Niederberg. Der Nachwuchs stürmte die Plätze beim SC Velbert, bei der SSVg, dem TVD und auch bei Union. Die Erleichterung war groß – auch bei den Erwachsenen
In Windeseile kommt Julius mit seiner Trainingstasche zum Platz gerannt. Seine Mutter hat ihn zur Von-Böttinger-Straße Straße gebracht. Schnell die Tasche auf den Boden gestellt, dann kann auch er mitmachen: beim ersten Fußballtraining seit vier Monaten.
Der F-Jugend-Kicker gehört zu den 150 Kindern, die am Montag beim SC Velbert erstmals wieder vor den Ball treten durften. Dicke Jacken, Mützen und Handschuhe inklusive. Die neue, gelockerte Corona-Schutzverordnung erlaubt seit Montag nämlich auch wieder Sport. „Zwar noch sehr eingeschränkt, aber wir sind ja froh, dass wir den Kids hier wieder etwas anbieten können“, sagt Andre Adomat, Sportlicher Leiter Jugend, des SC Velbert.
Konkret heißt das für Kinder bis 14 Jahren: Bis zu 20 dürfen gemeinsam trainieren, zwei Aufsichtspersonen dürfen dabei mit auf den Sportplatz. Ein Abstand von fünf Metern gilt nicht mehr innerhalb einer Trainingsgruppe, sondern nur zwischen verschiedenen Gruppen auf einem Sportplatz. Mannschaftstraining ist somit wieder möglich.
Während die 15 F-Jugendlichen mit Trainer Faruk Tarhanaci zunächst mit dem Aufwärmen beginnen, erklärt Adomat, wie der Klub das Konzept umsetzt. „Wir haben uns eng mit den anderen Velberter Vereinen abgesprochen, denn es geht darum, gemeinsam wieder etwas möglich zu machen“, betont er. „Trainiert wird zunächst einmal eine Stunde pro Mannschaft pro Platz“, sagt er. Erlaubt wäre sogar, dass je Hälfte ein Team trainiert.
In Velbert will man aber erst einmal kein Risiko eingehen und die erlaubten Öffnungsschritte nicht völlig ausreizen. „Eigentlich ist auch Kontaktsport bei den Kinder erlaubt, darauf verzichten wir jetzt aber auch erstmal“, so Adomat und deutet auf die Hütchen auf dem Rasen. Vor denen stehen nämlich die Kinder gerade, während sie erste Übungen mit dem Ball machen und Pässe trainieren.
„Die Hütchen sind genau eineinhalb Meter von einander entfernt“, erklärt Claudia Hantsch-Engel die Hygiene-Beauftrage des Vereins, die Namenlisten beim Training führt und auch darauf achtet, dass die Kinder beispielsweise bei Trinkpausen genug Abstand halten. Insgesamt 80 Kinder werden beim SC Velbert etwa pro Tag wieder trainieren können. Und das sorgt nicht nur bei den Nachwuchs-Kickern für große Freude und Erleichterung.
Nicht nur die Kinder sind froh
Julius Mutter Stephanie Stropp-Ulmann beispielsweise, die ihren Sohn auf den letzten Drücker zum Platz gebracht hat, lacht. „Ja, wir waren jetzt gar nicht so kurzfristig darauf vorbereitet, da mussten die Fußball-Sachen schnell noch zu Hause gesucht werden“, sagt sie. Schließlich wurden die Utensilien seit vier Monaten nicht gebraucht.
„Für die Kinder ist es so wichtig, endlich mal wieder Fußball spielen zu können, ihre Freunde sehen zu können, das macht mich als Mutter natürlich auch glücklich.“
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Ähnlich sieht es Taghrid Goritstas, Mutter von Gabriel. „Klar, die Abläufe sind ein bisschen eingerostet“, sagt sie lachend. „Aber es ist gut und wichtig, dass die Kinder jetzt wieder trainieren können. Stärkt ja auch das Immunsystem.“
Ähnlich sieht man es auch bei der SSVg Velbert, bei der ebenfalls direkt auf zwei Plätzen trainiert wird. Die Temperaturen auf der Anlage an der Bahnhofstraße rangieren knapp über dem Gefrierpunkt. Die Sonne steht schon tief. Und irgendwie verleiht sie dieser Übungseinheit ein ganz besonderes Flair.
Markus Braasch verschränkt die Arme hinter dem Rücken und betrachtet das Treiben auf dem Kunstrasen mit Stolz, Erleichterung und Glück. „Wir Velberter Vereine haben eng mit einander gearbeitet, die Stadt hat uns auch dabei unterstützt und wir können jetzt mit unserem Konzept wieder Training anbieten. Den Kindern, Eltern und den Vereinen ein kleines Stück Normalität zurückgeben“, sagt der Sportliche Leiter Jugend der SSVg.
Was trainiert wird, ist – klar – an diesem Tag erst einmal völlig unwichtig. Es geht nur darum, dass trainiert wird, findet auch Leonidas. Der Neunjährige hat seine Freunde und den Fußballplatz seit vielen Wochen nicht gesehen. „Wir wollten alle direkt spielen, dribbeln, schießen“, sagt der Nachwuchs-Verteidiger. Im heimischen Garten hätte er zwar fleißig mit dem Ball geübt, aber so ein richtiges Training ist dann doch noch mal was anderes. „Kondition habe ich noch“, bestätigt er lachend, Torabschlüsse und Dribbling würde er darum jetzt gerne als erstes üben.
Das Hygienekonzept ist wichtig
Und das wird auch gemacht. Trainer Abi Taybi, der gleich mit seiner D-Jugend auf den Platz geht, freut sich schon. „Die Jungs endlich wieder auf dem Platz zu sehen, das wird mich glücklich machen. Online-Training schön und gut, aber das ist nicht zu vergleichen mit dem Sport zusammen, draußen am Ball“, sagt er und hat sich einige Übungen zu Ballgewöhnung und zu Schusstechnik überlegt.
Klar, auch hier bei der SSVg, bei der neun Mannschaften in dieser Woche trainieren können, wird darauf geachtet, möglichst den Abstand von eineinhalb Metern einzuhalten.
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Auch beim TVD und bei Union Velbert wird das selbe Konzept umgesetzt und unter der Woche jeden Tag ab 16.30 Training angeboten. „Wichtig ist, dass wir mit unserem Konzept zwar wieder den Sport ermöglichen, aber auch sicherstellen, dass es wir ein funktionierendes Hygienekonzept haben, um Neuinfektionen zu verhindern.“
Denn wenn in ein paar Tagen alles schon wieder vorbei wäre, muss man nicht lange überlegen, um zu wissen, wie groß die Enttäuschung wäre.
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