Velbert. Die SSVg Velbert ist zurück in der Regionalliga West. In Teil eins des Interviews sprechen wir mit Oliver Kuhn über Kader, Transfers und Ziele.
Sie ist zurück in der Regionalliga West, die SSVg Velbert. Nach 2625 Tagen wird der Klub an diesem Samstag wieder in der vierthöchsten Liga antreten. Der SV Lippstadt kommt in die IMS Arena (14 Uhr). Zeit für ein Gespräch mit Oliver Kuhn – der SSVg-Vorstandsvorsitzende spricht in Teil eins des Interviews mit den Reportern Marcel Dronia und Justus Heinisch über Vorbilder, Transfers und Kader.
Herr Kuhn, am Samstag startet die Regionalliga-Saison 2023/24 – mit der SSVg Velbert. Sind Sie froh, dass es gegen den SV Lippstadt endlich losgeht?
Oliver Kuhn: Klar, wir haben jahrelang darauf hingearbeitet und jetzt hat es endlich funktioniert. Die Vorfreude ist groß. Zum Auftakt hätten wir gerne einen Gegner gehabt, der uns das Stadion vollmacht, aber zu Lippstadt haben wir ja auch eine besondere Beziehung. Wir sind 2012 in Lippstadt in die Regionalliga aufgestiegen. Inzwischen hat sich der SV Lippstadt in der Regionalliga etabliert.
Kann der SV Lippstadt mit seiner Entwicklung also ein Vorbild für die SSVg sein?
Es ist immer schwierig, sich im Fußball Vorbilder zu nehmen. Jeder Verein hat seine Besonderheiten. Aber die Lippstädter haben vieles richtig gemacht, da bietet sich der Blick über den Tellerrand hinaus an.
SSVg Velbert schaut stets auf die Kasse
Wo steht Ihre Mannschaft kurz vor dem Auftakt?
Wir haben den Kern des Kaders zusammengehalten und verstärkt. Unser Credo ist, dass wir auf die Kasse achten. Teilweise werden in der Regionalliga Summen aufgerufen, bei denen wir nicht mitgehen. Wir wollen in der Regionalliga spielen und uns dort etablieren, aber nicht um den Preis, dass wir uns finanziell überheben. Wir wissen nicht, wie die neue Liga angenommen wird, wie sich die Zuschauerzahlen entwickeln, wie sich die wirtschaftliche Lage für die Sponsoren verändert, und wir müssen als Sportverein auch auf unsere anderen Abteilungen schauen.
Lesen Sie hier: So lief das Velberter Derby zwischen SSVg und TVD.
Trainer Dimitrios Pappas sagte allerdings, dass er sich noch ein, zwei neue Spieler wünschen würde …
Der Trainer hat immer Wünsche, das ist logisch (lacht). Es ist legitim, aber wir sind an wirtschaftliche Zwänge gebunden. Wir haben 24 Jugendmannschaften, drei Seniorenmannschaften und eine starke Damenabteilung. Wir können nicht All-in bei der ersten Mannschaft gehen.
Sie haben derzeit 20 Feldspieler im Team, der Kader ist relativ klein.
Man muss schauen, wie sich das entwickelt. Vielleicht stellt sich heraus, dass ein oder zwei Spieler nicht mithalten können. Dann schaut man nach Möglichkeiten, dass man manch einen noch in die Oberliga verleiht. Kaderplanung ist ein fortlaufender Prozess. Mitte Juli ist nichts in Stein gemeißelt. Unter Berücksichtigung der Möglichkeiten muss man immer abwägen, was man tut und was nicht.
Vorbereitung – Ergebnisse sind zweitrangig
Wie bewerten Sie die Vorbereitung?
Gegen Viktoria Köln haben wir sehr gut gespielt, wir haben zweimal geführt und knapp 2:3 verloren. Ich habe viele Einheiten gesehen, die Trainingsintensität ist deutlich höher als in der Oberliga. Dadurch ist die Mannschaft nach zwei, drei Wochen in ein kleines Loch gefallen – das war aber gut, die Trainingssteuerung hat gepasst. Gegen Erkenschwick (0:0) und Bövinghausen (1:2) war nicht alles schlecht, gegen den TVD (4:2) haben wir gewonnen. Ich habe schon Vorbereitungen erlebt, in denen wir alles gewonnen haben und der Saisonstart katastrophal war. Und ich habe Vorbereitungen erlebt, in denen wir alles verloren haben und einen klasse Start hatten.
Wie fügen sich die Neuen ein?
Markus Pazurek hat recht zügig die Rolle angenommen, die ihm zugedacht war. Er ist der Nachfolger von Yannick Geisler. Pazurek hat viele Einsätze in der Dritten Liga, war zuletzt Führungsspieler bei Kaan-Marienborn in der Regionalliga. In der Region hat er einen neuen Job gefunden, dadurch haben wir die Möglichkeit erst bekommen, ihn zu holen. Er bringt sich sehr gut ein. Vedran Beric hat gut angefangen, sich aber an der Schulter verletzt. Er fällt noch zwei Wochen aus. Dann haben wir einige gute junge Spieler neu dabei. Und wer sich auch sehr gut gemacht hat, ist Lamin Touray. Er hat jedes Vorbereitungsspiel absolviert. Der Rest ist der Kern der Mannschaft, die seit zwei Jahren in der Oberliga top performt hat. Dass wir ein gewachsenes Team sind, ist ein Faustpfand für uns.
SSVg Velbert will weiter mutig spielen
Muss sich die Mannschaft an die Regionalliga anpassen und die Spielweise ändern?
Die Trainer werden an gewissen Stellschrauben drehen, aber unsere Spielweise war erfolgreich. Wir wären schlecht beraten, wenn wir uns nur noch hinten reinstellen würden. Wir wollen versuchen, unseren Spielstil beizubehalten. Unsere Stärke war, dass wir vernünftigen Fußball spielen und kombinieren. Dieser Stärke sollten wir uns nicht berauben.
Nach dem bislang letzten Aufstieg stieg die SSVg direkt wieder ab. Warum bleibt Velbert diesmal drin?
Das ist einfach zu beantworten. Die letzte Regionalliga-Saison 2015/16 ist gut angelaufen, dann gab es interne Querelen, die dazu führten, dass Andre Pawlak im Laufe der Saison nicht mehr unser Trainer war. Wir müssen uns auf die Fahne schreiben, dass wir Ruhe bewahren – vom Vorstand bis zum Betreuer. Wir können es nur gemeinsam schaffen. Wenn wir das hinbekommen, dann können wir drei oder vier Mannschaften hinter uns lassen.
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