Velbert. Tristan Duschke überzeugte bei Oberligist SSVg Velbert direkt. Ein Interview zu Profiträumen, Verletzungen und Vernunfts-Entscheidungen.

Der Punkteschnitt, den die SSVg Velbert mit Tristan Duschke (23) auf dem Feld hingelegt hat, ist überragend. Vier Spiele, vier Siege. Der Neuzugang vom SC Wiedenbrück hat trotz seines jungen Alters bereits eine bewegte Karriere hinter sich. Im Interview spricht er über Vernunfts-Entscheidungen, geplatzte Träume und professionelle Strukturen bei der SSVg.

Tristan Duschke, nach Ihrer Zeit in der A-Jugend-Bundesliga bei Bayer Leverkusen, sind Sie zum Wuppertaler SV gewechselt und waren dort auch Stammkraft. Auch die Jahre danach haben Sie sehr in der Regionalliga viel gespielt. Am Anfang der Saison ging es dann aber in die Oberliga zur SSVg Velbert. Warum haben Sie diese auf den ersten Blick als Rückschritt erscheinende Entscheidung getroffen?

Verein hilft bei der beruflichen Ausbildung

Weil ich zu meiner Familie zurückwollte. Ich komme aus Wülfrath. Als ich von Wuppertal nach Wiedenbrück gewechselt, war das zum ersten Mal ein bisschen weiter weg. Mir ist Familie sehr wichtig und ich wollte sie häufiger sehen. Und zudem war es für mich sehr wichtig, in der Berufswelt Fuß zu fassen. Hier kann ich in der Firma des SSVg-Vorsitzenden Oliver Kuhn meine Ausbildung zum Versicherungskaufmann machen und trotzdem noch Fußball in sehr professionellen Strukturen spielen. Das Stadion , das Trainerteam, das hat sehr gut gepasst.

Also ist die Entscheidung für die SSVg nicht schwer gefallen?

Ich hatte auch Angebote von Regionalligisten hier aus der Gegend. Aber in dieser Liga, schwebt auch immer das Ungewisse mit. Das Geld, welches man da verdient, ist okay. Aber man kann sich auch nichts zur Seite legen. Man ist immer in einer Art Schwebezustand. In dem Moment ist es schön, aber was kommt danach? Da habe ich den sichereren Weg gewählt, auch weil ich viele kennen, die das nicht so gemacht haben.

Mit dem Wechsel ist allerdings der Traum vom Profifußball wohl endgültig vorbei, oder?

Der Traum ist immer da, aber ich bin mit der Zeit auch Realist geworden und weiß, was ich schaffen kann, und was nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich im Fußball noch einmal das ganz große Geld sehe. Man hofft natürlich, mit der SSVg aufzusteigen , aber der Traum der zweiten oder ersten Liga ist leider vorbei. Den hatte ich eigentlich nur in Leverkusen. Da lief es echt gut, ich habe auch häufiger bei den Profis mittrainiert, war im Abschlusstraining dabei. Wenn du damit konfrontiert wirst, ist es schon krass und du hoffst natürlich. Aber dann haben einige Sachen nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe und von Zeit zu Zeit wurde ich im Kopf etwas klarer.

Tristan Duschke war vor der Verletzung in der Abwehr der SSVg Velbert unverzichtbar.
Tristan Duschke war vor der Verletzung in der Abwehr der SSVg Velbert unverzichtbar. © Stefan Rittershaus / FUNKE Foto Services

Das sorgte auch dafür, dass Sie bei der SSVg als Neuling direkt zum Kapitän ernannt wurden.

Das hat mich auf jeden Fall überrascht. Die Entscheidung fiel kurz vor dem ersten Ligaspiel und ich hatte die binde in der Vorbereitung noch nie getragen. Ich hatte schon das Gefühl, dass ich auch als neuer Spieler tonangebend bin und schnell Fuß gefasst habe. Ich habe mich über die Entscheidung natürlich mega gefreut. Das letzte Mal war ich in Leverkusen Kapitän.

Verletzungspause zieht sich hin

Bei der SSVg sollten Sie auch eine Führungsrolle in der Defensive übernehmen. Das hat zunächst gut geklappt. Die ersten vier Spiele wurden allesamt gewonnen. Gegen Niederwenigern mussten Sie aber schon nach einer halben Stunde raus, haben sich einen Syndesmose- und einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen. Wie läuft die Genesung?

Der Fuß ist tatsächlich immer noch dick. Es braucht sehr lange, bis es abschwellt, das nervt schon. Ich hatte lange einen Prothesenschuh und Krücken. Das bin ich nun los und bin jeden Morgen vor der Arbeit um 8 Uhr beim Physiotherapeuten. Ich hatte schon häufiger Probleme mit den Bändern, da muss ich auch privat viel für arbeiten. Aber im Januar stehe ich wieder auf dem Platz. In dem Fall ist Corona sogar mal positiv, sonst hätte ich noch viel mehr Spiele gefehlt.

Profis sind nach so einer Verletzung schnell wieder auf den Beinen. Auch bei deinen alten Stationen herrschten professionelle Strukturen. Wie ist das nun bei der SSVg?

Leverkusen muss man da ein bisschen rausnehmen. Da war es unfassbar. In der Zeit gab es keine zweite Mannschaft mehr. Wir haben als A-Jugend quasi den Platz eingenommen und konnten so den Rehabetrieb der Profis mit nutzen. Die Strukturen in Wuppertal und Wiedenbrück kann man auf jeden Fall mit denen hier vergleichen, ich würde sogar sagen, dass Velbert da noch etwas besser aufgestellt ist.