. Ihm, dem früher oft eine zu laxe Einstellung zum Leistungssport nachgesagt wurde, ist etwas gelungen, was ihm Kritiker niemals zugetraut hätten. Er hat sich nicht zuletz wohl dank der Hilfe von Bundes- und Vereinstrainer Uli Schreck zurückgekämpft, ihm ist ein Comeback geglückt.

Die Erwartungen in der Einzelkonkurrenz, in der er neben Joppich (Koblenz), Kleibrink (Tauberbischofsheim) und dem Youngster Sebastian Bachmann (Bonn) antreten darf, sind dennoch eher gedämpft. Vieles wird am Dienstag in Plovdiv von der Konstellation der K.O.-Runde abhängen. Kann er den ganz großen Namen zunächst aus dem Weg gehen, ist selbst ein Einzug in die Runde der letzten 16 oder gar der letzten acht nicht ausgeschlossen. Schließlich hat Weßels einige der Weltklasseleute in dieser Saison geschlagen wie Ex-Weltmeister Salvatore Sanzo (Italien) oder den US-Amerikaner Gerek Meinhardt (Nr. 13 der Weltrangliste). Seine besten EM-Ergebnisse bislang: Vierter mit der Mannschaft 2000 auf Madeira (Portugal) und Zehnter im Einzel 2006 in Izmir (Türkei).