Velbert/Heiligenhaus. Nach dem Saisonabbruch blickt Landesligist HSG zurück und nach vorn: Trainer Elmar Müller hält die Voraussetzungen im Klub für aufstiegstauglich.

Die letzten eineinhalb Jahre werden mit Sicherheit nicht als Zeit der größten Erfolge in die Geschichte der HSG Velbert/Heiligenhaus eingehen. Trainer Elmar Müller lobt aber ausdrücklich die Möglichkeiten des Handball-Landesligisten – jetzt müssen sie nur noch ausgenutzt werden.

„Wer das Velberter Sportzentrum kennt, der weiß ja, welche Möglichkeiten dort herrschen“, sagt Müller, der die Adler zum Jahreswechsel 2019/2020 übernommen hatte. Ein komplettes Fitnessstudio könnten die Handballer kostenlos nutzen, werden medizinisch versorgt, außerdem verfügt die HSG neben dem üblichen Torwarttrainer auch über einen extra Abwehrcoach.

HSG-Trainer Elmar Müller: Voraussetzungen sogar drittligatauglich

„Das sind Voraussetzungen, die schon mehr als drittligatauglich sind. Ich wüsste im Umfeld keinen Verein, der die Möglichkeiten hat“, lobt Müller. Er muss es wissen, schließlich fungiert er parallel als Sportlicher Leiter des Drittligisten Leichlinger TV. „In Leichlingen wären wir froh, wenn wir solche Möglichkeiten hätten. Ich glaube, dass die Spieler so etwas in Zukunft noch mehr zu schätzen wissen werden.“

Auch interessant

Von solch hehren Zielen ist die HSG aktuell freilich weit entfernt. 2019/2020 gerieten die Adler in der Landesliga sogar in Abstiegsgefahr, ehe ihnen der Abbruch wegen der Corona-Pandemie diese Sorge nahm. Von den fünf Partien der Spielzeit 20/21 gewann Velbert/Heiligenhaus sogar nur eine.

„Es hat ja auch einen kompletten Umbruch gegeben. Viele erfahrene Spieler sind gegangen und es wurden aus der zweiten Mannschaft junge Spieler hochgeholt“, begründet Elmar Müller dieses Abschneiden. Das HSG-Team bestehe nun nicht mehr aus „individuellen Stars“, sondern müsse im Kollektiv und mit Hilfe von Konzepthandball erfolgreich sein.

Die HSG-Handballer konnten sich in der abgelaufenen Kurzsaison nicht wie erhofft in Szene setzten. Sie gewannen nur ein Spiel. Hier ist Björn Kocherscheidt in Aktion.
Die HSG-Handballer konnten sich in der abgelaufenen Kurzsaison nicht wie erhofft in Szene setzten. Sie gewannen nur ein Spiel. Hier ist Björn Kocherscheidt in Aktion. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zudem haben sich drei der fünf HSG-Gegner in der wertlosen Abschlusstabelle unter den ersten fünf positioniert. Am bittersten war daher die Niederlage gegen Kellerkind Mettmann-Sport II. Es war dessen einziger Saisonsieg. „Das hatte aber auch seine Gründe wie Krankheiten und Verletzungen, aber damit beschäftige ich mich eigentlich gar nicht mehr“, winkt Müller ab.

Lukas Mantwill verlässt die HSG Velbert/Heiligenhaus

Da schaut der Coach lieber nach vorne. Bis auf Torwart Lukas Mantwill werden wohl alle Spieler der HSG Velbert/Heiligenhaus die Treue halten. Ersatz scheint aber schon in Aussicht, denn für die kommende Woche stellte Elmar Müller schon die ersten beiden Neuzugänge in Aussicht.

Beide sollen helfen, die Adler wieder aus dem Tabellenkeller zu führen. Schließlich waren sie noch im Spieljahr 2018/2019 sensationell auf Platz zwei gelandet – allerdings mit 15 Punkten Rückstand auf den überragenden Aufsteiger Turnerbund Wülfrath.

Wirklich von der Verbandsliga träumen durfte die HSG seit 2015 nicht mehr, als man sich dem HSV Dümpten aus Mülheim geschlagen geben musste.

Auch interessant

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Trainer Elmar Müller möchte dies keineswegs als Ziel ausgeben. Zumindest nicht kurzfristig. „Das muss in kleinen Schritten passieren, das Ganze muss ja auch gesund wachsen“, findet der Coach.

Die Potenziale selbstbewusst und offensiv verkaufen

Grundsätzlich findet er aber, dass die HSG ihre vorhandenen Möglichkeiten ruhig offensiver verkaufen könne. „Der Verein hat das noch nicht offen genug propagiert“, sagt Müller.

Dass die Tickets zu Saisonbeginn, als noch bis zu 200 Zuschauer in die Halle durften, schon am Freitag vergriffen waren, zeige ja ein grundsätzliches Interesse der heimischen Handballfreunde. „Den Zuschauern ist es erst einmal egal, in welcher Liga man spielt. Man will ein funktionierendes Kollektiv sehen und spüren, dass vernünftige Leute am Werk sind“, weiß Müller.

Nehme eine Entwicklung erst einmal Fahrt auf, könne sich schnell eine Eigendynamik entwickeln. „Dafür müssen aber neue Strukturen geschaffen werden“, sagt der Coach. Solche Prozesse seien durch Corona leider gestoppt worden. „Durch den Ausfall der Jugendspielklassen konnten auch keine guten Perspektivspieler geholt werden“, bedauert Müller.

Umso erfreuter ist der Coach darüber, dass seine Spieler sich nach wie vor mit Online-Training und individuellen Laufeinheiten fit halten. „Da muss ich der Mannschaft wirklich ein Lob aussprechen. Das lässt mich hoffen, dass die Jungs zu gegebener Zeit komplett willig sein werden.“