Velbert. „Es ist wie verhext“: Die SSVg Velbert kassiert das 2:2 in der Nachspielzeit. Wie soll endlich ein Sieg gelingen? Das sagt der Regionalligist.

Bitterer geht es eigentlich nicht: Bis zur vierten Minute der Nachspielzeit führte die SSVg Velbert mit 2:1 gegen die U23 des SC Paderborn, musste dann aber tatsächlich noch das späte Gegentor zum Ausgleich hinnehmen – ein Remis also, wie schob in der Vorwoche gegen Wegberg-Beck. Das hilft dem Regionalligist nur wenig weiter.

Ex-Trainer Dietmar Grabotin hatte es auf der Tribüne fast schon vorausgeahnt. „Sie stehen viel zu tief und schlagen die Bälle nur noch raus“, hatte er festgestellt, als die Gäste alles nach vorne warfen und immer wieder lange und hohe Bälle in den Strafraum spielten. Und trotzdem hatte die SSVg-Auswahl kurz zuvor die hochkarätige Möglichkeit, das Spiel mit dem Treffer zum 3:1 zu entscheiden. Benjamin Hemcke war auf der linken Seite durch, ein Paderborner war ausgerutscht, und so lief er diagonal alleine auf den Torhüter zu. Er schoss den Schlussmann an.

SSVg Velbert hadert mit der vergebenen Riesenchance

„Da kann er auch noch querlegen und dann bringen wir das Spiel mit drei Punkten nach Hause“, befand Trainer Dimitrios Pappas. Allzu große Vorwürfe wollte er dem 20-Jährigen, der vom Drittligisten Viktoria Köln kam, jedoch nicht machen. „Das sind junge Leute, die daraus lernen müssen“, stellte er klar. „Wir hatten uns vor dem Spiel vorgenommen, mehr Bälle in den Strafraum zu bringen, weniger querzulegen und schneller zum Abschluss zu kommen. Die Regionalliga ist eine sehr direkte Liga, in der man direkt und schnell vor das Tor spielen und abschließen muss“, erklärte Doppeltorschütze Timo Mehlich.

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Möglicherweise hatte Hemcke sich im entscheidenden Moment daran erinnert, denn die Velberter Angreifer hatten im bisherigen Verlauf der Saison viel Kritik hinnehmen müssen, weil sie die Verantwortung beim Abschluss zu oft weitergegeben hatten. Mehlich selbst hatte es gleich zweimal besser gemacht und innerhalb von knapp zwei Minuten seine ersten beiden Tore dieser Spielzeit erzielt. Zunächst landete sein Freistoß aus halblinker Position direkt in der langen Ecke zum zwischenzeitlichen 1:1. Der Mittelfeldakteur war ehrlich genug zuzugeben, dass das nicht in letzter Konsequent so geplant war.

„Die Richtung war schon so beabsichtigt. Der Trainer sagt immer, ich soll den Ball auf den zweiten Pfosten bringen, so dass er von selbst reingeht oder jemand ihn noch reindrücken kann“, sagte der 26-Jährige. Nur wenig später war er nach einem Angriff über die linke Seite bis vor das Tor durchgelaufen und so konnte er den Ball nach der scharfen Hereingabe von Max Machtemes aus kurzer Distanz zum 2:1 über die Linie grätschen.

„Es ist einfach traurig“

Nach seiner Auswechslung 20 Minuten vor dem Ende kam ihm die Spielzeit unendlich lang vor. „Als wenn wir 120 Minuten spielen würden“, schilderte er sein Gefühl. Dass dann auch noch der späte Ausgleichstreffer fiel, ärgerte ihn umso mehr. „Das ist schwer in Worte zu fassen. Im Spielerkreis haben wir schon festgestellt, dass es wie verhext ist und drückt natürlich auf die Stimmung“, berichtete Mehlich.

„Es ist einfach traurig, dass wir das nicht bis zum Ende verteidigen“, stellte Pappas im Hinblick auf das Tor zum 2:2 fest. Paderborns Trainer Dennis Schmitt war mit dem Auftritt seiner Truppe nicht zufrieden, was indirekt auch für die Velberter Leistung spricht, lobte aber ihre Moral und bezeichnete den Punktgewinn letztlich als glücklich. „Wir hatten uns vorgenommen, ein Spiel wie in Wegberg abzuliefern, gut zu stehen und immer wieder Nadelstiche setzen. Wir wollten keinen guten Fußball spielen, weil das auf dem Platz auch nicht möglich war“, erläuterte der SSVg-Coach. Und diese Herangehensweise war dann auch zumindest 93 Minuten erfolgreich.

Markus Pazurek und die SSVg Velbert kassierten ein spätes Gegentor.
Markus Pazurek und die SSVg Velbert kassierten ein spätes Gegentor. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Der SSVg Velbert fehlt derzeit das Glück

„Wenn du unten stehst, hast du eben einfach nicht das nötige Glück“, sagte der Vereinsvorsitzende Oliver Kuhn. „Du kannst mit der Konterchance den Deckel drauf machen, kassierst dann quasi aus dem Nichts heraus das Gegentor, nachdem du vorher kaum etwas zugelassen hast“, fasste er seine Sicht des Spiels zusammen. Zwar sind die Velberter durch den Sieg von Rot Weiß Ahlen gegen den Wuppertaler SV auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht, doch der langjährige Klubchef hat seinen Optimismus nicht verloren. „Es sind nur zwei Punkte Rückstand zum rettenden Ufer.“

Und auch Mehlich bleibt zuversichtlich, denn er sieht seine Mannschaft auf dem richtigen Weg. „Wir brauchen Siege, aber wir sind ganz nahe dran, Jetzt müssen wir gegen die Teams auf Augenhöhe den Dreier holen und ich hoffe, das geht jetzt schnell“, so der Mittelfeldspieler.

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