Krefeld. Ambitioniert ist der KFC Uerdingen gestartet. Warum der Trainer nach dem verpatzten Start um Geduld bittet und wie es um den Stadioumbau steht.

Auch wenn die nationalen und internationalen Erfolge des Vorgängervereins Bayer Uerdingen viele Jahre zurückliegen, ist der Krefelder Fußballclub immer noch ein Klub mit großer Strahlkraft und wird mit viel Interesse allseits beobachtet.

Vier Spieltage sind mittlerweile in der Oberliga absolviert, mit mageren vier Punkten rangieren die Krefelder aber kurz vor der Abstiegszone. Vor der Saison wurde der KFC als erklärter Aufstiegsfavorit ausgemacht, konnte diesen Erwartungen jedoch bislang nicht gerecht werden.

KFC Uerdingen befindet sich in einem großen Umbruch

Nach der enttäuschenden vergangenen Saison vollzogen die Verantwortlichen des Vereins einen großen personellen Umbruch. „Wenn man Ansprüche hat, landet aber 23 Punkte hinter dem Meister, dann sollte man personell etwas verändern, damit es nicht so weitergeht“, stellt Marcus John, Sportlicher Leiter und Cheftrainer in Personalunion, klar. „Einige auslaufende Verträge haben wir dann nicht verlängert“, teilt er mit.

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So war im Kader Platz für 15 teilweise hochkarätige Neuzugänge. Mit Justin Härtel und Fabio Di Gaetano (beide TVD) sowie Hinata Gondo und Marvin Gomoluch (beide SSVg) verpflichtete der ehemalige Trainer der SSVg Velbert gleich vier Akteure, die zuletzt in Velbert aktiv waren. Mit Said Essahel El Alaoui holte er dann auch gleich seinen ehemaligen Assistenten aus seiner SSVg-Zeit nach Uerdingen, der mit ihm und dem noch aktiv spielenden Levan Kania das Trainerteam bildet.

Zuschauerinteresse ist groß – Uerdingens Spieler müssen sich daran gewöhnen

Dass sich die vielen Neuzugänge mit den verbliebenen Akteuren erst einspielen und zu einer Mannschaft zusammenfinden müssen, sieht John als einen von mehreren Gründen an, dass es noch nicht so wie gewünscht läuft. „In dieser Phase bildet sich gerade erst einmal die Hierarchie in der Mannschaft, die für die Entwicklung wichtig ist“, erläutert John.

Justin Härtel (r.) spielte in der vergangenen Saison noch für den TVD Velbert. Nun trifft er mit dem KFC Uerdingen auf seinen Ex-Klub.
Justin Härtel (r.) spielte in der vergangenen Saison noch für den TVD Velbert. Nun trifft er mit dem KFC Uerdingen auf seinen Ex-Klub. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Er hat aber auch festgestellt, dass einige Spieler sich noch an die hohen Zuschauerzahlen gewöhnen müssen, so waren am vergangenen Sonntag 1350 Zuschauer bei der Partie in St. Tönis. „Wir dürfen auch nicht versuchen, alles spielerisch lösen zu wollen. Auch in der Oberliga muss man erstmal die Zweikämpfe annehmen. In St. Tönis haben wir uns auch dämlich angestellt, da waren wir zu weit weg und haben uns auskontern lassen. Da fehlten die Grundtugenden, Laufbereitschaft und Mut sind die Grundvoraussetzungen“, stellt der Coach klar.

„Natürlich haben wir uns den Start anders vorgestellt, aber unser nächster Gegner TVD Velbert ist aktuell Zweiter, mit gerade einmal drei Punkten mehr. In dieser Saison werden alle Teams eng beieinander sein, es wird niemand durch die Liga marschieren“, glaubt der 49-Jährige.

KFC Uerdingen hat Ansprüche, Aufstieg ist nicht zwingend das Ziel

Dass der Verein zwingend den Aufstieg als Ziel vorgegeben hat, will er so nicht bestätigen. „Als KFC Uerdingen haben wir natürlich Ansprüche und wollen oben mitmischen. Bis zum Winter wollen wir in Schlagdistanz nach oben bleiben und dann sehen, wo wir stehen. Was können wir besser machen, wo können wir uns verstärken? Ich habe auch schon eine Entwicklung erkannt. Aber so viel Zeit und Kredit bei den Zuschauern haben wir nicht“, weiß der Trainer, dass sich jetzt langsam Erfolgserlebnisse einstellen müssen. Ein Sieg gegen den TVD, mit dem man mit den Velbertern punktemäßig gleichziehen würde, käme ihm da ganz gelegen.

Die Doppelbelastung als Sportlicher Leiter und Trainer ist für ihn kein Thema. „Die Aufgaben des Sportlichen Leiters fallen vor allem vor der Saison an, die des Trainers erst so richtig mit der Vorbereitung. In vielen Ländern ist das ja auch so üblich, da gibt es dann auch keine Schwierigkeiten bei der Absprache“, betont er.

Die Grotenburg wird immer noch umgebaut

Während des laufenden Meisterschaftsbetriebs finden im Grotenburg-Stadion weiterhin Bauarbeiten statt. „Die Heimtribüne ist schon fast fertig, die Gästetribüne ist bautechnisch aber noch nicht abgenommen. In sechs Wochen sollen dann auch die Kabinen fertig sein“, verrät John.

Momentan muss sich die Mannschaft mit den Umkleiden im alten Bau außerhalb des Stadions begnügen. „Die haben unsere Supporter aber hergerichtet und das ganz vernünftig gemacht“, findet der Trainer. „Im Winter dann soll ein Großteil der insgesamt noch ausstehenden Arbeiten erledigt sein“, teilt er mit.

Was dem Verein zuletzt sicherlich fehlte, war eine gewisse Kontinuität in allen Bereichen. Auf- und Abstiege wechselten sich ab, finanzielle Probleme wurden öffentlich thematisiert und diskutiert, auf den Führungspositionen und insbesondere im sportlichen Bereich gab es immer wieder viele personelle Veränderungen. Mittlerweile ist auch der Vorstand mit vier Mitgliedern besetzt, von denen drei noch recht neu im Amt sind. Immer wieder wird der KFC als „schlafender Riese“ mit enorm viel Potenzial bezeichnet. Um das abzurufen und in Erfolg umzusetzen sind aber Ruhe und Geduld gefragt.