Velbert. Die Analyse nach dem Rücktritt von Trainer Patrick Knieps beim SC Velbert. Der Umbruch beim Oberligisten hat nicht wie erhofft funktioniert.
Der Fußball lebt auch von der Show, gewisse Dinge sollten aber in der Kabine bleiben. Die ist nicht umsonst für Unbefugte tabu. Trainer Patrick Knieps, der gerade beim Oberligisten SC Velbert zurück getreten ist, interessierte das in seinem letzten Spiel bei den Clubberern überhaupt nicht mehr.
Als Schiedsrichterin Jennifer Groß-Weege in der Partie bei Schlusslicht Niederwenigern zur Halbzeitpause pfiff, da pfiff Knieps seine Spieler sogleich auf dem Spielfeld an: „Alle Roten sofort zu mir!“
Rhetorische Fragen auf dem Glückauf-Platz
Nicht in der Kabine, sondern für alle hörbar auf dem Kunstrasen des Glückauf-Sportplatzes stellte er den Spielern dann rhetorische Fragen wie: „Soll das etwa Abstiegskampf sein?“ Sein Team war gerade dabei, den Gastgebern, die zuvor 17 Spiele in Serie verloren hatten, zum ersten Saisonsieg zu verhelfen.
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„Man muss einfach etwas versuchen“, meint Knieps später. Dass er in seiner halbjährigen Amtszeit beim SC alles versucht hat, bescheinigen ihm auch die Verantwortlichen. „Patrick hat sich voll engagiert, er ist menschlich top “, sagt Jörg Scalet, der sportliche Leiter.
Dass am Ende dabei zu wenig heraus kam, sei keinesfalls nur ihm anzulasten. „Vielmehr waren wir alle bei der Kader-Planung vor der Saison wohl zu naiv. Damit meine nicht nicht die einzelnen Spieler, sondern es passte in der Zusammenstellung nicht richtig. Das ist dann dem Trainer vor die Füße gefallen.“
Erschwerte Rahmenbedingungen eines kleineren Oberliga-Vereins
Wobei der sportliche Leiter aber auch die Rahmen-Bedingungen geltend macht: Der SC ist für Oberliga-Verhältnisse ein kleiner Verein mit einem bescheidenem Budget. Knieps selbst klagt über mitunter fehlende Alternativen, wenn auch noch Verletzungen hinzu kamen. „Gerade im Angriff hatten ich keine richtige Option.“
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Dass insgesamt viel zu wenig Tore geschossen wurden, kostete oft Punkte, die greifbar nah waren. „Wir haben oft 60 Minuten lang gut mitgehalten, aber dann doch die Partien abgegeben“, so Knieps, der zu Saisonbeginn bei den Clubberern den Trainerposten übernahm.
Er sollte den Umbruch bewältigen, der nach dem Abgang des Aufstiegstrainers Ralf vom Dorp und einigen verdienstvollen Spielern wie Torjäger Robin Hilger erforderlich war.
„Das ist natürlich schwer und das verlangt auch, dass der neue Trainer einige neue Dinge probieren muss“, sagt Knieps. Inwieweit er damit nun durch gekommen ist und was er hätte besser machen können – das sei am Ende vielleicht gar nicht entscheidend. „Klar ging es zum Beispiel auch darum, welches System wir spielen. Aber wenn Du individuelle Fehler machst, ist es am Ende egal, ob Du hinten mit einer Vierer- oder Fünferreihe spielst.“
Knieps hätte sich mehrMentalitäts-Spieler gewünscht
Womit er wieder beim Kader und dessen Qualität ist. „Auf den Charakter der Spieler lasse ich nichts kommen“, betont er. Dennoch hätte er sich ein paar „Mentalitätsspieler“ mehr gewünscht.
Am Ende hatte er das Gefühl, dass er aus der Mannschaft nicht mehr heraus holen könne. Auch seine auf das Spielfeld verlegte Kabinen-Predigt aus dem Spiel gegen Niederwenigern brachte, abgesehen von einer kurzen Steigerung nach Wiederanpfiff, nichts. Auch diese Partie geht verloren, ebenso wie allmählich der Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen.
„Ich nehme mich da bewusst persönlich zurück und mache das Feld frei, für jemand, der nun vielleicht mehr bewegen kann“, so Knieps. Sein bisheriger Co-Trainer Andi Berkenkamp übernimmt, ihn unterstützt der langjährige Spieler Andre Adomat, der seit Saisonbeginn zum Trainerstab gehört.
Knieps macht jetzt nach einigen sicher Nerven aufreibenden und arbeitsreichen Monaten Pause: „Das genieße ich. Ich kann Weihnachten feiern, zusammen mit der Familie und meiner Freundin – die kennt mich doch schon gar nicht mehr.“
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