Velbert. Neue Herausforderungen für die SSVg Velbert: In Teil zwei des Interviews spricht Oliver Kuhn über Tickets, Finanzen und seine Vision für den Klub

Neue Liga, neue Herausforderungen: In Teil zwei unseres Interviews sprechen wir mit dem Vorsitzender der SSVg Velbert, Oliver Kuhn, über die Finanzen des Klubs und seine Vision.

Hier geht’s zu Teil eins: Kuhn über Transfers, Ziele und Kader.

Herr Kuhn, was hat sich nach dem Aufstieg hinter den Kulissen für den Verein verändert?

Wir müssen uns den neuen Anforderungen stellen. Die Regionalliga-Auflagen haben uns nicht so stark getroffen, weil wir von der Infrastruktur her gut aufgestellt sind. Aber es gibt diverse Herausforderungen: Die Zusammenarbeit mit dem Streaming-Anbieter Sporttotal ist neu, Sicherheitsbesprechungen sind neu, wir mussten im Backoffice aufrüsten und haben Detlev Czoske als Organisationsleiter aus dem Ruhestand zurückgeholt. Die Sponsoren wollen mitgenommen werden, wir wollen unsere Website relaunchen. Vieles müssen wir noch optimieren, beispielsweise das Ticketing.

SSVg Velbert: Vom Oberliga-Schwergewicht zum Regionalliga-Neuling

Ist die SSVg Velbert bereit für die Regionalliga?

Natürlich sind wir bereit. Im Vergleich zur Oberliga hat sich jedoch vieles gewandelt. Dort gehörten wir finanziell zu den Top-drei-Vereinen, das kann man jetzt umdrehen. Wir haben monetär Zuwachs, aber nicht in dem Ausmaß, um eine komplett sorgenfreie Saison zu spielen.

Wie hat sich der Zuspruch verändert – von den Sponsoren und in der Stadt Velbert?

Wir haben eine metallorientierte Industrie in Velbert. Die Sponsoren kommen ja nicht mit einem vollen Geldkoffer zu uns in die Geschäftsstelle. Sie verfolgen unseren Weg, fangen an, sich für die SSVg zu interessieren und sind bereit, mit einem Einstiegspaket zu helfen. Dann schauen sie, wie wir uns entwickeln. So haben wir schon einige neue Sponsoren bekommen, allerdings haben auch einige ihren Vertrag gekündigt, weil die konjunkturelle Lage und zum Beispiel die Energiekosten Probleme machen. Wir sind durch den Aufstieg kein reicher Verein geworden.

Auch interessant

Wie viel Geld hat die SSVg zur Verfügung?

Wir werden als Gesamtverein, Stand jetzt, zwischen 1,15 Millionen Euro und 1,2 Millionen Euro umsetzen. Vom Etat gehen rund 50 bis 60 Prozent in die erste Mannschaft. Der Rest geht in andere Bereiche. Die Jugendabteilung benötigt eine sechsstellige Summe, das Backoffice kostet und wir müssen einen nicht unerheblichen Betrag an Stadionmiete zahlen. Aber mit dem Stadion sind wir natürlich sehr zufrieden.

Wuppertaler SV spielt in Velbert – mehr Geld für die SSVg

Mit welchem Zuschauerschnitt rechnen Sie?

Das ist die größte Unsicherheit, die wir haben. Eine Stadt wie Velbert ist nicht mit Bocholt zu vergleichen, wo jeder Bürger zum 1. FC geht, wenn ein gutes Spiel ansteht. Es gibt einen hohen Wettbewerb – in der Stadt mit dem TVD und dem SC, die es beide sehr gut machen, und in der Ballungsregion mit anderen Vereinen. Mit VIP- und Dauerkarten haben wir rund 350 Karten, die jedes Spiel weg sind. Dann kommt es auf die Tageszahler an. Es wäre schon schön, wenn wir gegen Lippstadt am vierstelligen Bereich kratzen. Und wir hoffen, dass wir am 30. September im Bergischen Derby gegen den Wuppertaler SV Richtung ausverkauft melden können.

Lesen Sie hier: SSVg und TVD – Velberter Derby mit vielen sehenswerten Szenen.

Mit dem Wuppertaler SV teilen Sie sich in den ersten Wochen das Stadion. Wie sehen Sie das?

Für uns ist das ein hoher Aufwand. Die Spieler müssen die Kabinen räumen, wir müssen den Platz herrichten, wir müssen Ansprechpartner stellen, wir müssen Pappbecher entsorgen, wir müssen Jugendspiele verlegen, die nicht parallel auf den Nebenplätzen stattfinden dürfen. Deshalb haben wir einen Deal mit der Stadt abgeschlossen, dass unsere Jugend am Waldschlösschen in Neviges darf. Man darf aber nicht vergessen: Es bleibt etwas hängen. Wir bekommen durch den WSV frisches Geld in die Kasse.

SSVg Velbert will sich in der Regionalliga etablieren

Soll es denn weiterhin viele Heimspiele freitagabends geben?

Der Gastverein muss immer zustimmen, Lippstadt hat das leider nicht getan. Wir haben mit dem Staffelleiter darüber gesprochen und auf das Problem hingewiesen, dass Jugendspiele nicht parallel samstags stattfinden könnten. Wenn der WSV samstags spielt, müssen wir unsere Jugendspiele schon verlegen. Deshalb versuchen wir, oft freitags anzutreten. Der Staffelleiter hat uns zugesagt, dass er versucht, uns immer am Freitagabend spielen zu lassen, wenn es geht.

Herr Kuhn, wo sehen Sie die SSVg Velbert in drei Jahren?

Ziel ist es in dieser Saison, die Klasse zu halten – unter Berücksichtigung der Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Es wäre kein Beinbruch, wenn wir absteigen, es wäre ein Beinbruch, wenn wir den Wagen finanziell vor die Wand fahren. Wir wollen uns wirtschaftlich weiter verbessern, wir führen permanent Gespräche mit potenziellen Sponsoren. Wir hoffen, dass wir uns in drei Jahren als Regionalligist etabliert haben und ganz, ganz vorsichtig auf einen einstelligen Tabellenplatz schielen zu können – das wäre die Vision.