Velbert. Seit Elena Martinez Diaz übernommen hat, geht es beim Niederrheinligisten SSVg Velbert aufwärts. Das zeichnet die 26-Jährige Trainerin aus.

Auch für Coaches bedeutet Jugend nicht unbedingt ein Ausschlusskriterium für Erfolg, das hat in den Vorjahren beispielsweise Julian Nagelsmann bei den Profis eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das scheint im Amateurbereich aber genauso möglich zu sein, denn seit Elena Martinez Diaz das Traineramt bei den Frauen der SSVg 02 übernommen hat, ging es bei den Velberterinnen aufwärts, denn die erst 26-Jährige holte mit ihrem Team aus fünf Spielen zehn Punkte in der Niederrheinliga.

Dass in der aktuellen Tabelle nur acht Zähler ausgewiesen werden, liegt an einem Abzug von drei Punkten, der noch aus einem Nichtantritt in der letzten Saison resultiert. Ihr Vorgänger Christian Reinhardt hatte sie vor zwei Jahren als Co-Trainerin nach Velbert gelockt, weil er sie als ideale Ergänzung im Trainerteam sah.

SSVg Velbert: Christian Reinhardt hat die 26-Jährige nach Velbert gelockt

„Christian ist ein sehr ruhiger, sachlicher Typ, ich bin dagegen sehr emotional, insbesondere wenn es um Fußball geht. Er meinte damals, er bräuchte mich als passenden Gegensatz“, berichtet Martinez Diaz, die mit der SSVg-Spielerin Celina Klem bereits seit Jahren befreundet ist.

So war der Kontakt schnell hergestellt, als Reinhardt den Wunsch hatte, sie nach Velbert zu holen. Die damals erst 24-Jährige war seinerzeit offiziell noch Spielerin beim SV Bayer Wuppertal, doch beim Landesligisten gab es einen großen Umbruch und der Trainer hatte kurz zuvor den Verein verlassen. „Da ich in der Zeit wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht spielen konnte und niemand die Verantwortung übernommen hat, habe ich mich um die Mannschaft gekümmert“, skizziert die Trainerin ihren ungewöhnlichen Werdegang.

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Die SSVg ist erst ihr dritter Verein: Da sie schon immer auf den Wuppertaler Südhöhen lebt, war der Cronenberger SC dann auch ihr erster Ansprechpartner in Sachen Fußball. „Dort habe ich im Alter von fünf Jahren bei den Jungs angefangen und sogar mit Sondergenehmigung mit ihnen in der B-Jugend zusammengespielt. Dann habe ich aber festgestellt, dass das körperlich nicht mehr möglich war und bin zum SV Bayer gewechselt“, erzählt sie. Da im Jahr 2020 dort die Zukunft ungewiss war, erhörte sie den Ruf von Christian Reinhardt, mit dem sie sehr vertrauensvoll zusammenarbeitete.

SSVg Velbert: Taktische Umstellung fruchtet

„Es war immer klar, dass ich nur für eine begrenzte Zeit Trainer im Frauenfußball sein würde, deshalb war eigentlich klar, dass Elena dann auf mich folgen würde“, stellte der Coach klar, als er aus beruflichen Gründen sein Amt aufgeben musste. „Sie ist Spanierin und mit ihrer temperamentvollen Art ist das vielleicht auch gerade in der jetzigen Situation der richtige Impuls für die Mannschaft“, vermutete Reinhardt schon Mitte September und scheint damit recht gehabt zu haben.

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Zumindest die bisherige Punkteausbeute scheint das zu belegen. Die taktische Veränderung von einem 4-4-2 zu einem 4-2-3-1-System scheint der Mannschaft gutgetan zu haben. „Durch zwei Sechser sind wir defensiv einfach stabiler“, findet die Trainerin. Sie hat auch weitere Veränderungen vorgenommen, die Rollenverteilung sehr deutlich definiert und vor allem viel kommuniziert.

SSVg-Trainerin hat unter Nationaltrainerin Voss-Tecklenburg gespielt

„Ich habe den Mädels viel abverlangt“, gibt sie zu und zählt auf: „Ich habe ihnen Videos und viel zum Lesen zugeschickt. Zudem haben wir gemeinsame Videoanalysen betrieben.“ Sicherlich ein hoher Aufwand im Hinblick auf die Spielklasse, was die meisten Spielerinnen in der Form nicht gewohnt waren. „Ich versuche auch alles spielnah zu gestalten. Im Training mache ich das, was ich mir als Spielerin immer gewünscht habe“, berichtet die 26-Jährige, die in der Niederrheinauswahl unter der jetzigen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gespielt hat.

Saskia Behn und die SSVg Velbert sind formstark unterwegs in der Niederrheinliga.
Saskia Behn und die SSVg Velbert sind formstark unterwegs in der Niederrheinliga. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Ich muss jetzt meine Erfahrungen machen und zu meinem Stil finden“, sagt sie „Im beruflichen Umfeld in Bezug auf die Kinder habe ich das schon geschafft. Bei den Mädels der SSVg weiß ich noch nicht wirklich, wie sie das finden“, sagt sie. Wie es für sie persönlich im Trainergeschäft langfristig weitergehen soll, darüber macht sie sich momentan keinerlei Gedanken. Für sie zählt zunächst: die SSVg Velbert.

„Ich bereite das nächste Spiel vor und konzentriere mich ausschließlich auf das Hier und Jetzt. Der Verein investiert zurzeit sehr viel in den Mädchen- und Frauenfußball und da sind wir das Aushängeschild. Deshalb ist für uns das höchste Ziel der Klassenerhalt, der ist für den Verein superwichtig“, betont sie.

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