Oberhausen. Das Tor des Monats feiert 50. Geburtstag. RWO-Spieler Markus Kaya erinnert sich an seinen Geniestreich aus 50 Metern im Mai 2008 in Babelsberg.
Klaus Fischer machte es per Fallrückzieher, Klaus Augenthaler aus der Distanz und Thomas Häßler per Volleyschuss. Das Tor des Monats der ARD-Sportschau feiert gerade seinen 50. Geburtstag. Seit dem Startschuss im März 1971 wurden bisher 556 Tore prämiert, worunter sich auch der Treffer eines ehemaligen Spielers von Fußball-Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen tummelt. Markus Kaya, heute Trainer der A-Junioren der Kleeblätter, gelang am 18. Mai 2008 das Kunststück, den Ball aus knapp 50 Metern im gegnerischen Tor zu versenken. Ein Treffer, der auch dank des zwei Wochen später realisierten Aufstiegs in die 2. Bundesliga nicht nur den RWO-Fans auf ewig in Erinnerung bleiben dürfte.
Die Rot-Weißen traten damals am drittletzten Spieltag der Saison 2007/08 beim SV Babelsberg an. Nach einem Solo fast über den gesamten Platz hatte Jens Robben die Elf von Trainer Hans-Günter Bruns, dem als Spieler selbst zweimal ein Tor des Monats (Februar 1984 und Juli 1987) gelungen war, in der 13. Minute in Führung geschossen.
„Ich hatte schon öfter in der Saison solche Dinger versucht“
Direkt nach dem Wiederanpfiff zeigten sich die Babelsberger gegen sofort nachsetzende Oberhausener völlig verunsichert. Daniel Frahn foulte David Müller auf Höhe der Mittellinie: Freistoß für RWO. Kaya fixierte den Ball, als er durch den Zuruf von Mitspieler Dimitrios Pappas auf den viel zu weit vor seinem Kasten stehenden Babelsberger Schlussmann Carsten Busch aufmerksam gemacht wurde.
Der Mittelfeld-Regisseur schaltete sofort und schoss den Ball über den verdutzten Busch hinweg gegen den linken Innenpfosten ins gegnerische Gehäuse. Was folgte, war ein einziger Jubelsturm, der Kaya buchstäblich unter sich begrub. „Ich hatte schon öfter in der Saison solche Dinger versucht, aber es hatte nie geklappt“, erinnert sich der 41-Jährige im Gespräch mit der Sportredaktion. „Aber wir sprühten in dieser Saisonphase nur so vor Selbstbewusstsein. Anders kann so ein Ball dann vielleicht auch nicht reingehen.“
„Letztlich ist jeder in dieser Mannschaft über sich hinausgewachsen“
Es sollte an diesem Nachmittag nicht der einzige sehenswerte Treffer der Kleeblätter bleiben. Das schöne 3:0 durch Innenverteidiger Thomas Schlieter per Fallrückzieher oder erneut Jens Robben nach der Pause zum 4:0 per Distanzschlenzer rundeten die erfolgreiche Auswärtsfahrt nach Babelsberg ab. „Ich habe zwar einige schöne Tore in meinem Leben geschossen, aber es war auch nicht immer eine Fernsehkamera dabei. Nicht nur deshalb ist dieser Treffer natürlich ein ganz besonderer, weil man ihn auch immer wieder bei YouTube im Internet zeigen kann“, betont Kaya.
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Während eine Woche später durch das 0:0 gegen Rot-Weiß Erfurt der Aufstieg in die 2. Bundesliga noch verpasst wurde, machte die Bruns-Elf kurz darauf durch ein 3:0 bei Union Berlin den Durchmarsch von der Oberliga in die zweithöchste Spielklasse perfekt. „Letztlich ist jeder in dieser Mannschaft über sich hinausgewachsen“, fasst Kaya die Qualitäten jener „Malocherschicht“ von 2008 zusammen.
Nach Diebstahl musste Ersatz her
Dem gebürtigen Berliner wurde kurze Zeit später die Medaille für das Tor des Monats überreicht. Diese lag allerdings nur kurz in der heimischen Vitrine, kam sich doch durch einen Einbruch abhanden. „Die Einbrecher dachten wohl, die Medaille wäre aus Gold“, berichtet Kaya, der aber schnell Ersatz bekam. „Ich habe daraufhin bei der ARD angerufen, ob ich nicht noch eine bekommen könnte. Und die liegt nun auch seit Jahren bei mir zu Hause.“
Zum Tor des Jahres reichte es für Markus Kaya übrigens nicht. Das erzielte Michael Ballack mit seinem Treffer für die Deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2008 gegen Österreich. „Ich schmücke mich mit diesen individuellen Auszeichnungen nicht“, sagt Kaya bescheiden. „Aber trotzdem ist es natürlich eine schöne Sache, so etwas gewonnen zu haben. Schließlich kann das auch nicht jeder Fußballer von sich behaupten.“