Velbert. Velberter Oberligist erhält nach dem 0:2 gegen RWE viel Lob. Auch Rot-Weiss erkennt die couragierte Leistung an. TVD-Coach Bach ist begeistert

Abpfiff in der Grimmert-Arena in Velbert, Klänge wie an der Hafenstraße in Essen. Stadionsprecher Toni Giglia hatte die Hymne der Gästefans aufgelegt: Den Schlager „Adiole“ von 1970, zu dem die RWE-Enthusiasten seit Bundesligazeiten „Oh RWE“ singen. Eine faire Geste des TVD: Gruß und Gratulation dem Sieger, denn Rot-Weiss Essen hatte das Halbfinale des Niederrheinpokals beim TVD Velbert mit 2:0 (0:0) gewonnen. Dank der zweiten Halbzeit auch verdient.

Wenig später erdröhnte allerdings auch die Dalbecksbäumer-Hymne auf der Anlage in Birth. Es gab für den TVD ja auch keinen Grund, Trübsal zu blasen. Erstens hatte er sich gegen den hohen Favoriten hervorragend verkauft, zweitens hatte er einen Höhepunkt der Vereinsgeschichte erlebt: „Das Spiel gegen RWE war für uns ein Fest, das es zu feiern gilt“, so Giglia.

Rot-Weiss Essen hat zuvor andere Konkurrenten deklassiert

Es war zugleich aber auch eine sportliche Herausforderung: Der Oberligist geht in den scheinbar aussichtslosen Kampf gegen ein Regionalliga-Topteam, das praktisch unter Profi-Bedingungen arbeitet.

TVD-Trainer Marc Bach lebt die  Leidenschaft an der Linie vor: Er trieb sein Team zu einer tollen Leistung gegen den Favoriten an
TVD-Trainer Marc Bach lebt die Leidenschaft an der Linie vor: Er trieb sein Team zu einer tollen Leistung gegen den Favoriten an © Unbekannt | Thorsten Tillmann

Andere Oberligisten wurden von RWE in der laufenden Pokalrunde schon übel vermöbelt, die Spvg Schonnebeck ging im Achtelfinale mit 0:9 unter. Die Velberter erledigten die Aufgabe würdig. „Wir haben einen fantastischen Job gemacht“, lobte TVD-Trainer Marc Bach.

Vor allem in der ersten Halbzeit ließ sein Team den Favoriten kaum ins Spiel kommen und erarbeitete sich selbst einige gute Möglichkeiten. Während Ohrenzeugen in Birth daraufhin berichteten, dass es in der RWE-Kabine ziemlich laut zugegangen sei, schärfte Bach seinen Spielern bei der Pausenansprache ein: „Wir müssen dieses 0:0 bis ungefähr zur 60. Minute halten. Dann wird das Spiel offener und wir bekommen mehr Chancen.“

Doch nur 24 Sekunden nach Wiederanpfiff war der schöne Plan schon gescheitert, denn die Essener nutzten eine der wenigen Unachtsamkeiten in der TVD-Abwehr mit einem schnellen Angriff zum 0:1.

Ärgerliches Tor kurz nach der Pause

„Das war der Dosenöffner für uns“, bekannte auch RWE-Trainer Christian Neidhardt, dessen Team nun doch etwas dominanter auftrat und sich einige große Chancen erspielte, so für Torjäger Engelmann. Doch TVD-Keeper Lukas Lingk war auf dem Posten und die Velberter steckten keineswegs auf.

„Wir haben immer versucht, das Tor zu machen. Selbst nach dem 0:2 haben wir weiter gemacht“, so Bach. Verteidiger Maik Bleckmann hätte bei einer guten Kopfballchance auch fast noch das 1:2 erzielt. „Großes Kompliment an alle meine Spieler. Auch ausnahmslos diejenigen, die ich in der zweiten Halbzeit eingewechselt habe“, so Bach. „Am Ende ist es natürlich schade, dass wir verloren haben, da wir die Essener lange geärgert haben. Aber dass wir das konnten, ist eine starke Leistung“, bekräftigt der TVD-Trainer

Dem schlossen sich die Vereinsverantwortlichen an: „Der TVD ist stolz auf diese Mannschaft“, meinte der sportliche Leiter Michael Kirschner. Lob gab es auch vom Gegner, sogar von einer RWE-Pokal-Legende: Frank Kurth. Er hat ein halbes Jahrhundert in Velbert gewohnt und war auch mal Trainer und später Jugendkoordinator der SSVg. Als Spieler wurde er allerdings bei Rot-Weiss Essen zur Kultfigur, er stand mit den Essenern auch im DFB-Pokalfinale von Berlin 1994 gegen Werder Bremen. Der Kult-Torwart unterstrich: „Der TVD hat alles richtig gemacht. Das ist eh eine starke Mannschaft. Wer weiß, was die Bäumer in dieser Saison in der Oberliga noch alles erreichen?“Jedenfalls dürfte dieses Pokalspiel den Velbertern für die neue Saison einen kräftigen Schub gegeben haben.

TVD Velbert holt Drittliga-Spieler Ishmael Schubert-Abubakari

Der TVD Velbert ist bei der Suche nach weiteren jungen und talentierten Spielern für die Mammutsaison 2020/21 nochmal fündig geworden. Ishmael Schubert-Abubakari, der zuletzt beim Drittligisten Hallescher FC unter Vertrag stand und in der letzten Saison an den Regionalligisten 1.FC Lokomotive Leipzig ausgeliehen war. Dort kam der 20-jährige auch im Aufstiegsspiel zur 3.Liga gegen den SC Verl zum Einsatz.

Der in Hamburg geborene Flügelflitzer ist offensiv flexibel einsetzbar und kam über die eigene U19 in den Profikader von Halle. Er genoss eine exzellente Ausbildung, u.a. in den Nachwuchsabteilungen der TSG Hoffenheim und Hamburger SV (2011-2016).

Als bekannt wurde, dass Schubert den FC Halle verlassen darf, wurde er von einigen Nord-Regionalligisten umworben. „Wir freuen uns umso mehr, dass wir den Vorzug erhalten haben und er nun auch in Velbert neben der Ausbildung auch wohnen wird“, erklärt der sportliche Leiter Michael Kirschner.