Oberhausen. RWO zeigte sich gegen Viktoria wie ausgewechselt: frech, hungrig und blitzschnell. Und deswegen gelang ein deutlicher 2:0-Sieg gegen den selbsternannten Aufstiegsfavoriten Viktoria Köln.
Es kann ja nicht alles klappen. Als Peter Kunkel direkt nach dem Schlusspfiff am Freitagabend in die Kabine wollte, um für einen Moment zur Ruhe zu kommen, stand er vor verschlossener Tür. Das änderte aber nichts daran, dass der Abend für den Trainer des Regionalligisten RWO als einer der gelungensten der vergangenen Zeit in seiner Erinnerung bleibt. Nicht nur in seiner, der 2:0 (0:0)-Erfolg über den selbsternannten Aufstiegsfavoriten Viktoria Köln ließ auch die Anhänger auf den Rängen trotz der bitteren Kälte mit einem wohligen Gefühl nach Hause gehen.
Die Erleichterung nach dem überraschend deutlichen Sieg war Kunkel und seinen Schützlingen deutlich anzusehen. Die ungewollt lange Vorbereitung verlief zwar gut und hatte für großen Optimismus gesorgt, doch die Bestätigung in einem Meisterschaftsspiel fehlte. Entsprechend rissen Kunkel und Co-Trainer Dirk Langerbein nach dem Sieg jubelnd beide Arme in die Höhe.
Das Selbstvertrauen der Rot-Weißen beeindruckte
Für einen Trainer ist es besonders schön, wenn die in der Winterpause vorgenommenen Veränderungen maßgeblich für den Erfolg verantwortlich sind. Das gilt in direkter Weise für die personellen Umstellungen ebenso wie für den Teamgeist und die Einstellung. „RWO hat mit voller Leidenschaft und unbändigem Willen gespielt und das hat den Unterschied gemacht“, befand Viktoria-Coach Ralf Aussem anerkennend.
Beeindruckend war dabei das Selbstvertrauen. Obwohl sich das Team trotz des hohen Aufwandes in der ersten Halbzeit nicht mit einem Tor belohnt hatte, wurde es nicht nervös, im Gegenteil. „Wir wussten, dass wir noch ein paar gute Chancen kriegen, es gab keinen Grund zur Sorge“, berichtete der erfolgreich zum Linksverteidiger umfunktionierte Kevin Steuke über die positive Stimmung in der Halbzeitpause. Prompt kamen die Kleeblätter noch stärker als zuvor auf den Platz zurück. „Für die zweite Halbzeit fehlen mir fast die Worte. Das war toller Offensivfußball mit herrlichen Toren und viel Herz und Leidenschaft“, schwärmte Kunkel und sein Kollege Aussem nickte nur zustimmend mit dem Kopf, als Kunkel hinzufügte: „Wenn wir hier um ein paar Tore höher gewinnen, darf sich der Gegner nicht beschweren.“
RWO war stets die aktivere und gefährlichere Mannschaft
In der Tat hätte nicht nur der herrliche Freistoß von Steuke im ersten Abschnitt ein Tor verdient gehabt. Bis auf eine kurze optische Überlegenheit der Gäste Mitte der zweiten Hälfte war RWO stets die aktivere und vor allem gefährlichere Mannschaft. Dabei machte sich äußerst positiv bemerkbar, dass neben Mike Terranova mit Kapitän Benjamin Weigelt und Rückkehrer Marcel Landers zwei weitere Routiniers auf dem Platz standen. Landers machte eines seiner besten Spiele im RWO-Dress, fand das anschließend aber ganz normal. „Der Trainer hat gesagt, was er von mir erwartet und das habe ich versucht umzusetzen“, schmunzelte der in Wuppertal sichtlich gereifte Ur-Oberhausener.
Unter der Führung der erfahrenen Akteure spielten sich dann auch andere in den Vordergrund. Pascale Talarski etwa bekam nicht nur von Aussem ein Sonderlob, auch Kunkel war vom jungen Ex-Duisburger begeistert, der eine unglaubliche Laufarbeit an den Tag legte und als Vorbereiter und Vollstrecker in gleicher Weise glänzte. Aber auch Patrick Bauder konnte im zentralen Mittelfeld an der Seite von Weigelt überzeugen.„Der Junge weiß gar nicht, wie gut er ist. Wenn er manchmal nicht zu schnell zufrieden sein würde, wäre er sogar noch besser“, lobte Kunkel auch ihn.
Lob für die Bank
Nicht ohne Grund schloss Kunkel die Reservespieler in seine Lobeshymnen ein. „Auch die Jungs, die draußen saßen, verdienen ein Kompliment. Denn sie geben im positiven Sinne richtig Gas.“ Nicht nur wegen der Nachholspiele und dem engen Terminplan weist Kunkel immer darauf hin, dass er alle Spieler benötigen wird.
Nach dem Platzverweis von Weigelt („Das zweite war ein taktisches Foul, da habe ich die Karte zu diesem Zeitpunkt in Kauf genommen“) kommt Kunkel früher in die Lage, wechseln zu müssen, als er gedacht hat. „Das ist schade, aber ein Watahiki zum Beispiel trainiert derzeit so stark, dass ich mir da wenig Sorgen mache“, hat er schon kurz nach Ende der Partie einen Plan für das nächste Spiel.