Oberhausen. Der Erfolg von RWO beim MSV wurde gefeiert, aber vor dem Lotte-Spiel bleiben alle bescheiden. Es wird immer enger an der Tabellenspitze.

Das Erstaunliche an diesem denkwürdigen Derbysieg (Vorstandsmitglied Thorsten Binder verlieh ihm das Etikett „Sternstunde“) war nicht nur die Souveränität, mit der er herausgespielt wurde, sondern auch die Selbstverständlichkeit, mit der die Akteure ihn annahmen. Kerem Yalcin etwa zeigte sich von der größten Kulisse, vor der er jemals gespielt hat („Aachen war glaube ich etwas weniger“) nur insoweit beeindruckt, als er meinte: „Das hat uns alle gepusht. Wir haben einfach das gespielt, was wir können und wollen.

Das reichte gegen den Spitzenreiter, der ja weiter oben ist, nun allerdings unangenehmerweise eine kleine Meute im Nacken hat, deren heißen Atem er spüren kann. Zum Glück für die Meidericher hat der potentiell ärgste und engste Verfolger, die Kölner Fortuna, in Düren nur einen Punkt mitgenommen.

Fortuna Köln scheint bislang der ärgste MSV-Verfolger zu sein

Das bringt die Alarmglocken möglicherweise schon wieder zum sachten Verklingen, zumal man sich in Meiderich ja schon seit Anfang Januar wegen anderer Dinge Gedanken zu machen scheint – wie und wo der Aufstieg zu feiern ist, zum Beispiel.

Es war allerdings am allerwenigsten Überheblichkeit, die den RWO-Sieg möglich machte. Es war vielmehr die absolute Idee und ihre Umsetzung, wie so ein Spiel anzugehen und zu gewinnen ist.

RWO hatte von Beginn an einen Plan

Während die „Zebras“ eigentlich die komplette Distanz über relativ dümmlich anliefen und mit tumber Kraft auf die Tube zu drücken versuchten, hatten Oberhausens Kleeblätter ab Anpfiff einen Plan: Mit einem Hauch von Glück hätte Tarsis Bonga schon nach einer halben Minute nach einer ersten kleinen Kombination auf dem linken Flüge die Führung gelingen können.

Tarsis Bonga war ständig für das Team unterwegs und freute sich sehr über sein Kopfballtor.
Tarsis Bonga war ständig für das Team unterwegs und freute sich sehr über sein Kopfballtor. © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Überhaupt Bonga: Gegen Wuppertal hatte er noch Schwierigkeiten – mit dem Platz, mit dem Gegner, mit sich. In der Wedau war das vergessen, und er präsentierte sich nicht nur in sehr guter Verfassung, sondern auch als absolut mannschaftsdienlich, ballsicher und über die komplette Distanz einsatzbereit.

Tarsis Bonga: „Kopfballtore sind für mich immer besonders“

„Kopfballtore sind für mich immer etwas Besonderes“, freute er sich über das unspektakuläre, aber eben auch ohne Schönheitspreis zählende 1:0, und dann folgte ein überraschendes Bekenntnis: „Ich danke meinem Herrgott, dass ich in dieser Mannschaft spielen darf,“

Über der kalten Wedau glänzte die scharfe Sichel des gerade wieder zunehmenden Mondes, und es war, als hätten die Rot-Weißen den festen Willen und die Mittel, mit der Sichel zu schneiden. Ein nach links und rechts rotierendes Messer im Fleisch der MSV-Abwehr war vor allem Eric Gueye, der hier sein vielleicht bislang bestes Spiel für die Kleeblätter machte und beide Tore vorbereitete – vorzüglich seine Flanke auf den perfekt heraneilenden und köpfenden Pierre Fassnacht.

Auch der diesmal zurückgezogener agierende Luca Schlax spielte eine sehr gute Partie. Auch er war handlungsschneller und in jeder Beziehung fixer als die bisweilen schwerfälligen Meidericher.

Sebastian Gunkel: „Wir tun unsere Arbeit“

Trainer Sebastian Gunkel vernahm gern die Komplimente, die man ihm für seine Mannschaft machte, blieb aber zurückhaltend und wohltuend bescheiden: „Wir tun unsere Arbeit und verfolgen unsere Ziele. Jetzt bereiten wir uns auf den nächsten Gegner vor.“ Der heißt am Samstag Lotte, gehört auch zu den MSV-Verfolgern und stellt eine sehr schwierige Aufgabe dar. Aber die Rot-Weißen können sie mit Zuversicht angehen.