Velbert. Der Taekwondoka (16) der Langenberger SG hat den Titel bei den Deutschen Meisterschaften geholt. Er hat aber noch höhere Ziele. Ein Portrait.

Nayan Can Colak hat nur einmal einen anderen Weg eingeschlagen. Dem Reiz des Fußballs zu widerstehen, ist keine Leichtigkeit. So machte der heute 16-Jährige auch seine Erfahrungen auf dem Platz. Bei Hedefspor Hattingen war er untergekommen. Es sollte eine Stippvisite bleiben. Denn sein Herz und seinen Körper hatte er schon davor einem anderen Sport verschrieben: dem Taekwondo. Reue oder Zweifel über diese Entscheidung kommen bei ihm nicht auf. „Ich liebe es zu kämpfen“, sagt Colak.

Und der Sport scheint ihm diese Hingabe auch zurückzuzahlen. Ende Januar holte der Taekwondoka der SG Langenberg bei den Deutschen Meisterschaften in Ochsenhausen seine erste Goldmedaille auf Bundesebene. „Das hat mich sehr gefreut. Ich war richtig stolz auf mich“, erinnert er sich ein paar Tage später. „Mein Ego hat mir gesagt, dass ich das mit links schaffe, aber ein wenig Zweifel hatte ich dann doch.“ Aber nach dem Halbfinal-Kampf „wusste ich, alles ist fix“. Es war der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere. In Zukunft sollen aber noch einige weitere folgen.

Velberter Sportler: Erste Schritte auf dem Weg zur WM

Noch vor einigen Jahren war die Teilnahme an der Europameisterschaft sein Ziel. „Das hat sich nicht verändert“, sagt Colak, „es ist aber nach oben gegangen. Ich will zur Weltmeisterschaft in diesem Jahe.“ Die Hälfte des Weges hatte er nach der Deutschen Meisterschaft schon hinter sich. Von den 40 Punkten, die es braucht, um sich für die WM zu qualifizieren, holte er durch den DM-Titel bereits 20. Beim Grand-Prix-Turnier in Innsbruck sollten die nächsten folgen.

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Allerdings war dort für Colak schon nach einem Kampf Schluss. In der ersten Runde hatte er noch ein Freilos erhalten. Im Viertelfinale war die Hürde in der Gewichtsklasse bis 78kg aber wohl zu hoch. Er hielt gut mit, erkämpfte sich einen Punkt, musste sich dann aber doch geschlagen geben – immerhin gegen den späteren Sieger aus Finnland.

Taekwondo-Sportler Nayan Can Çolak hat noch einiges vor.
Taekwondo-Sportler Nayan Can Çolak hat noch einiges vor. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Noch hat er genug Zeit, um sich dennoch sicher für die WM zu qualifizieren. Wäre da nicht der nächste Schritt die Olympischen Spiele? „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, gibt Colak zu. Allerdings würde das kritische Auswahlverfahren für die zwei einzigen Kaderplätze dieses Ziel deutlich erschweren, erklärt er. Aber Nayan Can Colak hat noch Zeit – aber auch gute Voraussetzungen, um es irgendwann doch noch zu den Sommerspielen zu schaffen.

Schon Teil des Bundeskaders

Sechsmal die Woche trainiert er, „wenn es richtig gut läuft“. Der Schüler pendelt dann zwischen Langenberg, Düsseldorf und Wuppertal. Dann geht es von der Schule direkt in den Zug. Die Hausaufgaben auf dem Schoß, die nächste Trainingseinheit im Hinterkopf. Colak ist Teil des Landes- und Bundeskaders. Die Übungseinheiten an den Stützpunkten unterscheidet sich. Während in Düsseldorf, dem Bundesstützpunkt eher die Taktik im Fokus steht, geht es am Landesstützpunkt Wuppertal eher um das Kämpferische. „Das liegt mir doch eher“, sagt er. „Ich bin zu 100 Prozent ein Kämpfer.“

Es ist nicht die Brutalität des Kampfes, die ihn anzieht, auch wenn er es liebe, Kampfsportler zu sein. „Aber wenn du nichts im Kopf hast, bringt dir auch das ganze Training nichts“, meint Colak. Taktik und Technik gehören für ihn genauso dazu wie die körperliche Kraft. Dort wird er eventuell bald noch etwas zulegen müssen. In ein paar Jahren steht für ihn der Wechsel in die Senioren-Klasse an. „Es wird am Anfang sicher etwas holprig werden“, meint er. „Aber wenn ich trainiere wie ein Ochse, dürfte das nicht lange ein Problem sein. Ich bin jetzt schon auf einem guten Weg.“

Das Selbstvertrauen bringt Colak mit. Aber ein perfekter Taekwondoka ist er nicht; das weiß er auch selbst. „Ich bin wohl keiner, der immer einen kühlen Kopf bewahren kann. Ich bin manchmal auch sauer“, sagt er. Einmal sei ihm das schon in einem Kampf auf die Füße gefallen, als er sich von der Technik seines Gegners provozieren ließ. Das ist mittlerweile aber schon lange her. „Das sollte nicht passieren“, betont er. „Ich bin mittlerweile auch viel reifer geworden.“

Das habe er auch seinen Trainern zu verdanken, die gleichzeitig seine Eltern sind. Sie haben ihn damals mit dem Taekwondo-Virus infiziert. „Ich habe ich dann ein bisschen in den Sport verliebt“, sagt er. Zwang hätten sie niemals auf ihn ausgeübt. Auch den Abstecher zum Fußball haben sie sicherlich unterstützt. Aber im Taekwondo hat Nayan Can Colak dann schließlich seine Berufung gefunden. Und das scheint auch zu passen.

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