Velbert. Bezirksligist SSVg U 23 plant die neue Saison mit verändertem Kader. Zoff mit dem Nachbarn Union wegen des Wechsels eines halben Dutzends Talente
„Ich habe es immer gehasst, wenn ich mal beim Training fehlen musste, aber in der jetzigen Situation habe ich eigentlich überhaupt keine Lust“, beschreibt SSVg-Trainer Murat Aksoy seine aktuelle Stimmungslage und erklärt auch warum: „Zum Einen wegen der Beschränkungen, die für die Übungseinheiten vorgegeben sind, zum Anderen aber auch, weil man momentan gar nicht weiß, was ist, wann und wie es weitergeht.“
Diese Ungewissheit hat ihn allerdings nicht daran gehindert, eifrig am Kader für die kommende Saison zu „basteln“, wann auch immer sie beginnen sollte. Da erneut ein großer personeller Umbruch bevorstehen wird, hat er den Spielern auch nur angeraten, sich in Eigenregie fitzuhalten, wollte ihnen kein Programm aufdiktieren und die Einhaltung kontrollieren. „Wer weiß, ob das dann auch bei jedem alles wirklich so gestimmt hätte“, meinte er augenzwinkernd.
15 Spieler werden die SSVg-Reserve verlassen
Inzwischen hat er dann aber doch erstmals für eine Einheit den Kader zusammengerufen, mit dem er in die neue Saison gehen will. Darunter gibt es zwangsläufig viele neue Gesichter, denn gleich 15 Akteure verlassen den Verein. Der Ortsnachbar Union hat dabei in besonderem Maße bei der SSVg zugeschlagen und gleich sechs junge, talentierte Spieler nach Tönisheide gelockt.
Das hat bei Aksoy, aber auch beim Vereinsvorsitzenden Oliver Kuhn für große Verstimmung gesorgt. „Sie haben hinter unserem Rücken die Spieler angesprochen, sie mit Geld und der Landesliga gelockt, obwohl höchst fragwürdig ist, dass sie aufsteigen“, so Aksoy. „Wir wollen da aber auch finanziell nicht mithalten, denn wir setzen auf Spieler, denen ihre Entwicklung wichtig ist und nicht nur das Geld. Aber das ist eine Frechheit von Union. Nur weil sie es selbst nicht schaffen, eine vernünftige Jugendarbeit auf die Beine zu stellen, bedienen sie sich bei den Talenten der SSVg. Aber wir bilden ja nicht für Union aus.“
Ähnlich sieht es auch Oliver Kuhn. „Das Verhalten von Union gehört sich einfach nicht. Wenn es um sechs Spieler geht, nimmt man vorher Kontakt zum Nachbarn auf. Das haben sie bereits vor drei Jahren schon einmal gemacht und acht Spieler aus der U 18 geholt“, erinnert sich der 1. Vorsitzende und stellt klar: „Wir sind doch kein Selbstbedienungsladen.“
Die Aufregung kann Union-Trainer Mesut Güngör allerdings nicht nachvollziehen. „Es ist doch legitim, sich um neue Spieler zu bemühen. Dabei handelt es sich ausschließlich um Spieler, die ich persönlich kenne und bereits trainiert habe. Diese Spieler wollten den Verein ohnehin verlassen und wären ansonsten woanders hingegangen.“
Den Vorwurf, dass es hinter dem Rücken der SSVg abgelaufen sei, will er auch nicht so stehen lassen. „Oliver Kuhn hat mich angeschrieben und gefragt, ob die Ablösesummen schon bereit liegen, also war er informiert. Er hat meine Telefonnummer, schließlich war ich ja selbst mal Trainer der U 19 dort, ein Anruf hätte genügt und ich hätte die Finger davongelassen. Wir sind doch keine Konkurrenten, die SSVg spielt doch in einer ganz anderen Liga. Wichtig ist doch, dass die Talente in der Stadt bleiben“, findet Güngör.
Philipp Schmidt bringt viel Erfahrung ein
Trotz der vielen Abgänge glaubt Aksoy, dass er ein schlagkräftiges Team in die Saison schicken wird, das einen Altersdurchschnitt von zurzeit 20,4 Jahren aufweist. „Die jüngste Mannschaft der Liga“, wie die Verantwortlichen um den sportlichen Leiter Markus Braasch betonen – und das, obwohl mit Philipp Schmidt ein höchst erfahrener Akteur dazu stößt, der bereits 31 Jahre alt ist. Aber gleichzeitig speist sich der Kader aus vielen Spielern der eigenen U 19.
„Philipp ist natürlich ein Toptransfer und absoluter Glücksfall für uns. Er hat bei der SSVg ja schon in der Regionalliga gespielt und immer noch guten Kontakt zu Oliver Kuhn. Er wollte aus familiären Gründen ein wenig kürzer treten und hat das Ziel, mal Trainer zu werden. Bei uns soll er die jungen Spieler an die Hand nehmen und führen, sozusagen ihr Mentor werden. Er ist ein absolutes Vorbild und soll auch selbst mal Einheiten und Übungen leiten“, berichtet Aksoy.
Mit Leon Wolf aus dem Oberligakader von Germania Ratingen und Luca Klein aus dem Bezirksligateam des gleichen Klubs kommen gleich zwei Torhüter, die mit dem verbliebenen Keeper Niko Schepe um den Stammplatz zwischen den Pfosten kämpfen werden. Weitere Neuzugänge will der Trainer momentan noch nicht nennen, verrät aber dass die SSVg in guten Gesprächen mit mehreren interessanten Spielern stehe. „Ich bin sicher, dass wir im Vergleich zur abgebrochenen Spielzeit mindestens über die gleiche Qualität verfügen werden.“
Zu einer Zielsetzung der SSVg U23 in der Bezirksliga will er sich aber nicht konkret äußern. „Mein primäres Ziel ist es, die jungen Spieler auszubilden und in dem einen oder anderen Fall auch an die Oberliga heranzuführen. Mit einem mittleren Tabellenplatz wäre ich zufrieden, würde er einstellig, wäre das sehr gut. Es ist eine sehr junge Mannschaft, da wollen wir die Ziele nicht zu hoch und die Jungs damit nicht unter Druck setzen.“
Die Abgänge im Überblick:
Thomas Cyrys, Marouan Raouah (beide ASV Mettmann), Arber Berbatovci, Athanasios Xiros, Zakariah und Amin Amezigar, Ilias Zibuh, Joel Siragusano (alle Union), Omar Essahel, Yasin El Ghanou (beide Langenberger SV), Scott Weldert, Dino Salkovic (beide Cronenberger SC), Kewin Bilgen (unbekannt), Semir Hanici (ESC Rellinghausen), Jan Musebrink (Laufbahnunterbrechung wegen Schule).
Zudem geht aus beruflichen Gründen Trainerassistent Daniel Märker. Der spielende Co-Trainer Joscha Weber steht Murat Aksoy weiter zur Seite.