Velbert. Gegen Germania Ratingen gerät die SSVg Velbert zunächst in Rückstand, reagiert aber extrem beeindruckend – dank eigentlich bekannter Stärken.

Diesmal gelang er nicht, der Treffer in den ersten zehn Minuten, der alles so viel leichter macht. Zwar pflückte Manuel Schiebener, kurz vor Ablauf der Anfangsphase eine Flanke von Max Machtemes mustergültig mit der Brust herunter und zog volley ab, ein Defensivspezialist von Germania Ratingen warf sich aber gerade noch so in den Schuss und machte deutlich: So einfach, wie es die SSVg Velbert in den vergangenen Wochen hatte, sollte sie es in diesem Oberliga-Topspiel am Freitagabend nicht haben – ganz im Gegenteil.

In der 19. Spielminute spielte Ratingen eine Ecke kurz aus, Tim Potzler ließ mit einem Haken Robin Hilger einfach stehen und versierte mit seiner Flanke den langen Pfosten an. Zur Überraschung aller landete die Kugel aber nicht dort, sondern segelte im hohen Bogen über Velberts Keeper Marcel Lenz ins Tor.

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Die SSVg, bei der Tristan Duschke zwar wieder im Kader stand, jedoch nur auf der Bank saß, musste nun eine Reaktion zeigen. Sie umspielte das situative Angriffspressing Ratingens zwar ordentlich, fand dann aber die Lücken gegen das im Mittelfeld teilweise sehr breit aufgefächerte, aber dennoch stabile 4-3-3-System der Ratinger zunächst nicht.

Es musste eine in den letzten Wochen zur Velberter Spezialität gewordene Situation für den Ausgleich herhalten. Ein Eckball vom starken Christian Dorda tropfte in der 28. Minute im Ratinger Strafraum auf. Einmal klärten die Germanen den Ball nicht konsequent, direkt schlug Velbert durch Manuel Schiebener zu. Er nahm den Ball aus der Luft und aus der Drehung und drosch ihn zum Ausgleich unter die Latte, ein herrliches Tor.

SSVg Velbert legt zwei Minuten nach dem Ausgleich den Führungstreffer nach

Die Velberter waren nun am Drücker und schlugen direkt erneut zu. Diesmal flog die Flanke von der anderen Seite in den Strafraum, Noah Abdel Hamid stieg relativ unbedrängt hoch, sein Versuch wurde gerade noch so von Ratingens Torhüter Dennis Raschka geklärt – allerdings zu Hilger, der ebenfalls per Kopf keinerlei Probleme hatte, die SSVg in Führung zu bringen (30.).

Wieder einmal trug sich Robin Hilger in die Torschützenliste bei der SSVg Velbert ein.
Wieder einmal trug sich Robin Hilger in die Torschützenliste bei der SSVg Velbert ein. © Stefan Rittershaus | Oberliga Niederrhein: SSVg Velbert 02 - Germania Ratingen 04/19

So clever sich Ratingen bis zu dieser Situation am Boden anstellte, so dilettantisch war das Spiel gegen den Ball in der Luft – beziehungsweise so stark das der Velberter. Die Germanen waren nun angeknockt und bekamen das Tempo bei den eigenen Konterversuchen durch schlampiges Passspiel nicht hochgehalten, die SSVg hatte aber auch noch nicht die enorme Spielkontrolle wie zuletzt bei Führungen.

Cellou Diallo spielt ganz groß auf

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Im zweiten Spielabschnitt forderte Moses Lamidi Velberts Keeper Lenz zunächst mit einem Distanzschuss, der aber keine Probleme bereitete. Auf der anderen Seite verpasste Hilger eine Hereingabe von links nur knapp, dann parierte Ratingens Torhüter den Versuch von Schiebener aus 16 Metern gut, ehe Cellou Diallo mit einem Kabinettstückchen das Publikum verzauberte. An der rechten Außenlinie bat er gleich zwei Gegenspieler zum Tanz, ging durch sie hindurch, dribbelte in den Strafraum und zog ab. Abgefälscht flog der Ball über den Ratinger Torhüter und Robin Hilger drückte ihn zum 3:1 über die Linie (64.) – neun Zehntel des Tores gehörten allerdings Diallo. SSVg-Trainer Hüzeyfe Dogan kommentierte die Aktion schlicht mit dem Wort „Weltklasse“.

Spätestens jetzt war der „Flow“, den SSVg-Trainer Hüzeyfe Dogan der Germania vor dem Spiel zugesprochen hatte, gebrochen – und Velbert machte einfach weiter. Machtemes bediente Schiebener, der über die rechte Seite stürmte und dann zum eingewechselten Hakan Ülker im Zentrum passte. Der verarbeitete die Kugel mit etwas Glück und gab weiter zum nachgerückten Machtemes, der aus zwölf Metern zum 4:1 einschob (69.).

Die SSVg spielte wie aus einem Guss, die Fans sangen „Oh, wie ist das schön“, die nächste Hereingabe von links verpasste Diallo knapp. Kurz danach machte er es besser, zog von rechts in die Mitte, erzielte mit links das 5:1 (76.) und erinnerte dabei nicht wenige an Arjen Robben. Es sollte die letzte Aktion von ihm werden, Hüzeyfe Dogan brachte Massimo Mondello für Diallo und gönnte dem Spieler des Tages den wohlverdienten Extraapplaus.

„Wir haben den Rückstand gut weggesteckt und versucht, unser Spiel weiter durchzuziehen. Mit dem 3:1 war das Ding dann entschieden. Aber Ratingen war definitiv eine der besten Mannschaften, gegen die wir zuhause gespielt haben. Sie haben über 90 Minuten viel versucht, haben vorne gepresst und uns wenige Räume gegeben. Bis zum 3:1 gab es wenige Torchancen auf beiden Seiten. Sie haben schon Top-Qualität für die Oberliga“, sagte Hüzeyfe Dogan nach der Partie.

Nach Abpfiff war die Euphorie riesig. Die Fans feierten ihre Spieler mit einer Humba, die Stadionregie spielte „Stand up for the Champions“ ein – so weit, ist die SSVg noch nicht. Aber sie ist auf einem wirklich guten Weg.

SSVg Velbert - Germania Ratingen 5:1 (2:1)

SSVg: Lenz - Dorda, Abdel Hamid, Urban, Alabas (54. Zent) - Geisler (81. Gojnovci) - Kaya (66. Ülker), Machtemes, Diallo (75. Mondello) - Hilger, Schiebener (81. Glowacki)

Tore: 0:1 (19. Minute), 1:1 Schiebener (28.), 2:1 Hilger (30.), 3:1 Hilger (64.), 4:1 Machtemes (69.), 5:1 Diallo (76.)

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