Velbert. Dustin Paczulla kümmert sich nicht nur beim TVD Velbert um Keeper. Er beweist, dass sich das alte und das moderne Torwartspiel nicht ausschließen.

Wenn Dustin Paczulla über das Torwartspiel spricht, ist der 27-Jährige komplett in seinem Element und kaum zu bremsen. „Es ist definitiv einfach wie eine eigene Sportart. Es ist ein Spezialgebiet für das ganz besondere Bewegungsabläufe wichtig sind. Und die müssen mit intensivem Training separat geschult werden“, sagt Paczulla im Auto auf dem Weg ins Trainingslager des TVD Velbert.

Beim Fußball-Oberligisten, bei dem Paczulla 2019 das Vertrauen ausgesprochen bekam, dafür sehr dankbar ist, und seitdem für die Schlussmänner verantwortlich ist, möchte er die Torhüter auf das nächste Level bringen – mit seiner ganz eigenen Handschrift.

„Ich bin ein Freund davon, moderne Trainingsinhalte mit der alten Schule zu kombinieren“, beschreibt er seine persönliche Herangehensweise. Oft seien dies nämlich zwei verschiedene Lager, die sich gegenüberstehen, nicht gemeinsam funktionieren.

Dustin Paczulla möchte beim TVD Velbert das Alte mit dem Neuen verbinden

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„Das ist selten. Ich habe viele Personen kennengelernt, die ihr Training komplett auf das sogenannte moderne Torwartspiel ausgerichtet haben. Da geht es dann um sehr viele technische Übungen. Andere wiederum trainieren nur das alte, das athletische. Ich möchte einen gesunden Mittelweg finden. Als Torwarttrainer gibt es einfach oft kein richtig oder falsch und es gibt auch nicht so viele Fortbildungsmöglichkeiten. Da kann jeder seine eigene Philosophie entwickeln“, sagt Paczulla.

Dustin Paczulla hat viel von Torwartlegende Gerry Ehrmann für sein eigenes Training mitgenommen.
Dustin Paczulla hat viel von Torwartlegende Gerry Ehrmann für sein eigenes Training mitgenommen. © Thorsten Tillmann

Einer von der alten Schule, von dem der TVDler viel mitgenommen hat, ist Kaiserslauterns Torwart-Legende Gerry Ehrmann, der Spieler wie Roman Weidenfeller, Tim Wiese, Kevin Trapp, Tobias Sippel und Florian Fromlowitz bis in die Bundesliga gebracht hat.

„Ich durfte ihn kennenlernen. Von ihm habe ich viel gelernt, was die Willensschulung anbelangt. Klar sagen viele, dass sein Stil veraltet ist. Er sagt selbst, dass man es mit dem modernen Spiel ergänzen sollte. Die alten Grundtugenden sollten aber nicht verloren gehen“, so Paczulla.

Es sei eben auch mal wichtig, dass die Torhüter an ihre körperlichen Grenzen kommen, um diese immer weiter nach oben zu verschieben.

Ballannahme, Abdrucktechnik, Reaktionen – und das alles auf Video

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Wenn Paczulla einen neuen Torhüter kennenlernt, ihn unter seine Fittiche nimmt, prüft er ihn „auf Herz und Nieren“, wie er sagt.

„Es fängt schon mit dem ersten Gespräch an. Ich gucke, wie er tickt, ob er sich realistisch einschätzt. Dann geht es ins Training. Ich schaue, wie die Ballan- und mitnahme ist, ich gucke mir an, wie er bei flachen und hohen Torschüssen reagiert und wie seine Abdrucktechnik beim Herauskommen ist.“ Dabei läuft immer die Kamera, denn das Video ist für Torhüter besonders wichtig.

„Keeper müssen auf so viele Faktoren achten. Auf sich selbst, auf den Ball, auf alle Gegenspieler, auf die Linien vom Strafraum. Dazu auf die Spieleröffnung über außen oder zentral. Das sieht man auf Video gut“, so Paczulla über seine akribische Arbeit.

Individualtraining für Torhüter des VfL Bochum, des VfB Stuttgart und des SV Sandhausen

Diese beschränkt er nicht nur auf den TVD Velbert, auch an Nachwuchstorhüter von Bundesligavereinen gibt er sein Wissen weiter, trainiert individuell mit Paul Grawe, dem dritten Torhüter des VfL Bochum, Florian Schock aus der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart und Rick Wulle vom SV Sandhausen.

Dustin Paczulla trainiert unter anderem Florian Schock von der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart individuell.
Dustin Paczulla trainiert unter anderem Florian Schock von der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart individuell. © Paczulla

„Paul sagt immer, er holt sich beim VfL Bochum sein Techniktraining und bei mir geht er körperlich an seine Grenzen. Bei Florian war es zuletzt genau andersrum. Da bekam er beim VfB nur das alte und bei mir das moderne“, sagt Paczulla, der zusätzlich für Zweitligatorhüter auch noch Social Media Kanäle betreut und spätestens seitdem weiß, dass Torhüter nicht nur sportlich, sondern auch mental große Herausforderungen meistern müssen.

Der mentale Druck auf Torhüter ist riesig

„Wenn ein Torhüter einen Fehler macht, wird er sofort angegriffen. Das sieht man ja zum Beispiel an Markus Schubert. Er ist ein super Torwart, ist aber verbrannt worden und geht nun nach Arnheim. Oder auch an Alexander Nübel oder Timon Wellenreuther. Was ich in den Sozialen Medien wahrnehme und von den Jungs geschickt bekomme, ist grenzwertig. Da hat man das Gefühl, dass es im Internet keine Hemmschwelle mehr gibt.“

Die Entscheidung beim TVD Velbert ist noch nicht gefallen

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Zumindest diese Angriffe werden weniger, je tiefer ein Torhüter spielt. Beim TVD Velbert stehen mit Lukas Lingk und Robin Offhaus allerdings auch zwei Keeper mit Erfahrung aus der Junioren-Bundesliga und dem damit verbundenen Leistungsdruck zwischen den Pfosten.

Der herrscht nun auch im Trainingslager. Denn auch in der Oberliga kann nur ein Torwart spielen. Paczulla: „Irgendwann muss auch bei uns eine Entscheidung fallen, wer die Nummer eins ist. Aktuell wissen wir es aber noch nicht.“ Bis es soweit ist, wird Paczulla seine Schützlinge sicher erneut prüfen – auf Herz und Nieren.

Info: Dustin Paczulla beendete schon im Jugendbereich seine eigene Karriere, „weil ich gemerkt habe, dass es nicht reicht, um nach oben zu kommen“, sagt er. Mit 17 stieg er als Co-Trainer einer Jugendmannschaft beim VfR Mannheim ein. Nebenbei war er Torwarttrainer bei der U15 und der U17. Bei Rot-Weiß Oberhausen, seiner nächsten Station, spezialisierte sich Paczulla komplett auf die Schlussmänner. Er besitzt die Torwarttrainer Leistungslizenz des DFB und ist seit 2019 beim TVD Velbert Torwarttrainer.

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